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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls
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fühlen.
    „Finn“, erklang es sanft. Dieser fühlte, wie sich der Brustkorb unter ihm bei dem Wort, jedem Atemzug anhob. „Ich wollte dich nicht gehen lassen. Nicht, was du bist, nicht, was wir sind. Du durftest dich nicht verlieren. Du bist bei mir.“
    „Aber wie ist das möglich?“, fragte Finn Dave, fragte die Dunkelheit, allgemein. „Ich habe keine Magie. Wie?“ Eine schattenhafte Hand strich ihm übers Haar, glitt sanft über den Rücken. Seine Hand, seine Berührung. Federleicht, fast nicht real. Er hatte sie so vermisst.
    „Bist du jetzt ein Mensch oder ein Dämon?“, flüsterte Finn. „Du fühlst dich wie ein Mensch an.“
    „Ich weiß es nicht, Finn. Es ist anders. Ich bin anders. Ich weiß es nicht genau“, antwortete Dave stockend, als ob er selbst erst darüber nachdenken müsste.
    Finn löste sich ein wenig von ihm, seine zitternden Hände umfassten dessen Gesicht, strichen ihm über die Wangen, als ob er prüfen müsste, ob er echt war. Die Haut war fest und dennoch ohne Substanz. Verwirrend anders. „Aber du bist Dave.“
    „Und ein Dämon, wie du mich erschaffen hast“, antwortete dieser. Seine Hände legten sich sanft um Finns. „Ich habe deine Stimme gehört. All diese lange Zeit habe ich dich rufen gehört. Immer und immer wieder, aber ich konnte dich nicht finden, dich nicht sehen, dich nicht erreichen. Du warst zu weit weg.“ Dave seufzte schmerzerfüllt. Sein Griff um Finn wurde fester. Er zog ihn an sich, presste seine Hand auf dessen Hinterkopf und drückte ihn an sich, an seine Brust.
    „So lange. Ewigkeiten, Jahrhunderte. Dann war deine Präsenz plötzlich in der schwarzen Leere. Du bist gefallen. Du hast dich ihr überlassen. Bist eingegangen in die schwarze Leere. Zu mir. Du warst da, hast nach mir gesucht. Du hättest dich darin verloren, Finn. Und plötzlich war da dieses graue Licht. Ich bin zu dir gekommen, zurück zu dir. Du hast uns den Weg aus der Dunkelheit gezeigt.“
    Starke Hände zogen Finn hoch, hatten urplötzlich Substanz. Dave umfasste sein Gesicht derart hart, dass es schmerzte. Es war ihm egal. Grob pressten sich Lippen auf seine, verschlangen ihn gierig. Finn ergab sich in den Kuss, der brutal und doch unglaublich schön war. Seine Lippe platzte unter dem Druck auf und blutete. Unwichtig. Alles war gänzlich unwichtig geworden, verlor den Sinn.
    Nur mühsam löste Finn sich, seine Arme glitten kraftlos an ihm herab. Er fühlte sich einfach nur noch müde, unglaublich schwach, als ob er aus diesem festem Griff gleiten würde.
    „Bitte verlass mich nie wieder, Dave“, flüsterte er, brachte mühsam seine Hände hoch, umschlang den Nacken, hielt sich daran fest, als Dave ihn langsam auf den Rücken gleiten ließ. Dave lächelte, sah ihn zärtlich an.
    „Nein, nie wieder, Finn“, versprach er. „Du bist bei mir.“
    „Bitte lass mich nicht einschlafen“, hauchte Finn, fühlte sich unglaublich matt, müde und glücklich. „Ich will nicht aufwachen und alleine sein müssen. Ich will nicht aufwachen ohne dich.“
    „Wirst du nicht, mein geliebter Finn“, flüsterte Dave zärtlich, küsste sanft die aufgesprungenen Lippen. „Ich werde da sein. Ich werde immer an deiner Seite sein. Wir sind jetzt zusammen. Immer.“
    Finn glitt kraftlos zurück auf sein Kissen, schloss endgültig die Augen. Ein feines Lächeln lag auf seinen kalten Lippen. Seine Hand fiel seitwärts auf das leere Bett neben sich. Es wurde schwarz ringsum, absolut schwarz. Langsam glitt er in die Dunkelheit hinüber.
     
    84. Eins
     
    Zwanzig Kilometer entfernt schreckte Roger mitten in der Nacht heftig atmend aus unruhigem Schlaf auf. Keuchend richtete er sich halb auf und versuchte sein Herz zu beruhigen.
    Seltsam beängstigende Träume von schwarzen Korridoren und offenen Türen, die in leere Räume führten, hatten ihn heimgesucht. Er war wie ein unsichtbarer Schatten durch ein großes Gebäude gestrichen, hatte jemanden gesucht.
    Da war ein seltsames Gefühl, als ob Finn neben ihm gewesen wäre, neben ihm gehen würde. Seine Präsenz war da gewesen, ohne dass er ihn jedoch hatte sehen können. Ringsum hatte sich undurchdringliche Dunkelheit erstreckt.
    Roger hatte geglaubt, Finns Stimme zu hören und instinktiv seine Hand nach ihm ausgestreckt. Das Gefühl, als ob sein Freund fallen, sich immer weiter von ihm entfernen würde, war mächtiger geworden. Roger hatte geschrien, in der Dunkelheit nach Finn getastet. Seine Hand hatte jedoch nur ins Leere gegriffen. Es war lediglich
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