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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls
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Tränen konnte man in einem Leben vergießen? Wann war es einfach zu viel? Seine Hand glitt höher, umfasste fest das Siegel an seinem Hals. Seine Waffe. Sein Fluch.
    „Dave.“ Seine Stimme war ein leises Schluchzen, welches nach und nach weniger wurde. Es würde ihn irgendwann in den Schlaf gleiten lassen, er konnte es nicht verhindern, obwohl er seine Träume fürchtete. Seine Kraft war längst aufgebraucht.
    Draußen nahm der Wind zu. Finstere Wolken jagten immer schneller über den Himmel, löschten das Licht des Mondes aus. Das Fenster vibrierte leicht, wenn Windböe um Windböe dagegenprallte. Wind spielte in den Vorhängen, bauschte sie auf, rauschte draußen durch die Blätter der Bäume.
    Finn schlief schließlich ein. Träumte wieder. Vor ihm tauchte das große Gebäude auf. Er wanderte erneut durch die Gänge. Jede Tür, jede dieser verdammten Türen; er öffnete sie alle. Alle Zimmer waren leer, verlassen, unbewohnt. Er war alleine. Noch eine Tür. Dahinter lauerte die Leere. Alles Schwarz. Alles Dunkel. Da war nur das Nichts.
    Was, wenn er einfach durch diese Tür gehen würde, sich in diese Dunkelheit hineinfallen lassen würde? Eingehen in die ewige Schwärze. Alles so dunkel, schwarz und leer. Würde sie mich umschließen, wie Wasser, oder wie der Wind? Wie ein schwarzer Wind? Wie es wohl sein würde, sich einfach fallen zu lassen, alles zu vergessen, alles hinter sich zu lassen? Im Traum umklammerte Finn den Türrahmen, lehnte sich immer weiter nach vorne, hinein in den schwarzen Abgrund.  
    Dave, rief sein Traum-Ich in die Finsternis. Diese Welt ist leer ohne dich. Ich bin so einsam ohne dich. Komm zurück zu mir, Dave, zurück ins Licht zu mir. Komm zu mir oder nimm mich zu dir. Aber es blieb still, wie immer. Jedes Mal.  
    Ich möchte nicht mehr ohne dich sein, flüsterte Finn verzweifelt. Ich ertrage es nicht mehr. Ein Schritt nach vorne. Nur ein Schritt in diese Dunkelheit hinein und er würde fallen. Einfach fallen. Nur ein weiterer Schritt.  
    Das Traum-Ich ließ den Türrahmen los. Nur ein Schritt. Unter ihm war nichts, nur Schwärze. Alles dunkel, alles leer. Nirgends gab es einen Weg aus dieser Dunkelheit und Leere. Er fiel, stürzte in dieses absolute Nichts. Lass mich nicht alleine, Dave. Ich liebe dich so sehr. Ich will nicht mehr ohne dich sein.  
    Der Wind wehte stärker in der schwarzen Nacht, heulte um das Haus und verlor an Kraft. Die Vorhänge zitterten, als ein zaghafter Lufthauch sie bewegte. Leise säuselte die Luft im Gebüsch und die Blätter in den Bäumen raschelten.
    Es war noch immer dunkel, als Finn die Augen aufschlug. Allerdings war nun nicht mehr diese totale Schwärze ringsum. Trotzdem fühlte er sich noch wie im Traum, alles schien unwirklich, eigentümlich nebelig und diffus.
    Finn sah sich verwirrt um. Er lag in seinem Bett, alles war vertraut und doch eigenartig fremd. Vorsichtig, träge bewegte er sich. Trockene Tränen hatten Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen.
    „Dave“, flüsterte er erstickt. „Dave.“ Seine Stimme hallte merkwürdig nach, als ob sein Zimmer plötzlich viel größer wäre. Er fühlte sich seltsam entrückt.
    Fast hatte er Dave gespürt, fast hatte er nach ihm greifen können, dort in der Dunkelheit. Beinahe hatte er ihn vor sich gesehen, ihn berühren können. Etwas, was wie Dave war, ein winziges bisschen von dem, was ihn ausmachte, doch es war ihm entglitten, in der Dunkelheit verschwunden. Unerreichbar.
    „Oh, Dave.“ Finn vergrub den Kopf tief in seinem Kopfkissen, erstickte das erneute Schluchzen. Und doch war es, als ob er den vertrauten Geruch riechen konnte, einen Körper neben sich fühlte, eine Hand, die nach ihm griff. Die Illusion seine Wärme zu spüren, dauerte an. Wie wundervoll es war, seinen Körper neben sich zu wissen, als ob er nur die Hand auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Finn vermeinte seinen ruhigen Atem zu hören, ihn zu fühlen wie er über seinen Hals strich ...
    Abrupt drehte sich Finn um und erstarrte. Neben ihm war alles dunkel, voller Schatten. Der von den Wolken freigelegte Mond beschien nur die eine Hälfte des Bettes, dort wo er lag. Dahinter war alles dunkel, zerfaserte an den Rändern.
    Hatte sich etwas in den Schatten bewegt? Plötzlich fühlte Finn eine dämonische Präsenz. Ganz kurz glühte das Siegel an seinem Hals heiß auf. Er keuchte, griff danach und blinzelte, versuchte die nebeligen Schatten zu durchdringen. Finns Herz schlug schnell, pumpte Adrenalin durch seinen
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