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Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls
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belegtes Brötchen. Der Tag schritt voran und Russell amüsierte sich damit, den Kellner bei seinen Gängen durch das Café zu verunsichern, indem er ihm in den Schatten Bewegungen vorgaukelte, las nebenbei die Zeitung, mit den Gedanken war er jedoch bei Dave. Später füllte sich das Café zusehends, nur die Plätze in seiner Nähe wurden gemieden. Die Sonne hatte sich endlich durch die Wolken gekämpft und es war ein bewölkter, milder Herbsttag geworden.
    Russell lehnte sich zurück, versank in die Schatten seiner Umgebung und lauschte auf die Herzschläge der Menschen ringsum. Genießerisch stellte er sich vor, wie er eins von ihnen vor Panik schneller schlagen lassen und vor Furcht fast zum Stillstand bringen konnte, bevor er seine Fänge in das süße Fleisch schlagen würde. Hungrig leckte er sich über die Lippen und beobachtete ein dickes, etwa siebzehnjähriges Mädchen, die in ihrem geblümten Kleid und den seitlichen Zöpfen wohl zwanghaft mädchenhaft erscheinen wollte. Sie blickte irritiert um sich, als Russell sich auf sie konzentrierte und eine Gänsehaut ihre Arme überzog. Hastig verbarg Russell sein geblecktes Gebiss hinter der Zeitung. Oh Mann, er war wirklich viel zu hungrig. Vermutlich entging ihm deshalb auch die elegant gekleidete Männergestalt, die das Café betreten hatte. Erst kurz bevor er zu ihm trat, fühlte er die gewaltige Präsenz, die seinen eigenen Herzschlag rasant beschleunigte.
    „Hallo, Dave“, sagte Russell betont gelassen und senkte langsam die Zeitung, während sein Blick an dem Mann aufwärts glitt. „Du hast mich also gefunden.“
    Dave setzte sich neben ihn, in einen dunkelgrauen Anzug mit einer ebensolchen Weste und einer silbernen Krawatte gekleidet. Er sah wie immer beeindruckend aus, nur in seinen dunklen Augen war ein unstetes Flackern zu erkennen, welches Russell irritierte. Der sonst so kühle, beherrschte Blick war eigentümlich unruhig. Aus irgendeinem Grund wirkte Dave sogar ein wenig mitgenommen. Russells Herz begann noch schneller zu schlagen, was Dave kaum entgehen konnte.
    „Hallo, Russell. Wie nett, dass du mich besuchst“, begrüßte ihn dieser mit dem gewohnten, leicht gefährlichen Lächeln. Russell bemerkte allerdings sehr wohl, dass es dem menschlichen Teil in ihm dieses Mal viel zu wenig Unbehagen verursachte. Etwas war passiert, Dave war anders als sonst. Weniger … dämonisch, weniger gefährlich.
    „Du hast wohl gerade an dein Abendbrot gedacht“, bemerkte der alte Dämon mit einem Grinsen. „Stehst du noch immer auf diese ängstlichen Kinder und ihre Albträume?“ Dave musterte Russell, der nun ebenfalls lächelte und Dave skeptisch betrachtete. „Kinder haben verdammt viel Fantasie“, meinte Russell achselzuckend und fügte erklärend hinzu: „Ihre Ängste sind vielschichtig und sie sind leichter in Furcht zu versetzen.“ Kritisch betrachtete er den alten Anderen. „Wann hast du zuletzt gegessen?“ Dave verzog den Mund zu einem Grinsen, doch seinem Lächeln fehlte der gefährliche Touch, den es sonst hatte. Genießerisch leckte er sich über die Lippen.
    „Oh, ich habe köstlich gespeist“, erklärte er, bemüht überzeugend. „Da war ein wenig zu viel Alkohol im Blut, dafür war die Angst stark genug, um mich zu sättigen.“ Was nicht ganz zutraf, denn Daves Hunger war nicht wirklich gestillt worden. Das furchtdurchtränkte Fleisch hatte seltsam schal geschmeckt, die Lebensenergie war kaum mehr als ein verdampfender Wassertropfen gewesen.
    Russell quittierte Daves Aussage denn auch mit einem Hochziehen der Augenbrauen, sagte jedoch nichts dazu.
    „Wie bist du hergekommen?“, erkundigte sich Dave scheinbar interessiert. „Deinem Hunger nach zu urteilen, diesmal ohne Auto und Polizeibegleitung.“ „Mit dem Zug“, gab Russell unbehaglich zu und lehnte sich ein wenig zurück. Dave lachte leise auf. „Mit dem Zug? Na, das nenne ich mal originell. Hast du mich etwa so vermisst in Hamburg?“ „Du bist seit Wochen verschwunden! Ich wollte mich nur vergewissern, dass du nicht den Jägern in die Arme gelaufen bist“, erklärte Russell ungeduldig und betrachtete Dave ärgerlich, der einem Kellner winkte und sich selbst Essen bestellte.
    „Nein, keine Jäger“, meinte Dave, seine Stimme klang allerdings nicht so kühl und distanziert wie sonst.
    „Was ist dann los?“, brach es genervt aus Russell hervor, der zunehmend unsicherer wurde. Dave wirkte befremdlich verändert, so hatte er ihn noch nie erlebt. „Ist es noch immer
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