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Die andere Haut: Roman (German Edition)

Die andere Haut: Roman (German Edition)

Titel: Die andere Haut: Roman (German Edition)
Autoren: Carmen Schnitzer
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aus den Haaren ins Gesicht tropft. Um Davids grüne Augen herum glitzert sein Wimpernkranz wie von Tränen benetzt oder kristallenen Perlen. Seine feuchten Wangen sind gebräunt von der Sonne, die eben noch schien. Das Haar hat seinen Messington verloren, auf Grund der Nässe wirkt es dunkel, fast schwarz und kringelt sich in Davids Nacken und auf seiner Stirn zu Locken, die glänzen wie gerade lackiert.
    „Du siehst aus wie frisch geschlüpft“, sagt Lara und streicht ihm über den Kopf. „Wie ein frisch geschlüpfter junger Gott.“ David lacht und küsst sie. „Meine kleine, nasse Meerjungfrau!“
    Dann ist da dieser Gedanke und lässt Lara nicht mehr los. Wie groß diese Liebe ist und dass sie es feiern sollten, ihr Glück. Reingewaschen vom Regen, all das Gefühl, so pur und rein wie ein Diamant.
    Auch David scheint es zu spüren, denn er wird plötzlich ganz still. Blickt ihr in die Augen, mit einer Andacht, die ihr unheimlich wäre, würde sie nicht ebenso fühlen. Er zögert und ringt nach Worten. Lange dauert es, bis er die richtigen findet für diesen Moment. Holprige Worte, und doch so passend: „Weißt du … Ich glaube, ich habe keine Angst mehr vor einem ,für immer’.“ Er flüstert es, so leise, dass Lara Mühe hat, ihn zu verstehen.
    Sie ist gerührt über seine Zaghaftigkeit. Küsst ihm Tropfen aus dem Gesicht, schmeckt ihn und den Regen und all seine Fragen. „Nein, ich auch nicht.“ Verwundert hört sie in sich hinein, ob sie die Wahrheit sagt. Doch wirklich: „Ich auch nicht. Oh Gott!“
    Dann müssen beide lachen. Verlegen, als hätten sie einander eben erst gefunden.
    Sie werden wieder stumm, bis Lara zögernd das Schweigen bricht: „Ähm, war das jetzt so was wie – ein Antrag?“ Es gelingt ihr nicht, Lockerheit in die Stimme zu legen. Stattdessen hält sie den Atem an. Bereut David, was er eben gesagt hat? Ist es ihm „so rausgerutscht“? Hat er es gar ganz anders gemeint? Laras Herz klopft, sie hält Davids Hand und streicht über jeden einzelnen Finger, als sei sie blind und wolle ihn sorgfältig ertasten, sich an ihn erinnern, für immer.
    „Na ja.“ Scheu guckt er auf den Boden, dann ihr ins Gesicht. „Ich denke vielleicht schon irgendwie.“
Sie holt tief Luft. „Okay. Ja, gut, dann …“
Jetzt schüttelt er sich und grinst. Gespielt streng weist er Lara  zurecht. Und sich selbst gleich dazu: „So geht das nicht, das ist ja fürchterlich!“ Lara kichert: „Also, noch mal von vorn!“
Da fällt er im Regen vor ihr auf die Knie: „Willst du meine Frau werden, Schmetterling?“
„Ach du … Das bin ich doch längst!“
Er rollt mit den Augen, springt auf, packt sie an den Armen und lacht. „Lara, herrje!!!“
„Entschuldige. Ja, ich will!“
    Am Abend betrinken sie sich, weil sie es selbst nicht glauben können. Aus geblümten Servietten bastelt Lara sich einen Schleier, den David feierlich lüpft. Abwechselnd sprechen sie einander mit den möglichen neuen Nachnamen an, prüfen den Klang und schütteln die Köpfe über die ungewohnten Wortmelodien.
    „Tja. Da wirst du dich wohl dran gewöhnen müssen“, neckt  David. „Pah! Oder du!“
„Wir können beide unseren Namen behalten.“
„Nein, nein. Wir werden doch eine Familie, oder nicht? Sozusagen.“ „Sozusagen? Ich will sieben Kinder!“
„Na, du bist gut. Und alle heißen wie du?“ Sie denkt nach. „Na, wenn’s sein muss. Ist doch nur halb so lustig, wenn sich so gar nichts ändert, oder?“
„Lustig! Du Spinnerin. Das ist kein Witz hier!“
„Ich weiß.“
„Du darfst die Vornamen aussuchen, okay?“
„Sieben?“
„Oh ja.“
„Niemals!“
Doch plötzlich erfasst sie ein heiliger Ernst. Ganz erfüllt ist sie von dieser Liebe, dass sie es selbst nicht glauben kann. Lara fällt David in die Arme und lässt sich von ihm halten bis in den Morgen hinein.

Kapitel 21
Im Dschungel
    S ie sind zu sechst. Ein deutsches Paar in den Dreißigern, Thorsten und Jasmin. Zwei junge Franzosen, Jean-Luc und Sébastien. Dann ein Brasilianer, Miguel, etwa 40,  und Lara. Mehrere Stunden fahren sie mit den Dschungelführern in zwei Motor-Kanus den schlammigen Fluss entlang, treiben vorbei an Bäumen und Büschen in tausend Schattierungen grünsten Grüns, dunstverhangen wie Märchenwald-Pflanzen. Sich hier unglücklich fühlen ist nahezu unmöglich, denkt Lara, während ihr der Schweiß von der Stirn perlt und sie das Schaukeln des Bootes genießt.
    Die letzte Stunde bis zum Erreichen ihrer Lodge müssen sie
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