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Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)

Titel: Die Analphabetin, die rechnen konnte: Roman (German Edition)
Autoren: Jonas Jonasson
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Krieger, Der Dank Seiner Ausdauer Und Seinem Unbändigen Siegeswillen Von Sieg Zu Sieg Eilt Und Dabei Eine Feurige Spur Hinterlässt«?
    »Genau der«, sagte Thabo. »Das ist sogar einer meiner engsten Freunde. Der Zeitersparnis halber sage ich Joe zu ihm.«
    Die britische Delegation bat darum, sich ungestört beraten zu dürfen. Dabei einigten sie sich darauf, dass die Region eher Ruhe und Frieden brauchte als irgendeinen allmächtigen Krieger, der seinen Namen seinem völlig übersteigerten Selbstbild anpassen wollte. Die Briten kehrten an den Verhandlungstisch zurück und sagten:
    »Dann nehmt das Land.«
    Aus Basutoland wurde Lesotho, aus Häuptling Seeiso wurde König Moshoeshoe II ., und Thabo wurde der unumstrittene Günstling des neuen Königs. Er wurde wie ein Familienmitglied behandelt und bekam eine Tüte Rohdiamanten aus der größten Mine des Landes, die ein Vermögen wert waren.
    Eines Tages war er einfach verschwunden. Und er hatte bereits einen uneinholbaren Vorsprung von vierundzwanzig Stunden, als dem König dämmerte, dass sein Augenstern, seine kleine Schwester, die zierliche Prinzessin Maseeiso, schwanger war.
    Wer in den Sechzigern in Südafrika schwarz, dreckig und mittlerweile fast zahnlos war, passte nicht in die Welt der Weißen. Nach dem misslichen Vorfall im ehemaligen Basutoland eilte Thabo daher weiter nach Soweto, nachdem er seinen kleinsten Diamanten beim nächstbesten Juwelier zu Geld gemacht hatte.
    Dort fand er eine leere Hütte in Sektor B. Er zog ein, stopfte sich die Geldscheine in die Schuhe und vergrub ungefähr die Hälfte der Diamanten im Boden aus gestampftem Lehm. Die andere Hälfte brachte er in diversen Hohlräumen in seinem Mund unter.
    Bevor er wieder anfing, so vielen Frauen wie möglich allzu viel zu versprechen, strich er seine Hütte in einem schönen Grün, denn so was imponierte den Damen. Und er kaufte Linoleum, um den Lehmboden zu bedecken.
    Der Verführer war in sämtlichen Sektoren von Soweto aktiv, aber mit der Zeit ließ Thabo seinen eigenen lieber weg, denn so konnte er in den Zwischenpausen gemütlich vor seiner Hütte sitzen und lesen, ohne mehr als nötig belästigt zu werden.
    Abgesehen vom Lesen und Verführen widmete er sich dem Reisen. Kreuz und quer durch Afrika, zweimal im Jahr. Das brachte ihm sowohl Lebenserfahrung ein als auch neue Bücher.
    Aber er kam immer wieder zu seiner Hütte zurück, auch wenn er finanziell unabhängig war. Nicht zuletzt, weil die Hälfte seines Vermögens immer noch drei Dezimeter unter dem Linoleumboden lag. Thabos untere Zahnreihe war noch in einem zu guten Zustand, um weiteren Diamanten Platz zu bieten.
    Es dauerte ein paar Jahre, bevor das Getuschel in den Hütten von Soweto begann. Wo hatte dieser Verrückte mit den Büchern eigentlich das ganze Geld her?
    Um den Gerüchten nicht gar so viel Nahrung zu geben, beschloss Thabo, einen Job anzunehmen. Am nächstliegenden war es, ein paar Stunden pro Woche Latrinentonnen zu schleppen.
    Unter seinen Kollegen befanden sich fast nur junge, alkoholisierte Männer ohne Zukunft. Aber auch vereinzelte Kinder. Darunter eine Dreizehnjährige, die Thabo eine Schere in den Oberschenkel rammte, bloß weil er die falsche Tür genommen hatte, als er duschen ging. Beziehungsweise eigentlich die richtige Tür. Nur das Mädchen war falsch. Viel zu jung, keine Kurven. Nichts für Thabo, außer im Notfall.
    Das mit der Schere hatte ganz schön wehgetan. Und jetzt stand sie hier vor seiner Hütte und wollte, dass er ihr das Lesen beibrachte.
    »Ich würde dir ja zu gerne helfen, aber leider verreise ich morgen«, sagte Thabo und dachte sich, dass es vielleicht das Klügste wäre, seine Behauptung tatsächlich wahrzumachen.
    »Verreisen?« Nombeko war in den ganzen dreizehn Jahren ihres Lebens nicht aus Soweto herausgekommen. »Wohin willst du denn?«
    »Nach Norden«, sagte Thabo. »Dann sehe ich weiter.«
    * * * *
    Während Thabos Abwesenheit wurde Nombeko ein Jahr älter und befördert. Und sie machte sich als Chefin. Dank eines sinnvollen Systems, das ihren Sektor auf der Grundlage demografischer Daten und nicht nach geografischer Größe oder Gerüchten in Bereiche einteilte, konnte die Aufstellung der Plumpsklos viel effektiver vorgenommen werden.
    »Eine dreißigprozentige Verbesserung«, lobte ihr Vorgänger.
    »Dreißig Komma zwei«, sagte Nombeko.
    Das Angebot richtete sich nach der Nachfrage und umgekehrt, und so blieb im Budget Geld übrig für neue Waschhäuser.
    Die
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