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Die Amazonen

Titel: Die Amazonen
Autoren: Hedwig Appelt
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gewonnen hatte, Gemeinsamkeiten mit den Erbanlagen des kleinen Mädchens zeigte.
    Was Dr. Joachim Burger nach wenigen Tagen bekannt gab, glich, in seinen eigenen Worten, einem Lottogewinn. Die DNA des kleinen Mädchens war verwandt mit der der Kriegerin aus dem Kurgan.
    Für Jeannine Davis-Kimball war das der letzte noch fehlende Beweis. In der kleinen Meiramgul lebten die Kriegerinnen der Steppe fort:
    |178| „Meiramgul ist die Nachfahrin einer Steppenkriegerin. Jener Frauen, die vor 2 500 Jahren einen Mythos inspirierten. Einst verschleiert in schillernden Legenden, lange verborgen in der kargen Erde der eurasischen Steppen. Es gab sie: Jene Kriegerinnen, die diesen Namen verdienten. Und es gibt sie noch heute.“
    Mit diesen Schlusssätzen legte Jeannine Davis-Kimball nahe, dass eine Verbindung existiert zwischen der vor zweieinhalb Jahrtausenden gestorbenen Kriegerin und dem Mythos von den Amazonen. Ohne den Wert ihrer Recherchen schmälern zu wollen, muss aber gesagt werden, dass diese Verbindung nicht nachweisbar ist. Ob die Amazonen identisch waren mit diesen Kriegerinnen, ob die Reiterinnen der Steppe den wahren Kern darstellten, um den herum sich die Amazonensagen bildeten, oder ob sie gar nichts mit ihnen gemein hatten – das ist nicht herauszufinden.

    Wie weit kann die Archäologie gesicherte Aussagen treffen zu der Frage, ob es die Amazonen wirklich gab?
    Professor Renate Rolle vom Archäologischen Institut der Universität Hamburg sagt unmissverständlich: „Es ist heute möglich, von Amazonen in der Realität der Antike zu sprechen.“
    Bei dieser Annahme bezieht sich auch die deutsche Archäologin auf Herodots Bericht über das Aufgehen der Amazonen im Stamm der Sauromaten. Und dazu passt eine ganze Reihe von archäologischen Befunden:
    In den pontisch-kaspischen Steppen sowie im südlich anschließenden Steppenbereich der Ukraine sind Gräber bewaffneter Frauen gefunden worden. Im Jahr 1986, als Renate Rolles Bericht erschien, gab es 40 „gesicherte“ Amazonengräber. Diese Zahl galt damals schon als Minimum, da bei älteren Ausgrabungen ein Grab mit Waffenbeigaben automatisch einem Mann zugeordnet worden war. Doch selbst dann, wenn diese Zuordnung korrigiert würde und man mit weiteren Grabfunden rechnete, kann „aus archäologischer Sicht von ‚Amazonenheeren‘, jedenfalls in Osteuropa, nicht die Rede sein“.

    |179| Bei der Frage, ob die gefundenen Waffen – meist Pfeile – überhaupt Angriffswaffen waren oder einfach für die Jagd gebraucht wurden, brachte ein Fund an der nördlichen Schwarzmeerküste den Durchbruch. Das Grab wurde einer jungen Frau zugeordnet. Es enthielt Bronze- und Silberschmuck, Pfeile, Bogen, vier Lanzen sowie einen mit Eisenlamellen besetzten Kampfgürtel. Das Grab gehörte zu einer kleinen Untergruppe von Frauengräbern, die nicht nur Pfeil und Bogen, sondern ganze Waffenkombinationen, Rüstungsteile und manchmal sogar Pferde enthielten. Die große Zahl von Waffen, die in ihrer Kombination sinnvolle Angriffswaffen darstellten, sprach dafür, dass diese Frauen mehrere Kampfdisziplinen beherrschten.
    20 solcher Gräber wurden bisher gefunden, bei denen man zweifelsfrei von echten Kriegerinnen der Antike sprechen kann. Neben Pfeil und Bogen enthielten sie Lanzen, Wurfspieße und Schwerter, metallverstärkte schwere Gürtel, die im Kampf die Lenden schützten, und kostbaren Zierart am Wehrgehenk. Außer Waffen wurden auch spezifisch weibliche Beigaben wie Spiegel, Ohrringe und Schminke gefunden, ebenso kleinteiliger Schmuck und aufwendig gearbeitete Kopfbedeckungen, die darauf hinwiesen, dass die Kriegerinnen auf ihr Aussehen Wert legten und ihre Weiblichkeit nicht etwa versteckten, um für Männer gehalten zu werden. Im Gegenteil, sie zogen selbstbewusst als Frauen gegen den Feind.
    Das älteste dieser Gräber stammt aus Kaukasien und gehört an das Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. Bestattet war hier eine 30bis 40-jährige Frau, an deren Schädel die Spur einer schweren Verletzung zu erkennen war. Die Wunde konnte als Folge eines Schlags oder Stichs identifiziert werden, hervorgerufen durch eine Speerspitze oder einen Stein. Als Beigaben fanden sich eine Lanze, ein Dolch aus Eisen, der Unterkiefer eines Pferdes sowie Schmuck und Tongefäße.
    Andere Gräber mit ähnlichen Beigaben datierten die Archäologen auf einen Zeitraum zwischen dem 6. und dem 4./3. Jahrhundert v. Chr.
    |180| Obwohl es keine Hinweise auf organisierte Frauenheere gibt, sind inzwischen doch
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