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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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entführen, sagte sie sich, und das kann nicht ohne Blutvergießen geschehen. Das wußte ich schon vorher ...
    Kindra winkte die rothaarige Frau zu sich. »Ich wollte Euch eigentlich hier zurücklassen«, flüsterte sie, »aber wir werden Euch brauchen, falls Melora Hilfe oder Zuspruch benötigt. Kommt mit, Lady, aber paßt auf Euch auf, falls es zu einem Kampf kommt. Keine von uns wird Zeit genug haben, Euch zu beschützen, und Jalaks Männer werden Euch für eine der unsrigen halten. Habt ihr eine Waffe?«
    »Das hier habe ich«, antwortete Rohana und wies ihren kleinen Dolch vor, den alle Comyn-Frauen zu ihrem persönlichen Schutz trugen. Kindra musterte ihn besorgt.
    »Er bietet nur wenig Schutz in einem Kampf, aber wenn wir verlieren, doch daran glaube ich nicht, fallt Ihr wenigstens nicht lebend in Jalaks Hände. Vai domna, seid Ihr dafür bereit?«
    Rohana nickte. Hoffentlich bemerkte die Amazone nicht, wie sehr sie zitterte. Und da glaubte sie wieder, wie schon öfter in den vergangenen zwanzig Tagen, daß Kindra vielleicht ein wenig Psi-Kraft haben mußte, denn die Amazone legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Lady, glaubt Ihr etwa, wir hätten keine Angst?« sagte sie leise dazu. »Uns wurde nur beigebracht, der Angst ins Gesicht zu sehen. Das lernen die Frauen unserer Welt sehr selten. Komm jetzt, Nira, du kennst den Weg ...«
    Rohana folgte ihnen und bildete den Schluß der kleinen Truppe. Ihr Herz klopfte so laut, daß sie glaubte, jede müsse es hören. Wie Geister oder Schatten bewegten sie sich im Schutz der Gebäude, huschten lautlos dahin. Wo hatten sie gelernt, sich so leise und geschickt zu bewegen?
    Einen Augenblick lang wünschte Rohana, sie hätte dieses Abenteuer nie begonnen und könnte sicher in ihrem Schloß Ardais unter dem Hellers sein. Krieg, Rache und Rettungsaktionen waren doch eigentlich Männersache, oder nicht?
    Aber die Männer hatten es zugelassen, daß Melora als Gefangene bei Jalak leben mußte ... Deshalb mußte sie, Rohana, deren Pflichten übernehmen.
    Die Stadt war ein Labyrinth, doch es dauerte nicht allzu lange, bis die Frauen vor ihr zusammentraten und über einen offenen Platz zu einem großen Haus schauten, in dem Jalak von Shainsa regierte. Es war ein riesiger Bau aus großen, weißen Quadersteinen, fast eine Festung, deren zwei Tore von riesigen Posten in Jalaks barbarischer Livree bewacht wurden. Lautlos verschwanden die Amazonen im Schatten des Gebäudes. Rohana hatte Kindras Plan für gut befunden, denn alle Tore in der Trockenstadt waren bewacht. Konnte man aber durch eine kleine Seitentür in den Hof gelangen, der um diese Stunde vermutlich verlassen dalag, dann konnte man auch zu Jalaks Schlafzimmer kommen.
    »Unsere Hoffnung ist, daß die Wachen wegen des monatelangen Friedens in der Stadt nicht so wachsam sind, wie sie sein sollten«, hatte Kindra gesagt.
    Nur ein Posten stand am Seiteneingang. Rohana konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie war Telepathin und las seine Gedanken: Langeweile, der jede Unterbrechung recht kam, sogar ein bewaffneter Angriff.
    »Gwennis, deine Rolle«, flüsterte Kindra.
    Als der Plan aufgestellt wurde, hatte Gwennis protestiert. »Muß es denn ausgerechnet ich sein?« Und Kindra hatte geantwortet: »Ja, weil du die Hübscheste bist.« Jetzt gab es nichts mehr als die Disziplin der Gruppe. Gwennis trat einen Stein lose, und der Posten wurde von diesem Geräusch aus seiner Langeweile geweckt. Schon hatte Gwennis Messer und Dolch abgegeben, vorher aber noch ihre Tunika ein Stück vorne aufgeschlitzt. Dann lief sie auf den mondhellen Platz hinaus.
    Der Posten sah sie und zögerte nur einen Augenblick lang, dann rannte er auf das junge Mädchen zu. »He, Hübsche, bist du vielleicht einsam? Eine Amazone? Hast du sie satt und hältst nach etwas Besserem Ausschau?«
    Gwennis schaute ihn nicht einmal an. Bei der Planbesprechung hatte sie gesagt: »Ich verführe ihn nicht zum Tod. Kümmert er sich nur um seinen Dienst, ist er sicher. Weibliche Tricks verabscheue ich.«
    Der Posten hatte die Seitentür aber schon verlassen und war vor allem neugierig. »Nicht einmal ein Messer hast du?« fragte er. »Na, dann wirst du jetzt erleben, was es heißt, eine Frau zu sein. Vielleicht gefällt dir das besser.« Er griff ziemlich grob nach dem Mädchen, hielt ihr mit einer Hand den Mund zu und ... Er konnte kein Wort mehr sagen, denn Loris langes Messer traf, mit tödlicher Sicherheit geworfen, direkt seine Kehle und durchschnitt die große
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