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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Arterie unter seinem Ohr. Kindra und Camilla zogen ihn in den Schatten der Mauer, so daß kein Passant ihn sehen konnte. Schnell untersuchte Kindra seinen Gürtel, fand die Schlüssel und probierte sie an dem schweren Schloß aus. Die Tür war von außen versperrt, also weniger gegen Eindringlinge, mehr gegen Fluchtversuche der Frauen ...
    Endlich fand Kindra den passenden Schlüssel. Lautlos schwang die Tür auf, und die Amazonen drängten sich hinein. Leise machten sie die Tür hinter sich zu.
    Nun standen sie in einem verlassenen Garten. Hier, in den Trockenstädten, gab es nur Dornbüsche, außer es wurde etwas angepflanzt und sorgfältig gepflegt. Jalak, der Tyrann von Shainsa, hatte keine Kosten gespart, um für sich und seine verwöhnten Frauen eine Oase zu schaffen. Bunte Blumen wuchsen üppig unter hohen Bäumen, einige Brunnen plätscherten, und die Luft war mit süßen Düften geschwängert. Im Schatten eines großen Schwarzfruchtbaums blieben die Frauen stehen.
    »Leeanne«, flüsterte Kindra.
    Die schlanke Gestalt huschte weiter zu der Kammer, in der Meloras zwölfjährige Tochter mit ihrer Kinderfrau schlief. Wie mochte sich eine neutralisierte Amazone fühlen? überlegte Rohana. Ungeduldig schob sie diesen Gedanken von sich. Wie lächerlich, jetzt so etwas zu überlegen!
    Die Gartentür war ungeschützt, und einen Augenblick später waren alle im Haus. Rohana wußte von ihrem Rapport mit Melora her, wo Jalaks bewachtes Schlafzimmer lag. War Melora wach? Den ganzen Nachmittag über hatte sie der Versuchung widerstanden, in telepathischen Kontakt mit ihrer Base zu treten, doch jetzt war es notwendig. Sie griff aus ...
    Melora ... Und da war sie plötzlich Melora.
    Hellwach lag sie an der Wand und zwang sich zur Geduld ... Das schwere Kind in ihrem Leib boxte heftig. Kleiner Sohn, dachte sie, Avarra möge mir verzeihen, aber du bist Jalaks Sohn, und ich habe keinen anderen Wunsch, als daß du sterben mögest ...
    Werden sie heute kommen? Wie? Seit zehn Jahren sah sie vor sich das Bild ihres Ziehbruders Valentine, der auf so schreckliche Art hatte sterben müssen, daß ... Nein, nur jetzt nicht daran denken! Oh, Aldones, Herr des Lichtes, behüte Rohana, daß nicht auch sie ...
    Jalak schlief fest. Hinter ihm erkannte sie im Mondlicht, das durch die Gartenfenster fiel, die Gestalten der beiden Favoriten, die sein Bett teilten. Auch sie schliefen. Die nackte, blasse Danette, die sich an Jalaks langen Körper schmiegte. Anfangs hatten solche Dinge sie gedemütigt, und wie oft hatte sie geweint! Aber nach zehn Jahren war sie gleichgültig geworden, und sie fühlte sich erleichtert, daß sie sein Bett nicht mehr zu teilen brauchte. Während ihrer Schwangerschaft war Jalak, da sie ja seinen Sohn trug, fast gutmütig zu ihr gewesen und hatte ihr ein eigenes Bett zugestanden, damit sie in Ruhe schlafen konnte. Seit Jahren brauchte sie auch nachts die Ketten nicht mehr zu tragen, die alle Frauen der Trockenstädte bei Tag fesselten. Wie oft war sie ihm anfangs an die Kehle gefahren! Doch nur solange, bis sie sich klar wurde, daß sie ihn damit nur erregte.
    Wie sehr Danette sie doch haßte! Sie weiß, daß sie unfruchtbar ist, und deshalb haßt sie auch das Kind ... Nein, Garris hasse ich nicht, überlegte Melora. Seine Eltern verkauften ihn in ein Bordell nach Ardcarran, als er nicht älter war als Jaelle jetzt ... Er liebt Jalak ebensowenig wie ich ... Die Frauen in den Trockenstädten sind wenigstens irgendwie durch das Gesetz geschützt, doch Leute wie Garris ... Armer Kerl, er weint so oft ... Wenn doch die Nacht verginge ...
    Plötzlich versteifte sie sich. Was war das für ein Geräusch? Die Tür wurde aufgebrochen, und plötzlich war der Raum voller Frauen. Jalak wachte auf, tat einen Schrei und griff nach seinem Schwert, das immer bereit lag. Er rief nach den Wachen, aber niemand gab mehr Antwort. Nackt sprang er die Gestalt an, die ihm am nächsten war, doch er wurde an die Wand gedrängt. Er verschwand hinter einer Wand von Frauen; mit ihren Messern stachen sie auf ihn ein, und Kindra schnitt die Sehnen an den Rückseiten seiner Knie durch. Heulend und um sich schlagend stürzte er zu Boden. Danette kniete mit aufgerissenen Augen auf dem Bett und kreischte.
    »Garris! Garris! Nimm sein Schwert, es sind nur Frauen ...!«
    Camilla drückte der schreienden Danette ein Kissen auf das Gesicht, und Garris saß da und musterte voll unheiligen Vergnügens den sich windenden, heulenden Jalak. Rohana fand am Fuß
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