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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Wächter ritten voraus, dann folgten cralmacs, die pelzigen Halbmenschen mit den großen, goldenen Augen, die zu ihrem eigenen Fell nur juwelenbesetzte Gürtel trugen und auf riesigen, schaukelnden oudhraki aus fernen Wüsten ritten. Dann kamen weitere Garden, die weniger prächtig gekleidet, aber mit langen Schwertern ausgerüstet waren. Schließlich folgte Jalak selbst.
    Er hatte ein mageres Geiergesicht unter sonnengebleichtem, dichtem Haar und einen wilden Schnurrbart. Rohana fürchtete, er müsse ihren unbeschreiblichen Haß spüren, denn sie war von Kind an Telepathin und kannte keine andere Wirklichkeit als diese. Aber Jalak schien nichts zu bemerken; fast teilnahmslos ritt er zwischen seinen Wächtern.
    Er war umgeben von einigen Frauen, Favoritinnen, Sklavinnen oder Konkubinen; trotz der heißen Sonne trugen sie pelzverbrämte Kleider zu nackten Beinen. An der einen Seite hatte er ein schlankes, junges Mädchen mit kostbaren Handketten, an der anderen ritt ein magerer, eleganter Junge, der viel zu reich geschmückt und zu sehr parfümiert war, als daß er etwas anderes als ein Günstling sein konnte.
    Hinter Jalak und seinen Favoriten folgten Frauen; eine unter ihnen hatte flammend rotes, leicht ergrautes Haar, und das war Melora. Rohana war darauf vorbereitet gewesen, denn Melora war in Gedanken zu ihr gekommen. Sie so zu sehen, bis zur Unkenntlichkeit verändert, war ein großer Schmerz für Rohana, und sie fürchtete, ihn nicht ertragen zu können.
    Kindras Hand schloß sich stützend um Rohanas Arm. Hier begann nun ihr Teil der Rettungsaktion, und mehr konnte sie nicht tun. Mit ihrer geistigen Hand griff sie aus und stellte den Kontakt her.
    Melora ... Verrate dich nicht und schau mich auch nicht an. Ich bin dir nahe, unter den Freien Amazonen ...
    Rohana ... Bist du das, Rohana?
    Rohana war ungeheuer stolz auf Melora, weil sie nicht das geringste Zeichen des Erkennens gab. Ihre Augen hingen irgendwo im Leeren, und ihr mageres Gesicht drückte nichts als Müdigkeit und Schmerz aus. Plötzlich erschrak Rohana, denn sie wurde sich klar darüber, daß Melora hochschwanger und ihre Zeit bald erfüllt war.
    Kannst du reiten, Melora? Deine Niederkunft steht bevor. Wir haben einen weiten Weg vor uns.
    Die Gedankenantwort kam fast gleichgültig: Du kennst die Trockenstädte nicht. Man verlangt noch viel mehr von mir. Ich kann das tun, was ich muß. Und um frei zu sein, würde ich sogar durch die Hölle reiten!
    Und nun übermittelte Rohana ungeheuer genau Kindras Anweisungen und empfing Meloras Antwort, während die Karawane über den Marktplatz zog. Den Schluß machten wieder einige Wachen, die achtlos ein paar kleine Münzen und Süßigkeiten in die Menge warfen, nach denen Kinder und Bettler gierig haschten. Kindra und Rohana kehrten zu ihrem Lager zurück. In der Sicherheit ihres Zeltes berichtete Rohana das, was sie von Melora empfangen hatte.
    »Jalak schläft in einem Raum an der Nordseite und hat seine derzeitige Favoritin und Melora bei sich. Er teilt nicht ihr Bett, aber da sie seinen Sohn trägt, ist sie im Moment sein kostbarster Besitz, und er läßt sie nicht aus den Augen. Im Raum selbst sind keine Wachen, aber vor der Tür stehen zwei Garden mit Messern und zwei cralmacs, die ebenfalls mit Messern bewaffnet sind. Bis zu dieser Schwangerschaft schlief Jaelle, die Tochter, im Zimmer der Mutter, doch jetzt bewohnt sie zusammen mit anderen königlichen Töchtern eine Suite. Sie beklagt sich, daß die kleinen Mädchen zuviel Lärm machen. Jalak liebt seine hübschen Mädchen abgöttisch und hat ihr daher einen eigenen Raum zugeteilt, der am Ende der Kindersuite liegt und auf einen Innenhof mit Schwarzfruchtbäumen führt. Eine Kinderfrau ist bei ihr.
    Den Plan der Gebäude habe ich ganz klar im Kopf. Ich könnte ihn dir aufzeichnen.«
    Kindra lachte. »Wirklich, Lady, an Euch ging eine ausgezeichnete Amazone verloren! Schade ...« Sie ging in die Verkaufsbude.
    »Verkauft, soviel ihr könnt«, sagte sie leise zu den anderen. »Was nicht verkauft ist, wird zurückgelassen. Die Bude bleibt stehen, als würden wir morgen früh wieder hier sein. Sorgt dafür, daß die Pferde, die wir als Packtiere benützten, für Melora und ihre Tochter bereit sind ...«
    Für Rohana wurde es ein endloser Nachmittag, denn trotz aller Spannung mußte sie sich hier in der Trockenstadt so benehmen wie sonst auch und sich irgendwie beschäftigen. Die Amazonen schienen ganz ruhig zu sein; sie verkauften ihre Waren, kümmerten
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