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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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in Ketten gelegt ...
    Aber sie hatte zu ihrer Ruhe zurückgefunden, als die Sonne aufging und sie mit Magda die Reisevorbereitungen durchsprach. »Ich muß mein Haar abschneiden«, sagte sie. »Es wurde hier zu lang.« Es reichte ihr schon ein Stück über die Schultern.
    Peter kam und strich ihr über die seidige Fülle. »Mußt du das wirklich tun?« fragte er. »Es wäre so schade.«
    »Es ist kein Muß, sondern Sitte, um zu zeigen, daß wir keinen Mann mit weiblichen Finessen umgarnen wollen.«
    Er hielt sie eng umschlungen. »Müssen wir uns dann trennen, mein Schatz? Gibt es denn gar keine Möglichkeit, bei mir zu bleiben? Willst du mich denn verlassen?«
    »Wenn du willst, kann ich eine Weile als deine Gefährtin bei dir bleiben«, antwortete sie leise.
    »Ob ich es will? Wie kannst du nur fragen, meine Süße. Bitte, schneide dein Haar nicht ab.«
    »Ich werde es nicht tun«, versprach sie lächelnd. Sie verriet ihm nicht, daß Freie Amazonen, die eine Weile mit einem Geliebten zusammenlebten, ihr Haar wachsen ließen.
    Sie war vor ihm fertig und ging nach unten in den Frühstücksraum. Auf der Treppe hielt eine Hand sie zurück, und sie glaubte, es sei Peter; doch es war Kyril, ihr Vetter.
    »Hast du mit deinem Liebhaber gestritten? Wäre ich da nicht ein guter Ersatz für ihn?« fragte er sie.
    Sie nahm seine Hand von ihrem Arm, als sei sie ein lästiges Insekt. »Vetter«, antwortete sie, »wir reisen sehr bald ab. Rohanas wegen laß uns diese kurze Zeit Freunde bleiben. Es tut mir leid, wenn wir als Kinder stritten, aber jetzt sind wir erwachsen, und wir sollten nicht mehr darüber sprechen.«
    »Mit dir will ich doch nicht streiten, Jaelle«, flüsterte er und zog sie an sich, doch sie stieß ihn zurück.
    »Kyril, zwing mich nicht dazu, grob zu dir zu werden. Ich bin deine Verwandte und Gast deiner Mutter.«
    »Aber du denkst nicht daran, daß du mit diesem Bastard von Nirgendwoher Schande über deine Familie bringst, nicht wahr?«
    »Wenn er wirklich ein Bastard der Ardais wäre, so liegt die Schuld nicht bei ihm, sondern bei seinen Eltern. Es ist kein Verdienst, daß du als Comyn geboren bist. Und ich, Kyril, schulde dir keine Rechenschaft über das, was ich tue.«
    Er packte sie voll unbedachter Gier, weil er sie begehrte, aber sie stieß ihn angewidert von sich. »Kyril, du solltest wissen, daß keine Freie Amazone vergewaltigt werden kann, aber ich, der Gast deiner Mutter, will dich unter deinem eigenen Dach nicht kränken oder verletzen. Also laß deine Hände von mir, oder ich muß es dir wieder beweisen – wie damals.« Sie weinte, ohne es zu wissen. Damals, als sie beide fünfzehn Jahre alt waren, hatten sie ein wenig miteinander getändelt und geküßt, und damals, als er es allzu ernst nahm, hatte sie sich ihn zum Feind gemacht.
    »Du Luder!« zischte er. »Mit welchem Recht verweigerst du mir, was du dem anderen nachgeworfen hast?«
    »Was? Du wagst es, von einem Recht zu sprechen? Ich habe meinen Geliebten gewählt, Kyril. Warum beklagst du dich, daß nicht du es bist? Ich wollte dich damals nicht, als ich fünfzehn war, denn du warst arrogant und verzogen, und heute will ich dich erst recht nicht.« Damit lief sie ihm voraus zum Frühstückszimmer.
    Er rannte ihr nach und hielt sie fest. »Du benimmst dich unter dem Dach meiner Mutter wie eine Hure. Weiß mein Vater, daß du zu diesem Fremden ins Bett kriechst? Wenn nicht, soll er es sofort erfahren, damit sich dein Liebhaber vor ihm verantworten kann. Der Lord Ardais wird das nicht gerne hören.«
    »Ich bin eine Freie Amazone, und er ist nicht mein Vormund. Und was hat Piedro dir angetan, daß du so gemein zu ihm sein willst? Warum tust du das?«
    »Es geht nicht um Piedro, denn er ist ein Mann. Aber ihr Amazonen spielt die keuschen Frauen und wollt als solche behandelt werden, und wenn es euch paßt, seid ihr Huren. Ich will dich lehren, daß ihr uns Männer nicht so behandeln könnt!«
    Es gelang Jaelle, sich seinem Griff zu entwinden, und sie war froh, daß Magda schon am Tisch saß. Das war ein gewisser Schutz für sie. Aber Kyril war ihr gefolgt und versuchte mit seinem Vater zu sprechen, der gerade mit dem Verwalter einen heftigen Streit wegen eines Nuß- und Holzdiebs hatte. Der Verwalter war dafür, daß man ihn bestrafe, doch Gabriel war der Meinung, die Götter haßten gierige Menschen, und ein paar Nüsse und etwas Holz würden ihn nicht ärmer machen. »Und jetzt will ich kein Wort mehr hören«, erklärte er
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