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Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Die Alhambra oder das neue Skizzenbuch (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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Franzosen war, lag eine französische Besatzung in der Alhambra, und die Oberoffiziere bewohnten zuweilen den Palast. Mit jenem erleuchteten Geschmacke, der die französische Nation stets bei ihren Siegen auszeichnete, wurde dieß Monument maurischer Eleganz und Größe von dem gänzlichen Ruin und der Zerstörung, der es anheim gegeben war, gerettet. Die Dächer wurden hergestellt, die Säle und Galerieen vor dem Wetter geschirmt, die Gärten angebaut, die Wasserleitungen wieder hergestellt, die Brunnen versendeten wieder ihre glänzenden Wasserstrahlen; und Spanien darf seinen Eroberern danken, daß sie ihm das schönste und anziehendste seiner historischen Monumente erhalten hat.
    Bei der Abreise der Franzosen sprengten sie einige Thürme an der äußern Mauer, und ließen die Vestung in einem kaum haltbaren Zustande. Seit dieser Zeit hat die militärische Wichtigkeit des Platzes ein Ende. Die Besatzung besteht aus einer handvoll Invaliden, deren Hauptdienst darin besteht, einige der äußern Thürme, die gelegenheitlich als Staatsgefängniß dienen, zu bewachen; und der Statthalter verläßt die luftige Höhe der Alhambra, und wohnt, zu bequemerer Erledigung seiner Dienstpflicht, in der Mitte von Granada. Ich kann diese kurze Nachricht von dem Zustand der Veste nicht schließen, ohne der ehrenvollen Bemühungen ihres jetzigen Statthalters, Don Francisco de Gerna, zu gedenken, der alle die beschränkten Hülfsmittel, über die er zu gebieten hat, benützte, um den Palast in wohnlichem Stande zu erhalten, und durch seine kluge Vorsicht seinen zu gewissen Verfall verzögert hat. Wären seine Vorgänger den Pflichten ihres Postens mit gleicher Treue nachgekommen, so wäre die Alhambra noch fast in ihrer früheren Schönheit geblieben; unterstützte die Regierung ihn mit Mitteln, welche seinem Eifer gleich kämen, so dürfte dieses Gebäude noch erhalten werden, um das Land zu schmücken, und die Neugierigen und Aufgeklärten jedes Himmelstriches manche Lebensalter hindurch anzuziehen.

Das Innere der Alhambra.
    Die Alhambra ist so oft und so genau von Reisenden beschrieben worden, daß eine bloße Skizze wahrscheinlich hinreichen wird, dem Leser das Ganze in das Gedächtniß zurückzurufen; ich will daher eine kurze Nachricht von dem Besuche geben, den wir am Morgen nach unserer Ankunft zu Granada dort abgestattet haben.
    Indem wir unsere Posada »La Espanda« verließen, schritten wir über den berühmten Platz von Vivarrambla, einst die Scene maurischer Tourniere und Kampfspiele, jetzt ein besuchter Marktplatz. Von da kamen wir in das Zacatin, die Hauptstraße dessen, was zu der maurischen Zeit der Bazaar war, wo die kleinen Läden und engen Gäßchen noch den orientalischen Charakter bewahren. Nun gingen wir über einen offenen Platz vor dem Hause des Oberbefehlshabers, und stiegen eine enge, gewundene Straße hinauf, deren Name uns an die ritterlichen Tage von Granada erinnerte. Man heißt sie »Calle,« oder Straße der Gomeres, von einer in der Geschichte und in Gesängen berühmten maurischen Familie. Diese Straße führte zu einem massiven Thorweg, der, in griechischem Styl, von Karl V. erbaut, den Eingang zu den Bezirken der Alhambra bildet.
    Am Thore schliefen auf einer steinernen Bank zwei zerlumpte, abgelebte Soldaten, die Nachfolger Zegris und der Abencerragen, während ein langer, hagerer Bursche, dessen rost-brauner Mantel augenscheinlich dazu diente, den zerlumpten Zustand der Unterkleidung zu bedecken, im Sonnenschein sich gütlich that und mit einer alten Schildwache im Dienst plauderte. Er kam, als wir in das Thor traten, zu uns und erbot sich, uns das Schloß zu zeigen.
    Ich theile das Mißfallen der Reisenden an dienstfertige Ciceroni und fand auch an dem Kleid des Erbötigen keinen Gefallen.
    »Ich hoffe, Ihr seyd mit dem Orte gut bekannt?«
    »Ninguno mas; pues Sennor, soy hijo de la Alhambra.«
(Niemand besser, denn, Herr ich bin ein Sohn der Alhambra.)
    Der gemeine Spanier hat gewiß eine sehr poetische Art sich auszudrücken. »Ein Sohn der Alhambra!« Der Name gewann mich alsbald; selbst das zerrissene Gewand meines neuen Bekannten erhielt eine gewisse Würde in meinen Augen. Es war ein Sinnbild der Schicksale des Ortes und paßte zu der Nachkommenschaft einer Ruine.
    Ich stellte ihm einige fernere Fragen und fand seine Ansprüche gesetzmäßig. Seine Familie hatte von Geschlecht zu Geschlecht seit der Zeit der Eroberung in der Veste gelebt. Sein Name war Mateo Ximenes. »Dann seyd Ihr
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