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Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman

Titel: Die Albenmark: Elfenritter 2 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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tot.« Sie sagte das schnell, abgehackt. Dann presste sie die Lippen zusammen, bis nur ein schmaler, blasser Strich blieb, der wie eine Narbe in ihrem Gesicht wirkte.
    Luc drückte ihre Hand. Dann nahm er Gishild vorsichtig in den Arm. Behutsam küsste er sie. Zärtlich. Er fühlte sich steif und linkisch dabei. Er wollte es besser machen als beim ersten Mal! Er wollte, dass auch sie dieses wunderbare, warme Gefühl spürte. Und er wünschte, er hätte sie nicht nach ihrem Bruder gefragt.
    Als sie ihre Lippen voneinander lösten, lächelte Gishild scheu. »Das war besser«, sagte sie sehr leise. »Es hat gutgetan. «
    Luc fühlte sich so glücklich wie in jenen seltenen Fechtstunden, wenn es ihm gelang, einen Treffer gegen Michelle zu erzielen. Er würde das Küssen meistern! So, wie er auch die raffiniertesten Finten und Ausfallschritte lernte. Er musste nur üben.
    »Ich mag dein Lächeln.« Gishild seufzte. »Als Prinzessin lernt man früh, dass man nicht auf Liebe hoffen sollte, wenn es ans Heiraten geht. Hat man das einmal begriffen, wird es weniger schmerzhaft. Im Grunde hat man es schon ganz gut getroffen, wenn man einen Mann abbekommt, der nicht viel älter ist und der nicht aus dem Maul stinkt.«

    »Aber du bist doch die Tochter eines Königs! Warum bekommst du keinen guten Mann?«
    Sie lachte traurig. »Ach, Luc. Natürlich bekomme ich einen guten Mann. Aber das, was sich ein junges Mädchen darunter vorstellt und was für das Königreich gut ist, geht nur selten überein. Prinzessinnen braucht man, um Bündnisse mit befreundeten Adelshäusern zu stärken. Und um Kinder zu zeugen. Meine Mutter und ihre Hofdamen haben dafür gesorgt, dass ich das schon als sehr kleines Mädchen wusste. Manchmal werden Hochzeiten von Prinzessinnen schon kurz nach ihrer Geburt fest abgesprochen. Ich kenne den Stammbaum meiner Familie nur zu gut. Ich habe endlose Tage damit verbracht, die Geschichte meiner Sippe auswendig zu lernen. Ohne Mühe könnte ich dir ein Dutzend Prinzessinnen aufzählen, die in meinem Alter schon verheiratet waren. Manche haben mit dreizehn Jahren ihr erstes Kind bekommen. Aber das ist selten.«
    Luc sah sie fassungslos an. »Kinder?«
    »Ja, Luc. Das bleibt nicht aus, wenn man einem Mann ins Bett gelegt wird. Wer weiß, was mit mir geschehen wäre, wenn mich Lilianne nicht entführt hätte.«
    »Und du hättest dich einfach so gefügt?« Das konnte er nicht glauben. Nicht Gishild!
    Sie sah ihn lange an. »Das ist das Schicksal von Prinzessinnen«, sagte sie schließlich, und ihre Stimme klang nach lange versiegten Tränen. »Dazu sind wir geboren. Mein kleiner Bruder hatte schon ganz recht, als er mir ein Strumpfband für meinen Wappenschild auswählte.«
    »Ich werde dein Ritter sein und auf dich achten«, erwiderte Luc. »Dich wird man nicht an irgendeinen Kerl verschachern! Ich würde dich entführen. Ich …«
    Gishild lächelte, aber ihre Augen schimmerten feucht.
»Schwöre mir, dass es so sein wird! Du musst immer da sein, wenn ich dich brauche. Du wirst mich nie im Stich lassen. So wie in den Märchen. Du bist mein Ritter. Für immer!«
    »Ja, das schwöre ich!«, sagte Luc feierlich. Und er war voller Stolz, Gishilds Auserwählter zu sein. »Möge mein Herz verfaulen, wenn es jemals anders sein wird!«
    Sie nahm ihn in den Arm und küsste ihn. Und diesmal war sie es, die viel zu fest ihre Lippen auf die seinen drückte.

LILIANNES GEHEIMNIS

    Die Windfänger glitt ruhig durch die nächtliche See. Wie Tinte sah das Meerwasser aus. Es war Neumond; nur Sterne erhellten den Himmel. Gishild fand keinen Schlaf. Sie dachte an Silwyna, die Elfe, die einst ihre Lehrmeisterin gewesen war und die versprochen hatte, sie aus Valloncour zu befreien. Es war nicht gut, auf diesem verdammten Schiff zu sein. Nirgends blieben sie länger als zwei Tage. Wie sollte Silwyna sie da finden können? Und was, wenn die Elfen Valloncour überfielen, um sie zu befreien, aber sie war nicht da?
    Nein, das würde nicht geschehen, beruhigte sie sich in Gedanken. Sie würden Späher schicken, bevor sie etwas unternahmen. Und im späten Sommer würde die Windfänger nach Valloncour zurückkehren. Zur Zeit der Erweckungsfeier für den neuen Jahrgang würden alle Novizen im Tal der Türme versammelt sein. Gishild dachte daran, wie es wohl sein würde, wieder den Kettentanz zu tanzen. Es war
ihr nicht mehr ganz so egal, ob ihre Löwen gut im Buhurt waren oder nicht.
    Ein paar Tage vor der Erweckungsfeier würde ihre Lanze den
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