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Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Die Affen von Cannstatt (German Edition)

Titel: Die Affen von Cannstatt (German Edition)
Autoren: Christine Lehmann
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einen Wert haben. Und wenn ich Frau Feh auf die Weise noch etwas nützen konnte, umso besser.« Sie lachte verlegen. Auch eine, bei der die schöne kühle Camilla Unbehagen hinterlassen hat. Dr. Seitz knabbert an ihrer falschen Zeugenaussage vor Gericht, für die sie keine andere Erklärung findet als Missgunst und Lust an der Vernichtung einer schönen Blondine. »Ich war mir so sicher, dass ich sie gesehen hatte.« Ihr Chefinnenblick forderte mich auf, ihr zu bestätigen, dass man sich ja mal irren kann. »Irren ist menschlich.«
    »Vielleicht sollten Sie Affe werden«, antwortete ich. »Dann müssten Sie sich jetzt nicht vorwerfen, sie hätten Camilla Feh für eine Mörderin gehalten und dazu beitragen wollen, dass sie verurteilt wird.«
    »Ich habe wirklich gedacht, sie gesehen zu haben. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Sehen Sie, darum wären Sie als Affe besser dran. Menschen glauben alles, was sie selbst denken. Und nichts, was ein anderer sagt. Damit müssen Sie jetzt leben.«
    Sie verabschiedete mich an der Tür kühl und froh, dass ich nicht zu ihren Mitarbeiterinnen – oder besser Untergebenen – gehöre, die sie mit Machtinstrumenten zurechtstutzen muss, damit sie unangefochten bleibt. Vermutlich sieht sie meiner Nasenspitze an, dass ich beim Chef-Spiel nicht mitmache.
    Gegen Tote wird nicht ermittelt. Aber die Polizei hat zu den Akten genommen, dass ein Buch, das Schmaleisen am Todestag gekauft hatte, im Besitz von Till Deutschbein wieder aufgetaucht ist. Ob Till nachgeholfen hat oder Schmaleisens Tod ein Unglück war, bleibt offen. Wie so vieles. Und wen interessiert’s eigentlich noch wirklich?
Gegen den Geschäftsführer von Peofis laufen inzwischen Ermittlungen wegen Untreue und Steuerhinterziehung. Richard will darüber nichts sagen. Aber die Daten, die Till nach Australien verbracht hat, waren wohl ziemlich aufschlussreich. Seltsam, dass Till sie hatte. Und wozu wollte er sie wohl verwenden? Auch das wird offen bleiben. Ich glaube ja, die Daten stammten ursprünglich von Arne, diesem Kauz, der im Zentralrechner von Peofis mehr zu Hause ist als in den lustig gestalteten Büroräumen. Aber das ist nur so eine Vermutung. Und damit sollte ich wohl etwas vorsichtiger sein.
    Camilla studiert inzwischen Jura in Tübingen. Richard hat ab und zu noch Kontakt zu ihr. Sie verzeiht Männern offenbar leichter als Frauen. Eigenartig. Nein, eigentlich typisch Frau. Ich bin sicher, die gute Camilla wird letztlich alle veganen und feministischen Irritationen ihres Weltbilds von sich abperlen lassen und eine exzellente Karrierejuristin werden, die die Spielregeln perfekt beherrscht.
    Aber vielleicht irre ich mich erneut in ihr. Denn ich grolle ihr noch immer. Hätte sie die Polizei bei der ersten Befragung nur nicht hinters Licht geführt, hätte sie mich nicht mit dem Pfefferspray traktiert, hätte sie sich nur nicht so verschlossen und geheimnisvoll verhalten. Hätte sie mich nicht verrückt gemacht mit ihrer schwäbischen Schönheit. Und wäre ich nur nicht so darauf erpicht gewesen, besser zu sein als die Polizei, den Fall zu lösen, bevor irgendjemand etwas ahnt, weil es Spaß macht, weil ich nichts anderes kann als das mit meinen Methoden, unorthodox, übermütig, riskant und illegal. Leider auch anfällig für Irrtümer.
    Camilla meint, ich würde Detektiv spielen, weil in mir Leere herrscht, und die anderen müssten die Konsequenzen tragen. Ich habe bisher gedacht, dass ich es gut mache. Wenigstens das. Aber es ist offenbar nicht so. Vielleicht sollte ich es künftig besser sein lassen.

Danksagung
    Mein besonderer Dank gilt Rechtsanwalt Frank Theumer, der mir geduldig auf alle juristischen Fragen – die mir eingefallen und solche, die mir selbst gar nicht eingefallen sind – Antwort gegeben hat. Ohne ihn wäre ich in etlichen Punkten auf meine bloße Vorstellungskraft angewiesen gewesen, und die hätte mich zuweilen total in die Irre geführt. Für alle Verfahrens- und Strafprozessordnungsfehler, die dieses Buch dennoch enthalten mag, ist nicht er, sondern bin ich allein verantwortlich, weil ich mich wie so mancher Delinquent dann doch nicht immer an die Ratschläge meines Rechtsbeistands gehalten habe.
    Ich danke außerdem den vielen mehr oder minder anonymen Hafterfahrenen, die freimütig im Internet berichtet haben, beispielsweise im Knast.net. Über Gotteszell gibt es jedoch nur wenige Insiderberichte, was auch daran liegt, dass Frauen unter den Häftlingen nur fünf Prozent ausmachen.
    Es geht in
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