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Die Achtsamkeits-Revolution

Die Achtsamkeits-Revolution

Titel: Die Achtsamkeits-Revolution
Autoren: Alan Wallace
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bringen, welche Auswirkungen eine solche Praxis hat.«
    Fangen wir nun mit der Arbeit auf der ersten Stufe an und üben wir uns in der Technik der Achtsamkeit auf die Atmung.
    DIE ANFANGSSTUFEN
    IN AUFMERKSAMKEIT DIE ACHTSAMKEIT
    AUF DIE ATMUNG RICHTEN

     
    STUFE 1
    NACH INNEN GERICHTETE ACHTSAMKEIT

    D ie erste der zum Erlangen von Shamatha führenden neun  Stufen nennt man   Nach innen gerichtete Achtsamkeit.   Das  Zeichen dafür, dass Sie diese Stufe erreicht haben, besteht ganz einfach darin, dass Sie den Geist auch nur ein oder zwei Sekunden lang auf das von Ihnen gewählte Meditationsobjekt gerichtet halten können. Wenn Sie sich darum bemühen, die Achtsamkeit auf ein schwieriges Objekt zu lenken, beispielsweise auf eine komplexe Visualisierung, kann es Tage oder Wochen dauern, bis Ihnen dies gelingt. Ist aber die Atmung Ihr erwähltes Objekt, können Sie diese Stufe vielleicht schon beim ersten Anlauf erreichen. Die Fähigkeit zur Achtsamkeit ist für die Shamatha-Praxis ganz entscheidend. Die in diesem Kontext gemeinte Achtsamkeit unterscheidet sich ein wenig von der, die die heutigen Meditationslehrer ansprechen. Vipassana-Lehrer erklären sie zum Beispiel gemeinhin als ein von Augenblick zu Augenblick erfolgendes, urteilsloses Gewahrsein, ganz gleich was aufsteigt. Im Kontext von Shamatha meint Achtsamkeit aber, dass man sich, ohne Vergessenheit oder Abgelenktheit, kontinuierlich einem vertrauten Objekt zuwendet. Die erste Stufe der nach innen gerichteten Achtsamkeit erlangt  man durch die Kraft des Hörens. Der buddhistischen Tradition zu folge erlernt man Neues am effektivsten ganz direkt von einem erfahrenen und kundigen Lehrer. Erst hört man die Belehrungen,  dann macht man sie sich durch Lektüre, Studium und Praxis zu eigen. » Hören meint hier, sowohl den Belehrungen zuzuhören als auch sich durch Lesen Wissen darüber anzueignen - vor allem dann, wenn kein qualifizierter Lehrer zur Verfügung steht.  Eines der ersten Zeichen dafür, dass wir in der Shamatha-Praxis Fortschritte machen, besteht darin, dass uns ganz einfach bewusst wird, wie chaotisch unser Geist tatsächlich ist. Wir versuchen aufmerksam zu bleiben, verlieren aber sehr rasch die Achtsamkeit und gleiten in die Geistesabwesenheit ab. Menschen, die gar nicht daran gewöhnt sind, still zu sitzen und ihren Geist zu fokussieren, mögen der Illusion anheimfallen, dass ihr Geist ruhig und gesammelt ist. Wie unruhig und zersplittert wir in unserer Achtsamkeit aber tatsächlich sind, wird erst dann ersichtlich, wenn wir versuchen, sie ununterbrochen minutenlang auf ein einziges Objekt gerichtet zu halten. Aus buddhistischer Sicht weist der untrainierte Geist eine »AD HS« auf - er ist funktionsgestört. Dieser ungezähmte Geist kann wie ein wild gewordener Elefant bei uns selbst und unseren Mitmenschen enormen Schaden anrichten. Abgesehen davon, dass er zwischen Aufmerksamkeitsdefizit (wenn wir passiv sind) und Hyperaktivität (wenn wir aktiv sind) hin- und herschwankt, entlässt der normale untrainierte Geist geradezu zwanghaft einen toxischen Strom umherschweifender Gedanken, an die er sich wie besessen anhängt, um dann von einer Geschichte nach der anderen fortgetragen zu werden. Aufmerksam- keitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen und Obsessions-/Zwanghaf- tigkeitsstörungen sind nicht nur auf Menschen beschränkt, bei denen man eine Geisteskrankheit diagnostiziert. In gewissem Sinne neigt der ganz normale Geist zu solchen Unausgewogenheiten, weshalb der normale Mensch auch so viele mentale Nöte erfährt! Solche Störungen sind Symptome eines unausgewogenen Geistes. Dem Geist scheint die Tendenz zu diesen beiden Funktionsstörungen innezuwohnen. Die Hyperaktivität macht sich durch Erregung, Aufgeregtheit und Abgelenktsein bemerkbar, während sich das Aufmerksamkeitsdefizit in Laschheit, Dumpfheit und Lethargie niederschlägt. Wenn unser Geist sich auf die eine oder andere Art im Ungleichgewicht befindet, haben wir wenig Kontrolle darüber, was in ihm vorgeht. Wir mögen ja an die Willensfreiheit glauben, können aber kaum »frei« genannt werden, wenn wir die eigene Achtsamkeit nicht lenken und ausrichten können. Kein Philosoph oder Kognitionswissenschaftler muss uns darüber belehren, dass unser Verhalten nicht immer von Willensfreiheit geleitet wird - das zeigt sich schon, sobald wir unsere Achtsamkeit auf ein ausgewähltes Objekt gerichtet zu halten versuchen.
    Von daher besteht unsere auf die Atmung
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