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Die Achse des Blöden

Die Achse des Blöden

Titel: Die Achse des Blöden
Autoren: Dave Barry
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    SCHLUSS.......................................................................................................176

    Einführung

    Um ein auch nur halbwegs anständiges Buch über etwas
    derart Komplexes wie die US-Regierung zu schreiben, muß man sich sehr lange in Washington DC aufhalten. Also beschloß ich gleich zu Beginn der Arbeit an diesem Buch, daß es kein auch nur halbwegs anständiges werden sollte.
    Ich faßte diesen Beschluß, weil ich mich in Washington nicht wohl fühle. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Washington ist eine schöne Stadt mit reichlich Statuen, Gebäuden und viel Kultur in Form von thailändischen Restaurants. Aber immer wenn ich dort bin, komme ich mir vor wie der einzige Mensch in der Stadt, der nie fürs Studentenparlament kandidiert hat.
    Dieses Gefühl hatte ich zum ersten Mal 1967, als ich, noch ein College-Student, bei den Vierteljahresheften des Kongresses ein Praktikum machte. Dabei handelt es sich um eine Illustrierte, die, wie der Name schon andeutet, wöchentlich erscheint.
    Ich hatte keine Ahnung, was in Washington zählt. Ich kam aus einem rein männlichen College. Welches Ansehen jemand genoß, hing ab von Faktoren wie:
    - Ist er ein guter Kumpel?
    - Leiht er mir seinen Wagen?
    - Bleibt er mein Freund, auch wenn meine Freundin seinen Wagen vollkotzt?
    Als ich nach Washington kam, stellte ich jedoch fest, daß es sogar unter jungen Leuten überhaupt keine Rolle spielte, ob jemand ein guter Kumpel war. Was hier zählte, war einzig und allein, in welcher Höhe am Washingtoner Totempfahl der
    Rangordnung man angesiedelt war. Ganz oben an diesem
    Totempfahl rangiert der Präsident, ganz unten, noch unter der Erde, die Öffentlichkeit. Dazwischen bilden Regierungsbeamte,
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    Journalisten, Lobbyisten, Anwälte und andere Machtmenschen eine extrem komplexe Hierarchie mit Tausenden von auf das feinste abgestuften Rangunterschieden mit extrem subtilen Nuancen und Unterscheidungen, die nur der Washingtoner als solcher wahrnimmt und versteht.
    Ein Washingtoner weiß zum Beispiel, ob ein »Erster
    Stellvertretender Untersekretär« höher oder tiefer rangiert als ein
    »Beigeordneter Hauptstellvertreter des Sekretärsassistenten«
    oder etwa ein »Erster Stellvertreter des Stellvertretenden Sekretärsassistenten« oder womöglich ein »Stellvertreter des Stellvertretenden Sekretärs« oder auch ein »Erster Assistent des Stellvertretenden Untersekretärs« oder ein »Assistierender Personalleiter des Sekretärsassistenten«. (Alles real existierende Stellen der Bundesbehörden.)
    Jedermann in Washington scheint jederzeit ganz genau zu wissen, welchen Status jemand besitzt. Ich habe keine Ahnung, wie sie das machen. Vielleicht treffen sie sich in regelmäßigen Abständen an einem geheimen Ort und beschnuppern sich
    gegenseitig am Hinterteil. Ich weiß nur: Als ich 1967 während meines Praktikums auf Parties ging, waren sie ganz anders als die College-Parties, die ich gewohnt war. Für mich waren Parties die Regel, bei denen es ganz normal war, zu
    vorgerückter Stunde seinen Bourbon aus einem Schuh zu
    trinken; es mußte noch nicht mal der eigene Schuh sein. Die Parties in Washington hingegen waren durchweg seriös. Zu Anfang waren alle total damit beschäftigt, ganz genau
    rauszukriegen, an welcher Stelle des Totempfahls alle anderen rangierten, und den restlichen Abend verbrachte man damit, sich bei jemandem einzuschleimen, der einen höheren Status hatte als man selbst. Ich habe es gehaßt. Vor allem weil sich nie jemand bei mir einschleimen wollte, denn Praktikanten
    rangieren natürlich fast so weit unten wie die Öffentlichkeit.1

    1 Bitte fügen Sie an dieser Stelle einen Monica Lewinsky-Witz ein!
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    Heute habe ich viele gute Freunde in Washington, und ich weiß, daß nicht alle, die dort wohnen, statusbesessene
    Arschkriecher sind. Aber trotzdem gibt es dort einfach vielzu viele Leute, die pausenlos darüber nachdenken, wie wichtig sie sind. Wollen Sie wissen, warum diese Leute so wichtig sind?
    Weil sie in der Politik mitmischen. Überall sonst in Amerika gilt In-der-Politik-Mitmischen als institutionalisierte
    Selbstbefriedigung; für die Washingtoner hingegen ist Politik produktive Arbeit. Sie lieben die Politik. Sie können gar nicht genug davon kriegen. Alles und jedes können sie zum
    Gegenstand von Politik machen, zum Beispiel auch die
    gesetzlich festgelegte Größe von Löchern im Schweizer
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