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Die Abrechnung: Ein Neonazi steigt aus

Die Abrechnung: Ein Neonazi steigt aus

Titel: Die Abrechnung: Ein Neonazi steigt aus
Autoren: Ingo Hasselbach , Winfried Bonengel
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Hasselbach u. a. an der Seite von Peter Lohmeyer als Killer zu sehen ist 
    März 1999: Veröffentlichung des Artikels »Tod in der Wüste« über die zum Tode verurteilte Debra Jean Milke. Richard von Weizsäcker, Horst E, Richter, Egon Bahr und Friedrich Schorlemmer setzen sich für die Todeskandidatin ein 
    April bis August 1999: Öffentlichkeitsarbeit in den USA gegen die Todesstrafe, speziell im Fall Debra Milke 
    Oktober 1999: Hasselbach macht Debra Milke einen Heiratsantrag, um ihr konsularischen Schutz durch die Bundesrepublik Deutschland zu verschaffen
    November 2000: Premiere des Dokumentarfilmes »Lost Sons«
    2001: Arbeit als freier Journalist und Drehbuchautor in verschiedenen Ländern Europas

Ingo Hasselbach Winfried Bonengel
Die Abrechnung Ein Neonazi steigt aus
    Mit einem Nachwort von Horst-Eberhard
    Aufbau Taschenbuch Verlag
    Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe Mit 33 Abbildungen

ISBN 3-7466-7036-5
    2. Auflage 2001 © für diese Ausgabe Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH, Berlin 2001
    © Aufbau-Verlag GmbH, Berlin 1993 Einbandgestaltung Torsten Lemme unter Verwendung eines Fotos von Sibylle Bergemann Satz LVD GmbH, Berlin
    Druck und Binden Ebner Ulm 
    Printed in Germany
    www.aufbau-taschenbuch.de

Für Maria und Jonatan

Nach meinem unwiderruflichen Ausstieg aus der Neonaziszene erhielt ich Morddrohungen von verschiedenen Leuten, solche, die ich sehr ernst nehmen muß, aber auch solche, die mich eher amüsieren, zum Beispiel, wenn ein mir gut bekannter Hooligan in aller Öffentlichkeit damit prahlt, mich »killen« zu wollen. Innerhalb der rechten Szene in Berlin gibt es allerdings gewaltbereite Gruppen, denen ich alles zutraue.
    Deshalb habe ich mein Leben von Grund auf ändern müssen. Ich kann heute nicht mehr nach Berlin-Lichtenberg fahren, wo ich fast mein ganzes bisheriges Leben verbrachte. Meine Geschwister und meine ganze Familie leben in diesem Stadtteil von Ostberlin, und sie sind jetzt gefährdet.
    Es fiel mir leichter, aufzuschreiben, was ich erlebt habe, wenn ich dabei an einen konkreten Menschen dachte. Dieser Mensch konnte nur mein leiblicher Vater sein. Und so ist das Ganze ein langer Brief an ihn geworden.

Lieber Hans!
    Du weißt sicher, daß ich meinen Ausstieg aus der Neonaziszene diesmal öffentlich und damit unumkehrbar gemacht habe. Es gibt in Berlin eine sehr militante und gewaltbereite Szene, die mich unbedingt kriegen will. Wenn ich diesen Leuten in die Hände falle, werde ich wahrscheinlich kaum mehr die Gelegenheit haben, diesen Brief zu Ende zu schreiben oder mich mit Dir auszusprechen.
    Du wirst Dich fragen, warum ich diesen Schritt in dieser spektakulären Form vollzogen habe, statt einfach still und leise der Szene künftig fernzubleiben. Ich brauchte den Druck, unter keinen Umständen mehr zurückgehen zu können. Es war ein für mein Leben so entscheidender Schritt, daß eine Revision unmöglich sein muß.
    In den letzten Jahren hatte ich häufig Gelegenheit, mich öffentlich über Dich zu äußern. Ich tat das fast immer so, daß es Dich beleidigen mußte. Für viele dieser Äußerungen möchte ich mich bei Dir entschuldigen. Es gibt aber andere Dinge, die Du getan hast, die ich nicht akzeptieren kann und will: Du hast mich in die Welt gesetzt, und dann war ich für Dich kaum mehr wichtig. Man kann nicht einfach Kinder produzieren und dann so tun, als ob sie einen nichts mehr angingen.
    Bitte, versteh mich nicht falsch, dieser Brief soll keine Anklageschrift sein. Ich habe nur Angst, daß sich mit mir ähnliches wiederholt, wie es Dir geschehen ist. Eine meiner Freundinnen ist inzwischen von mir schwanger geworden, und ich weiß jetzt schon, daß ich mein Leben nie mit ihr teilen werde. Ich glaube, es wäre besser, dieses Kind käme nicht zur Welt. Ich nehme an, daß die Dinge mit Euch vor meiner Geburt ähnlich lagen. Ein Neugeborenes hat nicht gerade die besten Aussichten, wenn es im Grunde unerwünscht ist.
    Ich schreibe Dir diesen Brief auch deshalb, weil ich glaube, daß Du mich praktisch überhaupt nicht kennst. Aber obwohl ich von meinen sechsundzwanzig Jahren nur ganze fünf Monate bei Dir verbracht habe, bist Du eine zentrale Figur in meinem bisherigen Leben gewesen. Ich bin zwar Dein leiblicher Sohn, aber dieses Gefühl, Dein Sohn zu sein, hast Du mir von Dir aus niemals vermittelt. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich Dich jemals Vater genannt habe. Vielleicht ist es für Dich interessant, mehr über mich zu erfahren. Deshalb werde ich Dir die
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