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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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über das Leben Jesu lässt Lukas’ Datierung trotzdem als die wahrscheinlichere erscheinen. Die Unstimmigkeit der Regierungszeit des Herodes könnte daran liegen, dass mit dem König ein weiterer Sohn von Herodes dem Großen gemeint war: Archelaus, den Augustus nach eher kurzer Regierungszeit schon 6 n. Chr. wegen Unfähigkeit nach Gallien verbannte. Dafür spricht unter anderem, dass er auf seinen Münzen mit dem Namen seines Vaters auftaucht. Dann wäre Jesus tatsächlich im Jahr 6 oder 7 neuer Zeitrechnung geboren worden, hätte seine Mission 35 oder 36 n. Chr. aufgenommen und wäre 36, im letzten Amtsjahr des Pontius Pilatus und jünger als gemeinhin vermutet, am Kreuz gestorben. Mit den Angaben bei Matthäus lässt sich dies aber noch immer nicht in Einklang bringen.
    Nun ist aber ohnehin fraglich, welche Aussagen der Evangelien über die Geburt Jesu überhaupt historisch belastbar sind. Wie viel in den Erzählungen ist vielmehr symbolisch zu verstehen? Am ehesten möchte man das bei der Erzählung des wandernden Sterns annehmen, der die drei Weisen zum Geburtsort Jesu geführt haben soll. Der Stern könnte rein mythischen Ursprungs sein und sich auf das Messias-Motiv des Alten Testaments beziehen. Zwar wurden immer wieder astronomische Erklärungen für ein Himmelsphänomen zu jener Zeit gesucht: eine dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion des Jahres 7 v. Chr. beispielsweise oder auch ein Komet. Himmelskonstellationen waren für die Menschen der Antike aber eine fast unvermeidliche Begleiterscheinung, wenn sich auf der Erde große Dinge vollzogen – denkbar also, dass der Evangelist mit dieser Pointe deutlich machen wollte, dass sich Großes anbahnte.
    Dann der berühmte Kindermord des Herodes: Hat er überhauptstattgefunden, oder soll dieses Detail vermitteln, dass ein auserwähltes Kind auf wundersame Weise überlebt hat – mit einer Anspielung auf den Mose des Alten Testaments, der als Baby in einem Weidenkörbchen ausgesetzt auf dem Nil überlebte? Auch die Datierung anhand der Volkszählung könnte in die Irre leiten. Denn es ist durchaus denkbar, dass Lukas damit nur erklären wollte, wieso Jesus aus Nazareth kam, wenn doch der Prophezeiung nach der Messias in Bethlehem geboren werden sollte. Möglich also, dass die Evangelisten historische Ereignisse zur Illustrierung herangezogen haben, die zwar stattgefunden haben, aber nicht unbedingt in direktem zeitlichen oder kausalen Zusammenhang mit der Geburt Jesu stehen.
    Die ungeklärte Frage bleibt also weiter faszinierend, aber es ist wohl ziemlich unwahrscheinlich, dass sie je befriedigend beantwortet werden kann. Für das Wirken Jesu und die Geschichte des Christentums ist die Frage nach dem genauen Datum des Religionsstifters aber auch eher unwesentlich, denn sie ändert nichts an seiner Bedeutung und seiner Lehre. Auch unser Kalender würde vermutlich nicht geändert, wenn das Geburtsjahr doch noch zweifelsfrei festgestellt werden könnte – die daraus folgende Verwirrung wäre einfach zu groß.

Pontius Pilatus: Rufmord durch die Bibel?
PONTIUS PILATUS
RUFMORD DURCH DIE BIBEL?
    Als vermutlich im 4. Jahrzehnt unserer Zeitrechnung, das Datum ist nicht mehr zweifelsfrei feststellbar, der Stifter des Christentums, Jesus von Nazareth, durch Kreuzigung hingerichtet wurde, geschah dies auf Befehl des römischen Statthalters der Provinz Judäa in Palästina, Pontius Pilatus. Kein anderes Ereignis der Antike ist so umfassend untersucht worden, und der Prozess Jesu ist der wohl berühmteste der Weltgeschichte. Die Verurteilung Jesu wird im Allgemeinen Pilatus angekreidet, sie hat das historische Bild von ihm für immer geprägt. Das Neue Testament charakterisiert den Römer als schwachen Machthaber, der Judäa miserabel regierte. Nach den Evangelisten verlief die Angelegenheit so: Weil die jüdischen Hohepriester von Jerusalem den gefährlichen Querkopf Jesus beseitigen wollten, schwärzten sie ihn beim Vertreter des römischen Kaisers Tiberius an, da er sich als »König der Juden« bezeichne und ein Aufrührer sei. Das aber richte sich gegen die Herrschaft Roms, das seit fast einem Jahrhundert die Geschicke Palästinas bestimmte, und sei ein Majestätsverbrechen. Obwohl er um die Unschuld Jesu wusste, so die Evangelisten, habe Pilatus dem Druck des jüdischen Volkes nachgegeben, das die Hinrichtung des Wanderpredigers forderte. Der Evangelist Matthäus geht sogar so weit zu erzählen, der Römer Pilatus habe den jüdischen Brauch der Handwaschung vollzogen,
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