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Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Titel: Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
Autoren: Gordon Korman
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anderen Gebäuden in verschiedenen Formen und Größen. Die Tempel, Monumente und Gärten schienen kein Ende zu nehmen. Das war wirklich eine Stadt – so, als hätte man die Hälfte der Innenstadt von Boston nur für einen einzigen Menschen erbaut. Doch diese Stadt war dreimal bunter als Boston – ein Kaleidoskop aus imperialem Gelb, majestätischem Rot und glitzerndem Blattgold. Jedes Detail schrie förmlich nach Reichtum und Luxus, der jede Vorstellungskraft sprengte. Doch trotz der ungeheuren Größe der Anlage wurde Dan das Gefühl nicht los, eingeschlossen zu sein: vier massive äußere Tore, die hohen Mauern, die Wachtürme an den Ecken. Er versuchte sich Pu Yi hier vorzustellen, den Kindkaiser aus dem Film, dem das alles als persönlicher Spielplatz zur Verfügung stand. Dem Touristenführer zufolge hatte Pu Yi offiziell im Alter von sechs Jahren abgedankt, doch die chinesische Regierung ließ ihn bleiben, bis er zu einem jungen Mann herangewachsen war.
    Ausgehend vom Tor des Himmlischen Friedens näherte sich Dan dem Bereich, an den er sich aus dem Film Der letzte Kaiser erinnerte. Einen Augenblick war er unsicher. Suchte er in China womöglich nach einem Wappen, das sich in Wahrheit 10 000 Kilometer weit weg auf einer Kulisse in Hollywood befand?
    Darüber brauche ich mir jetzt auch keine Gedanken mehr machen …
    Bald fand sich Dan in einem Teil mit kleineren, niedrigeren Gebäuden wider. Obwohl die Verbotene Stadt die Residenz des Kaisers gewesen war, hatte sie auch jede Menge Diener, Mönche – und Eunuchen – beherbergt. Vielleicht waren das hier ihre Unterkünfte gewesen. Während Dan an den Häusern vorüberging und die Wände nach dem Janus-Wappen absuchte, fragte er sich, wie weit oben auf der Zoff-Skala es wohl anzusiedeln war, wenn man ihn hier erwischte. Es waren weder Touristen zu sehen noch Sicherheitskräfte. Die schienen sich alle in dem Geschirr-Museum zu tummeln, wo sie entweder Teller bewunderten oder bewachten.
    Dan ging weiter. Säulen, Tafeln und Wände waren mit Bildern, Mustern und Schriftzeichen versehen. Das sah doch sehr nach Janus aus. Wo also war das Wappen?
    In der Tiefe seines Magens machte sich Unwohlsein breit. Das war ihre einzige Spur. Wenn sie nichts fanden, würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als durch ein riesenhaftes Land mit mehr als einer Milliarde Einwohner zu irren, ohne auch nur die leiseste Vorstellung zu haben, wonach sie eigentlich suchten.
    Dans Enttäuschung wich der Sorge, dass sein fotografisches Gedächtnis vielleicht doch nicht so fotografisch war, wie er immer gedacht hatte. Verzweifelt sah er sich nach allen Seiten um. Nichts! Es sei denn …
    Als er um die Ecke sah, fiel sein Blick auf die Wand eines kleineren Tempels. Da war etwas, das dort nicht hingehörte: der Buchstabe S.
    Alles andere waren chinesische Schriftzeichen. Was hat also das S hier zu suchen?
    Die Farbe war alt und verwaschen, kaum noch zu sehen. Der Junge kniff die Augen zusammen und starrte die Wand an – und plötzlich sah er es.
    Das war gar kein S! Es war der geschwungene Schwanz eines Tiers und Teil eines Bildes, dessen Farben im Lauf der Jahre von der Sonne ausgebleicht und vom Regen verwaschen worden waren. Es war ein aufrecht stehender, kampfbereiter Wolf, der sich über die Schulter umblickte.
    Das Wappentier des Familienzweigs der Janus!

Viertes Kapitel
    Dan musste an sich halten, um nicht laut loszujubeln und Gefahr zu gehen, entdeckt zu werden.
    Ganz ruhig. Das Wappen zu finden, ist der einfachste Teil bei der Sache.
    Viel schwieriger war es, herauszufinden, was es zu bedeuten hatte.
    Der Originaltempel hatte einen offenen Eingang gehabt, doch irgendwann später war ein Metalltor angebracht worden, um unerwünschte Besucher fernzuhalten. Dan schlich zum Tor und spähte ins Innere des Tempels. Es erinnerte ihn an ein Haus, in dem die Umzugsleute ganze Arbeit geleistet hatten. Es war nur noch eine leere Hülle. Bis auf Staub und ein paar Grillen befand sich gar nichts in dem Gebäude.
    Er untersuchte das Tor genau. Wahrscheinlich könnte er irgendwie einbrechen – aber wozu? Es schien nichts da zu sein. Außerdem würde seine Schwester völlig ausflippen, wenn er einen 400 Jahre alten Tempel entweihte. Bei dem Gedanken musste er unwillkürlich lächeln.
    Er kehrte zum hölzernen Vorbau zurück und betrachtete die Grillen auf dem geneigten Dach.
    Hier wäre eine Insektenfalle angebracht, überlegte er. Gab es so etwas für Grillen überhaupt?
    Und dann verschwand
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