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Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Titel: Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
Autoren: Gordon Korman
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»Entschuldige, meine Liebe, aber ist das da drüben nicht dein kleiner Bruder? Warum hat der Soldat ihm denn Handschellen angelegt?«
    Direkt hinter dem Tor stand ein verärgert wirkender Uniformierter, der Dan in Gewahrsam hatte.
    Amy stürzte auf ihn zu. »Was machen Sie denn mit meinem Bruder?«
    »Bist du für diesen Jungen verantwortlich?«, fragte der Wachmann verwundert. »Du bist doch selbst noch ein Kind.«
    »Wir sind mit unserem Au-pair-Mädchen auf dem Platz des Himmlischen Friedens verabredet«, erklärte Amy. »Dan, was ist denn passiert?«
    Ihr Bruder zwinkerte ihr zu und zuckte die Schultern. »Ich habe dich nicht mehr gesehen, deshalb bin ich auf einen Tempel geklettert, um den Rückweg besser zu finden. Der Typ hier hat sich schrecklich darüber aufgeregt.«
    Der Wachmann errötete und schloss die Handschellen auf. »Du gehst jetzt und kommst nie wieder her.«
    »Wie findest du das?«, fragte Dan leise, während sie durch das Tor des Himmlischen Friedens , über die Fußgängerbrücke und den Graben eskortiert wurden. »Die Verbotene Stadt ist für mich jetzt verboten. Na ja, wenn etwas verboten sein sollte, dann ja wohl das hier.«
    »Sehr witzig«, zischte Amy. Nachdem ihre Begleiter wieder umgekehrt waren, überquerten sie alleine die Straße zum Platz des Himmlischen Friedens . Beim Anblick der riesigen Menschenmenge, die sich dort tummelte, erschauderte Amy. Sie mochte keine großen Menschenansammlungen und da war sie nun, auf dem vollsten Platz im bevölkerungsreichsten Land der Erde. »Jetzt können wir nicht mehr zurück und nach dem …«
    »Brauchen wir auch nicht, ich hab es schon«, verkündete Dan und holte das zusammengefaltete Seidentuch unter seinem Hemd hervor. »Hier, nimm mal, aber halt es lieber an den Ecken. Ich musste mir die Nase damit putzen, um Mr ›Ich-hab-das-Lachen-verlernt‹ davon zu überzeugen, dass es nur ein Taschentuch ist.« Er reichte es Amy.
    Amy ließ es fast fallen. »Du hast da reingerotzt?«
    »Willst du es nun sehen oder nicht?«, fragte Dan beleidigt.
    Amy faltete das schmutzige, zerknitterte Seidentuch auseinander, wobei sie versuchte, es weitgehend vor den Blicken neugieriger Passanten auf dem belebten Platz zu schützen. Im grellen Sonnenlicht konnte man ein Schmetterlingsmuster auf der blassgoldenen Seide erkennen:

    »›Lucian plus Janus plus Tomas plus Ekaterina ergibt Cahill‹«, las Amy laut vor. »Was soll das denn bedeuten? Wenn man alle Zweige zusammenzählt, hat man die ganze Familie? «
    »Wenn das alles ist, dann war es die Verhaftung jedenfalls nicht wert«, erklärte Dan. »Das wäre gerade so, als würde man sagen Herz, Pik, Karo und Kreuz ergeben ein Kartenspiel. «
    »Was ist das für eine Linie?« Amy folgte mit dem Finger einem Oval, das um das Wappen der Lucian verlief. »Jedes Symbol ist eingekreist, auch das der Cahill-Familie.«
    Dan runzelte die Stirn. »Ich wünschte, wir könnten die Schriftzeichen hier übersetzen.«
    »Onkel Alistair kann Chinesisch«, überlegte Amy.
    »Keine Chance!« Dan war eisern. »Dem Typ traue ich nie wieder! Wir wissen doch, dass er in der Nacht, in der Isabel den Brand gelegt hat, bei Mama und Papa war.«
    Amy wog die folgenden Worte sorgfältig ab. »Weißt du, Dan, mir geht in letzter Zeit etwas einfach nicht mehr aus dem Kopf.«
    Dan war beunruhigt. »Mir gefällt dein Gesichtsausdruck nicht. Normalerweise bedeutet er, dass wir uns Informationen zu Mozart oder Howard Carter oder einem anderen langweiligen toten Typen beschaffen müssen, die wir nur in einer noch langweiligeren Bibliothek finden.«
    »Jetzt sei mal ernst«, tadelte sie ihn sanft. »Es gibt da etwas ziemlich Wichtiges, das wir nicht einfach ignorieren können.« Sie atmete einmal tief ein. »Mama und Papa waren Madrigals. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass das Feuer etwas damit zu tun hatte?«
    Dan starrte sie mit großen Augen an. »Du glaubst doch nicht etwa, dass sie Isabel dabei geholfen haben, ihr eigenes Haus anzuzünden?«
    »Natürlich nicht. Aber wer weiß, was in den Köpfen eines Madrigal-Paares so alles Merkwürdige hätte vorgehen können! Für uns sind die anderen Teams die Bösen. Was ist, wenn damals Mama und Papa für den Rest der Familie die Bösen waren? Gefährliche Schurken, denen man das Handwerk legen musste?«
    Dan war entsetzt. »Willst du damit etwa behaupten, dass sie den Tod verdient haben?«
    »Nein, natürlich nicht, aber …«
    »Doch, das tust du aber! Genau das hast du gerade behauptet! «
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