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Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya

Titel: Die 39 Zeichen 08 - Die Entführung am Himalaya
Autoren: Gordon Korman
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geistige Erschöpfung ebenso tödlich sein wie körperliche.
    »Wenn wir noch weiter graben«, japste Dan, »ist vielleicht bald der K2 der höchste Berg der Welt.«
    »Ich glaube nicht, dass wir uns darum Sorgen machen müssen«, keuchte Amy. »Sieh mal – hier liegt schon viel weniger Krimskrams herum. Wir kommen so langsam zu den Schichten der ersten Everest -Expeditionen.«
    »Noch zwei Minuten!«, kam der Ruf aus dem Hubschrauber.
    Allen Widrigkeiten zum Trotz legten die beiden noch einen Zahn zu. Dan hämmerte mit der Flasche auf die weiße Pracht ein und Amy durchsuchte mit eisigen Fingern das gelockerte Material. Es war so schwierig gewesen, hierherzukommen. Es durfte nicht sein, dass ihnen nun die Zeit ausging, ehe sie das Zeichen fanden.
    »Halt!«, kreischte Amy plötzlich.
    Dan hielt mitten in der Bewegung wie versteinert inne. Nur Zentimeter vor ihm lag eine kleine, halb im Schnee vergrabene Glasflasche.
    Vorsichtig schob Amy den Schnee darum herum zur Seite und zog das Fläschchen heraus. Es bestand aus dickem Glas und war fest verkorkt. Der Inhalt war gefroren.
    Auf einer abgeflachten Seite befand sich ein chinesisches Siegel, das Amy sofort erkannte. Sie öffnete ihren Anzug und zog das zusammengefaltete Seidentuch aus der Verbotenen Stadt hervor. Der Wind hätte es ihr fast aus der Hand gerissen, doch sie hielt es mit eiserner Faust fest. Gemeinsam mit Dan gelang es ihr, es zu öffnen.
    »Das ist das Siegel von Pu Yi, dem letzten Kaiser!«, rief sie gegen den Sturm. »Es passt genau zusammen, siehst du? Pu Yi hat George Mallory die Flasche gegeben, damit er sie hier für ihn versteckt!«
    »Aber was ist in der Flasche?«, fragte Dan.
    »Weißt du noch, das Fläschchen in Paris, das die Kabras gestohlen haben? Ich glaube, das hier könnte etwas Ähnliches sein.« Sie drehte die Flasche um. Auf der anderen Seite prangte ein aufgerichteter Wolf – das Wappen der Janus.
    Bei dieser Entdeckung pochte Amy das Blut so laut in den Ohren, dass es sogar den heulenden Jetstream übertönte.
    »Dan, ich habe es!« Sie deutete auf die »Gleichung«, die sich aus den Familiensymbolen zusammensetzte. »Das heißt nicht, dass die Familie die Summe ihrer Zweige ist. Sieh mal, die Ovale um die Wappen herum! Das sind Phiolen, genau wie die hier und die aus Paris! Es gibt vier chemische Formeln, eine für jeden Familienzweig. Und wenn man sie alle miteinander vermischt, ergeben sie eine Art Hauptserum! Das also sind die 39 Zeichen: die Zutaten zu diesem Serum!«
    »Noch eine Minute!«, brüllte der Pilot.
    Ungeachtet dessen, dass ihnen die Zeit davonlief, wurde ihnen bewusst, was sich in Wahrheit hinter all den Zeichen verbarg.
    »Denk mal an die Familienzweige und worin sie gut sind!«, fuhr Amy fort. »Die Lucians sind Meister der Strategie und der Intrige. Die Janus sind kreativ und dramatisch. Die Tomas sind athletisch und stark. Und die Ekaterina sind geniale Erfinder. Diese Eigenschaften wurden von Generation zu Generation weitergegeben, sodass sie Teil unserer DNA sind. Mit dem Hauptserum hätte man mit einem Schlag alle diese Eigenschaften gleichzeitig! Man wäre unschlagbar!«
    Die beiden warfen einander einen wissenden Blick zu. Eine so mächtige Formel in den falschen Händen …
    »30 Sekunden!« Der Pilot klang jetzt hysterisch. »Wenn ihr hier weg wollt, dann sofort!«
    Dan half Amy, das Seidentuch wieder einzustecken, und rannte los. Seine Schwester wollte ihm gerade folgen, als ihr eine weitere Inschrift auf der Flasche auffiel, die etwas kleiner war als die anderen. Sie hielt sie sich ganzvor ihre Sauerstoffmaske und besah sich die untere Seite der Flasche genauer.
    Die Botschaft war direkt in das Glas geritzt worden, wahrscheinlich mit einem Taschenmesser oder mit der Spitze eines Eispickels. Sie lautete:

    GM – George Mallory. Generationen von Abenteurern hatten sich von seinen legendären Worten inspirieren lassen: Er steige auf die Bergspitze des Everest , »weil sie da ist«. Doch er hatte gar nicht die Bergspitze gemeint! Er hatte die Janus-Substanz gemeint, die er an den einzigen Ort auf Erden bringen musste, an dem sie völlig sicher war.
    Amy war fix und fertig. Alle Energie war verbraucht durch die Höhe und die ungeheure Anstrengung, auf über 8800 Metern Höhe im Schnee zu graben. Mit zitternden Händen packte sie das Fläschchen, das die Zusammenarbeit zwischen zwei Cahills bewies, zwischen denen Tausende von Kilometern gelegen hatten. Unterschiedlicher hätten Verbündete nicht sein
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