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Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai

Titel: Die 39 Zeichen 03 - Das Schwert der Samurai
Autoren: Peter Lerangis
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die sich in das Gestein gegraben hatte. Sie rammte ihren Ellenbogen in eine Felsspalte und zog sich ganz hinauf.
    In die Sonne. In den wunderbaren Duft von Gras und Erde.
    Sie suchte sich einen sicheren Halt auf dem Boden und streckte ihren Arm wieder nach unten. »Halt dich fest!«
    »Hau … ruck!«, grunzte Alistair von unten herauf.
    Amy klammerte ihre Finger fest um die Handgelenke ihres Bruders und zog. Dan war schwer und sie konnte nur seinen Oberkörper herausziehen. Doch das genügte. Dan ließ sie los und robbte weiter durch das Loch.
    Schnell lehnte sich Amy wieder vor und rief nach unten: »Onkel Alistair! Kannst du noch mehr von diesen Kisten aufeinanderstapeln? Du musst irgendwie höher hinaufkommen!«
    BUUUUUMM!
    Der gesamte Felsen erbebte. Ein Teil davon brach, direkt neben Amy, nach unten weg.
    »Onkel Alistair!«, schrie Dan in das Loch hinab. »Bist du in Ordnung?«
    Dan legte sein Ohr an das Loch. Amy konnte Alistair etwas sagen hören, doch ein weiteres Dröhnen überdeckte den Klang seiner Stimme.
    Dan streckte seinen Arm in das Loch hinunter und schrie: »Pack einfach zu! Spring!«

    Doch es kam keine Antwort.
    Nun schrien sowohl Amy als auch Dan Alistairs Namen. Doch das Gestein um das Loch, das höchstens einen Meter breit war, begann zu zerbersten. Unter Dan und Amy schien der gesamte Fels in sich zusammenzubrechen. Sie rasten nach unten, den Fels hinab, und warfen sich schließlich auf den Boden.
    Als das W hinter ihnen wellenartig von links nach rechts in sich zusammenstürzte, machten Amy und Dan einen Satz, landeten auf ihren Knien und schützten ihre Köpfe mit den Armen.
    Eine gewaltige Wolke aus Steinstaub stob nach oben auf und färbte den Himmel schwarz. Amy und Dan starrten benommen auf den zerklüfteten Berg aus Schutt und Geröll, der zurückblieb.
    Amys Worte schienen aus ihr herauszusprudeln, fast so, als hätten sie ihren eigenen Willen. »Dan, was hat er zu dir gesagt?«
    »Er hat gesagt«, flüsterte Dan. »›Es ist kein Schiefer.‹«

Siebzehntes Kapitel
    Als Amy hinter den Baum rannte, wusste Dan sofort, dass sie sich übergeben musste. Er folgte ihr nur wenige Sekunden später.
    Alistair war gestorben - Zentimeter von ihnen entfernt. Direkt unter ihnen. Er hatte ihnen sein Vertrauen geschenkt, sein Geld, seinen Rat, seinen Trost. Und schließlich auch sein Leben.
    Es schien alles nicht wahr zu sein. Er sollte nun eigentlich hinter irgendeinem Busch stehen, sich den Staub von seinen Kleidern klopfen und mit einer wie immer akkuraten Bügelfalte in der Hose auf sie zu schlendern. Na, das war doch mal ein Abenteuer.
    Doch Dan konnte nichts als Staub sehen. Staub und Touristen und Haufen von Geröll und die blinkenden Lichter von Polizeiautos.
    Er hatte ein Gefühl im Bauch, als hätte er das alles schon einmal erlebt. Dass sich sein ganzes Leben um Verlust drehte. Sodass er sich schwor, keinem Erwachsenen jemals wieder nahezukommen, weil es so schmerzhaft war, ihn zu verlieren.
    Und dennoch war es wieder geschehen.
    Er spürte kaum, dass seine Schwester ihren Arm um
ihn legte. Ein Polizist mit einem Akzent redete auf Englisch mit ihnen, doch Dan war nicht in der Lage, die Bedeutung der Wörter zusammenzusetzen.
    »Sein Name ist …«, sagte Amy gerade. »War … Alistair Oh.«
    »Alter?«, fragte der Polizist.
    Das Wort »vierundsechzig« kam aus Dans Mund. Er wusste nicht, woher er das wusste, doch es wurde ihm plötzlich bewusst, dass Alistair niemals 65 sein würde. Dass er, Dan, eines Tages älter sein würde, als Alistair jemals geworden war.
    »Seine Kleidung?«, drängte der Polizist, was unter den gegebenen Umständen wie eine unfassbar dumme Frage klang.
    »Seidenjackett … ein wirklich schönes Hemd«, sagte Dan. »Ähm, und er hatte immer diese weißen Handschuhe an. Und einen irgendwie runden Hut …«
    »Me…«, sagte Amy. Ihre Lippen zitterten. »Me…«
    »Melone«, ergänzte Dan leise.
    Der Polizist machte sich Notizen, doch Dan wusste, dass er hier keine Rettungsaktion ausrufen würde. Es ging nur darum, ihn zu bergen. Niemand hätte diesen Einsturz überleben können.
    Während der Polizist unter ein paar gemurmelten Beileidsworten davonging, starrte Amy über das Trümmerfeld. »Dan …?«, sagte sie. »Sieh mal …«
    Zu ihrer Rechten war gerade eine kleine Gruppe angekommen. Die Mitglieder sahen nicht aus wie die anderen
Wanderer und Besucher des Parks. Die meisten von ihnen trugen marineblaue Anzüge, Sonnenbrillen und schwarze Schuhe, und ihre
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