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Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris

Titel: Die 39 Zeichen 01 - Die Katakomben von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Füßen.
    »Dan!«, beschwor sie ihn. »Der Rucksack ist nicht wichtig!«
    »Ich hab ihn gleich. Nur noch eine Sekunde.«
    »Dan, nein! Es ist nur ein Rucksack!«
    »Er geht nicht auf!«
    Am Ende des Tunnels leuchtete ein Licht auf. Nellie war direkt über ihnen auf dem Bahnsteig und streckte ihre Hand aus. Viele der Fahrgäste taten dasselbe und beschworen sie, ihre Hände zu fassen.
    »Amy!«, schrie Nellie. »Du zuerst!«
    Erst zögerte sie noch, doch vielleicht würde Dan Vernunft annehmen, wenn sie den Anfang machte. Sie fasste Nellies Hand und Nellie hievte sie aus dem Schienenbett. Auf der Stelle drehte sie sich um und streckte ihre Hand nach Dan aus.
    »Dan, bitte!«, rief sie. »Jetzt!«
    Der Frontscheinwerfer des Zugs wurde sichtbar. Wind blies durch den Tunnel. Der Boden erzitterte.
    Dan zog noch einmal am Rucksack, doch der wollte sich einfach nicht bewegen. Er sah zum Zug, und Amy bemerkte, dass er weinte. Sie verstand nicht, weshalb.
    »Dan, nimm - MEINE - HAND!«
    Sie lehnte sich so weit vor, wie es ging. Der Zug schoss auf sie zu. Mit einem Angstschrei packte Dan ihre Hand, und mit allerletzter Kraft riss sie ihn so heftig aus dem Gleisbett, dass sie auf dem Bahnsteig übereinanderpurzelten.
    Der Zug donnerte an ihnen vorbei. Als der Lärm verebbte, gab es für die Fahrgäste auf dem Bahnsteig kein Halten mehr - sie schimpften laut auf Französisch, während Nellie versuchte, alles zu erklären, und sich immer wieder entschuldigte. Amy war egal,
was sie sagten. Sie umarmte ihren Bruder, der schrecklich weinte. Das hatte er nicht mehr getan, seit er kein kleines Kind mehr war.
    Sie sah über den Rand des Bahnsteigs hinunter zum Gleis, doch der Rucksack war fort - von der Wucht des Zuges weggefegt. Sie saßen eine lange Zeit einfach nur da, während Dan zitterte und sich die Augen rieb. Schließlich verloren die Fahrgäste das Interesse an ihnen. Sie gingen davon oder stiegen in ihre Züge und verschwanden. Keine Polizei kam. Sehr bald waren nur noch Nellie, Amy und Dan übrig, die wie eine obdachlose Familie in einer Ecke auf dem Bahnsteig saßen.
    »Dan«, fragte Amy sanft. »Was war da drin? Was hattest du in dem Rucksack?«
    Er schniefte und rieb sich die Nase. »Nichts.«
    Es war die schlechteste Lüge, die Amy jemals gehört hatte. Normalerweise wusste sie, was er dachte, sobald sie ihm nur ins Gesicht sah, doch diesmal verbarg er seine Gedanken vor ihr. Alles, was sie sagen konnte, war, dass er unglücklich war.
    »Vergiss es«, sagte er. »Wir haben keine Zeit.«
    »Bist du sicher …«
    »Ich habe gesagt: Vergiss es! Wir müssen dieses Zahlenquadrat austüfteln, bevor es die Kabras tun, oder?«
    Es gefiel ihr zwar nicht, doch er hatte recht. Außerdem hatte sie so ein Gefühl, dass, wenn sie hier noch viel länger sitzen blieben, die Polizei kommen und Fragen stellen würde. Ein letztes Mal sah sie auf das Gleisbett, in dem Dan fast gestorben war, und auf die Luke, die in die Katakomben führte. Eine Welle der Angst durchfloss ihren Körper, doch sie hatten schon zu viel durchgemacht, um jetzt aufzugeben.
    »Also los«, sagte sie. »Wir müssen das Zeichen finden.«

    Draußen hatte es angefangen zu regnen.
    Als sie endlich ein Café fanden, schien Dan wieder ganz der Alte zu sein. Zumindest waren sie still übereingekommen, dass sie so tun würden, als wäre alles wie immer. Sie saßen unter dem Vordach, um wieder trocken zu werden, und Nellie bestellte das Essen. Amy dachte nicht, dass sie einen Bissen herunterbekäme, aber dann merkte sie, wie hungrig sie war. Es war jetzt fünf Uhr nachmittags. Sie waren lange in den Katakomben umhergeirrt.
    Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter, als sie an Ian, Natalie und die Giftpfeilpistole dachte. Sie hoffte, dass es Onkel Alistair gut ging. Sie traute ihm noch immer nicht, aber heute hatte er sie in den Katakomben gerettet. Sie hatte furchtbare Gewissensbisse wegen des alten Mannes und stellte sich vor, wie er allein und bewusstlos unten im Labyrinth lag.
    Während sie ihre Sandwiches mit Brie und Pilzen aßen, malte Dan Totenköpfe und römische Zahlen auf eine Papierserviette.
    »Zwölf, fünf, vierzehn«, sagte er. »Das sind die Zahlen, die fehlen.«
    Amy machte sich nicht die Mühe, das nachzurechnen. Er täuschte sich nie, wenn es um Zahlen ging.
    »Vielleicht bezeichnen sie eine Adresse und ein Stadtviertel«, vermutete sie. »In Paris sind die verschiedenen Viertel nummeriert.«
    Nellie wischte ihren iPod ab. »Könnte sich die Adresse

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