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Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Titel: Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
Autoren: Lutz von Rosenberg Lipinsky
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Sie niemals irgendwelche Akkus wieder auf! Besser: Nehmen Sie nur Batterien! Und sorgen Sie dafür, dass nie Ersatz da ist. Dasselbe gilt beim Toilettenpapier: Lassen Sie in diesem Falle auch die letzte leere Rolle verschwinden, damit die anderen nicht merken, dass der Nachschub ausgegangen ist, bevor sie selbst unwiderruflich auf der Schüssel Platz genommen haben. Halten Sie nie jemandem die Tür auf, sondern warten Sie, dass es jemand für Sie tut. Das fristgerechte Beantworten eines behördlichen Schreibens ist undenkbar für Sie. Am besten öffnen Sie die Post einfach nicht, sondern legen alle Schreiben unbeachtet in den Altglascontainer. Früher oder später werden Sie Besuch bekommen. Und irgendwann umziehen müssen. Und die Polizei höchstpersönlich sorgt dafür, dass jemand anderes Ihre Möbel rausträgt.
    Wenn Sie jeder Art von Arbeit derart konsequent aus dem Weg gehen, steht Ihrer gänzlichen Desozialisierung bald nichts mehr im Weg. Da die meisten Menschen heute außerhalb der Firma kaum noch Kontakte besitzen, werden Sie bald allein sein. Hier tun sich fantastische neue Möglichkeiten auf: Depression – Verlassenwerden – einsamer Tod.

ANGST VOR SCHLANGEN
    (Dracophobie)
    Seit der Mensch den aufrechten Gang entwickelt hat, ist eine Schlange für ihn nicht mehr sonderlich gut zu erkennen. Weil sie sich in alle Regel am Boden befindet und zudem gerne tarnt. Die Unüberschaubarkeit insbesondere von unwegsamem Gelände lässt Kriechtiere generell bedrohlich erscheinen – unabhängig davon, ob sie einem wirklich schaden können oder nicht. Wir wissen einfach nicht, was sie tun. Und das mögen wir nicht. Der Mensch sieht gern, was vorgeht. Daher hat er ja auch bereits den Gattungsbegriff »Planet« beim Wort genommen und die Erde zu großen Teilen planiert. Und das elektrische Licht erfunden (siehe: Angst vor Dunkelheit) .
    Die meisten Schlangen, insbesondere in unseren Breitengraden, sind für den Menschen nicht gefährlich. Wenn es allerdings in anderen Regionen dieser Welt zu einem Konflikt kommt, wird es unerfreulich, denn dort arbeiten sie mit Hängen und Würgen, manchmal auch mit Giften – alles keine wirklich angenehmen Todesarten. Schließlich bewegt sich eine Schlange kaum, langsam oder gar nicht. Der Schlange aber deswegen zu unterstellen, sie hätte eine sadistische Veranlagung, führt zu weit. Hier sind Vorurteile im Spiel, die religiösen Ursprungs sind.
    Denn die Schlange war es bekanntlich, die den Menschen dazu verführte, gegen Gottes Gebote zu verstoßen. Wir wurden zur Strafe dafür aus dem Paradies vertrieben und sie muss nun durch den Staub kriechen – vorher hatte sie vermutlich Beine (was auch kein sympathischer Gedanke ist) oder konnte sich aufrichten ( verwandt mit: Angst davor, eine Erektion zu sehen, daran zu denken oder eine zu haben ). Die Schlange gilt seit dem Sündenfall als »falsch«, dabei ist unser Erkenntnisgewinn ausschließlich ihr zu verdanken. Adam und Eva wären vermutlich ewig nackt und naiv an diesem Apfelbaum vorbeiflaniert. Aber wenn Gott die Schlange zum Feind hat – warum sollten wir uns mit ihr anfreunden? Immerhin ist sie bekanntlich Lord Voldemorts Haustier!
    Seit der Aufklärung ist der Mensch allerdings, besonders im zivilisierten Mitteleuropa, darum bemüht, die jahrhundertelange Reptilien-Diskriminierung zu beenden – und zur Wiedergutmachung selbst Schlangen zu bilden. Diese lösen aber ebenfalls extreme Angstreaktionen aus. Viele müssen daher schon würgen, wenn sie im Radio die Worte »Westhofener Kreuz« und »Bitte umfahren Sie den Bereich nach Möglichkeit weiträumig« nur hören, oder sie spucken Gift und Galle, wenn jemand in ihrer Gegenwart den Elbtunnel erwähnt. Andere müssen befürchten, trotz der Übernachtung im Schlafsack vor dem Apple Store keines der neuen iPhones mehr zu ergattern. Wo der Mensch sich selbst zur Kriechkreatur macht, entwickeln sich ganz neue Ängste und Nöte.
    Meist gewinnt der Mensch, der Bestandteil einer Schlange ist, die Erkenntnis, dass sich eine Menge Leute zur falschen Zeit am falschen Ort befinden. Er selbst natürlich nicht. So amüsierten sich die Bewohner der BRD jahrzehntelang prächtig darüber, dass die armen Opfer des ostdeutschen Kommunismus immer überall anstehen mussten, um dann, vorne angekommen, feststellen zu müssen, dass die Ware ausgegangen oder gar nicht vorhanden gewesen war. Welch ein »Hallo!« nach der Wiedervereinigung, als sie entdecken durften, dass derselbe Witz auf der
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