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Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)

Titel: Die 33 tollsten Ängste ...: ... und wie man sie bekommt (German Edition)
Autoren: Lutz von Rosenberg Lipinsky
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einfach nur ein Knacken. Wir wissen es nicht. Weil wir es nicht sehen können.
    Wir trauen unseren Augen mehr als unseren Ohren. Wahrscheinlich verspüren wir deshalb diesen Drang zur dauerhaften Illumination. Wollen wir eine Art Leuchtfeuer oder Lichtschild bilden, um zu verhindern, dass Meteoriten oder andere Planeten mit unserem kollidieren – einfach nur, weil sie ihn nicht gesehen haben? Durch unseren immensen Energieverbrauch jedenfalls entstehen auf wundersame Weise neue Gefahren, wie z.B. atomarer Fallout. Davor kann man sich auch im Hellen fürchten. In unserem krampfhaften Bemühen, alles zu sehen, nutzen wir eine Technologie, die uns alle erblinden lassen kann.

ANGST VOR ARBEIT
    (Ergophobie)
    Die alten Römer hatten es eigentlich begriffen: Ihr Wort für Arbeit war negotium , also die Negation von otium = Ruhe. Arbeit ist also Ruhestörung – mehr nicht.
    Denen, die sich ein römisches Schläfchen um die Mittagszeit nicht leisten können, dient Arbeit dem schnöden Broterwerb. In Deutschland allerdings wird sie oft überhöht als die zentrale Kommunikationsform des einzelnen mit der menschlichen Gemeinschaft. Teil der Gesellschaft ist man bei uns nicht durch Sprache, Bildung, Aussehen, Sozialverhalten, die Teilnahme am Vereinsleben oder den Besuch des lokalen Volksfestes, sondern nur durch seinen Job. Hat man keinen, gilt man als Parasit: Die Existenz des Nichtarbeitenden wird nicht nur als sinnlos, sondern sogar als schädlich für das Gemeinwohl angesehen. Wer aber will als lebende Zecke gelten?
    Die Angst vor Arbeit wird also insbesondere in Deutschland bedauerlicherweise tabuisiert. Daher kann, wer Arbeit meidet und als Begründung dafür eine Ergophobie anführt, sicher sein, dass er auffällt und überall ungeteilte Aufmerksamkeit erfahren wird – bei gutem Verlauf bis hin zum Ordnungsamt.
In unserem fast religiös zu nennenden Kult der Erwerbstätigkeit gilt Ergophobie als Akt der Blasphemie. Und die Agentur für Arbeit führt die Exorzismen durch. Im Umkehrschluss kann man mit Arbeitsplätzen die schlimmsten Baumaßnahmen und die sinnlosesten Subventionen begründen.
    Selbst wenn es aber sein in der Verfassung verankertes Grundrecht wäre: Der Ergophobiker würde nicht arbeiten. Denn er ist nicht faul, wie ihm immer unterstellt wird – er hat Panik. Er fürchtet die bornierte Regelmäßigkeit im Tagesablauf, die materielle Abhängigkeit, die leistungsorientierte Ergebnisfixierung und das Mobbing der Kollegen.
Angst vor Arbeit kann schon im Kindesalter einsetzen, der allmorgendliche Widerwille vor dem Schulbesuch ist der ultimative Vorbote für spätere Ergophobie. Hier weigert sich das Kind, auf Kommando (Mutter) und/oder mittels Gewalteinwirkung durch Fremdkörper (Vater, Wecker) eine Leistung erbringen zu müssen, deren Sinn sich ihm nicht erschließt. Genauso wenig, wie der Schüler weiß, wozu er das Erlernte später brauchen soll, so wenig weiß auch der Erwachsene, wer wann wieso von seiner Arbeit profitiert.
Eltern können hier bereits früh den Samen für spätere Ergophobie legen – indem Sie beispielsweise ihren Kindern den Schlaf gönnen und sie so lange liegen lassen, wie diese es wollen. Man nennt das »zur Selbstständigkeit erziehen«. Zudem sollte eine Unterstützung der Kinder bei den Hausaufgaben unterbleiben. Arbeit muss wirken als etwas, das sich nicht aneignen lässt; als etwas, das alle anderen können, nur man selber nicht.
Bewährt hat es sich, den Kindern unwidersprochen zu ermöglichen, ihre Zimmer über Wochen in ein heilloses Chaos zu verwandeln. Um sie dann aus nichtigem Anlass in Grund und Boden zu schreien und ihre Bude aufräumen zu lassen, wenn es draußen am schönsten ist. Mai/Juni ist dafür eine ideale Jahreszeit. Weder darf man den Kindern allerdings beim Schaffen von Ordnung helfen, noch sie bei der Strukturierung ihres Eigentums unterstützen. Und schon gar nicht darf es einen erkennbaren Zusammenhang geben zwischen dem eigenen Handeln und der Resonanz durch die Umwelt! (siehe: Angst vor den Eltern)
    Die Ergophobie ist eine vernünftige Angst; und sie lässt sich trainieren. Ziel des Trainings muss es sein, dass am Ende jede vorstellbare Art von Arbeit als Überforderung erscheint. Den Zuckertopf nach Benutzung wieder an seinen Platz zurückzustellen, muss Ihnen zuviel sein. Das wird für unterhaltsame Spannungen in Ihrem sozialen Umfeld sorgen, da alle anderen Ihretwegen immer nach dem süßen Pulver suchen müssen. Bleiben Sie jetzt konsequent: Laden
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