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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Autoren: Robin Hobb
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gelegentlich sogar eine Antwort. Das freute mich über die Maßen, brachte mich aber auch zum Nachdenken. Die Gabe war keine Magie, die durch Entfernung eingeschränkt wurde, und doch schien Dick sein Bewusstsein für die Welt zurückzugewinnen, je weiter wir uns von dem begrabenen Drachen entfernten. Ich hatte keine Ahnung, warum das so war, und wünschte, ich könnte mit Chade und Pflichtgetreu darüber reden.
    Mehrere Male versuchte ich erfolglos, mit der Gabe hinauszugreifen. Ein beinloser Mann hätte leichter springen können. Die Magie war schlicht verschwunden. Ich dachte noch etwas länger darüber nach und spürte eine Kälte in meinem Magen. Dann schob ich den Gedanken beiseite. Im Augenblick konnte ich ohnehin nichts deswegen unternehmen.
    Der tägliche Zyklus von Wärme und Kälte in Verbindung mit dem nächtlichen Wind hatte die Ränder unserer alten Spur geglättet. Ich unternahm ein paar Versuche, sie zu lesen, um festzustellen, ob Sieber und Hest hier entlanggekommen waren, doch ohne Erfolg. Wir konnten in die verschneite Landschaft unter uns hinabsehen. Nichts bewegte sich dort, zumindest nichts von der Größe eines Schlittens mit zwei Männern. Natürlich war es möglich, dass sie beschlossen hatten, kurz am Strand zu bleiben, sagte ich mir, oder dass ein Missgeschick sie aufgehalten hatte. Ich bemühte mich, ihr Verschwinden nicht mit dem Verlust meiner Gabe und dem Auftauchen des Schwarzen Mannes in Verbindung zu bringen. Dazu hatte ich auch schlicht zu wenig Fakten. Stattdessen versuchte ich, die Frische des Tages zu genießen. Irgendwann hörte ich den Schrei eines Seevogels über uns. Ich hob den Blick und sah eine Möwe hoch am Himmel kreisen. Ich winkte Risk und fragte mich, ob sie Web diesen Gruß wohl übermittelte. Als wir an unserem letzten Lagerplatz vorbeikamen, war es noch hell und wir bei weitem noch nicht erschöpft; also gingen wir weiter. Nach Einbruch der Dunkelheit bauten wir dann das Zelt hinter dem Schlitten auf. Dick summte von Zeit zu Zeit noch immer vor sich hin, zeigte aber sowohl Interesse an dem schlichten Mahl, das ich uns bereitete, wie auch Unzufriedenheit darüber. Das kleine Zelt war mit drei Männern recht voll. Allerdings wurde es so auch wärmer. Der Narr erzählte uns in jener Nacht einfache Kindergeschichten, bis wir alle mehr als bereit zum Schlafen waren. Mit jeder Geschichte summte Dick weniger und stellte mehr Fragen. Zu anderen Zeiten hätten seine ständigen Unterbrechungen mich geärgert, nun erfüllten sie mich mit Erleichterung.
    »Würdest du Chade und Pflichtgetreu von mir eine gute Nacht wünschen?«, bat ich Dick, als er sich niederlegte.
    »Mach das doch selbst«, erwiderte er mürrisch.
    »Das kann ich nicht. Ich habe was Schlechtes gegessen, und jetzt kann ich sie nicht mehr in meinen Gedanken finden.«
    Dick stützte sich auf den Ellbogen und starrte mich an. »Oh. Ja. Jetzt erinnere ich mich. Du bist weg. Das ist schade.« Er schwieg kurz und sagte dann: »Sie sagen: >Gute Nacht, und danke, dass du uns Bescheid gegeben hast.< Und sie schlagen vor, dass ich vielleicht am Strand bleiben soll, aber das entscheiden sie später.« Er atmete tief und zufrieden ein und ließ sich dann in seine Decken sinken.
    Nun war es an mir, mich aufzusetzen. »Dick. Du hustest gar nicht mehr und keuchst auch nicht.«
    »Nein.« Er rollte sich herum und trat mich dabei. Fast hätte ich mich darüber beschwert, doch dann sagte er: »Er hat mir gesagt: >Heil dich selbst. Sei nicht dumm. Heil dich selbst, und sei nicht so lästig.< Das habe ich dann getan.«
    »Wer hat dir das gesagt?«, fragte ich, und mich überkam ein Gefühl von Schuld. Warum hatten Chade, Pflichtgetreu und ich nicht versucht, Dick zu heilen? Ich schämte mich dafür, dass wir es nicht getan hatten.
    »Hm.« Dick seufzte nachdenklich. »Sein Name ist eine Geschichte, viel zu lang, um sie zu erzählen. Ich bin müde. Hör auf, mit mir zu reden.«
    Und das war es. Dick versank in einen tiefen, festen Schlaf. Ich fragte mich, ob Eisfeuer noch einen anderen Namen hatte - einen Drachennamen.
    Einmal wachte ich in der Nacht auf und glaubte, draußen Schritte zu hören. Ich kroch zur Zeltklappe und trat widerwillig in die klare Kälte hinaus. Ich sah nichts und niemanden, auch nicht, nachdem ich das Zelt einmal vollständig umrundet hatte.
    Bei Tagesanbruch ging ich noch einmal in einem weiteren Bogen ums Lager, während der Narr versuchte, Teewasser für uns aufzuwärmen. Schließlich überbrachte ich
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