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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Autoren: Robin Hobb
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und schaute zu, wie Molly und Nelke gemeinschaftlich kochten. Ich beobachtete, wie Molly sich bei ihren simplen Arbeiten durch den Raum bewegte, beobachtete, wie sie lachte und sich das wieder länger werdende Haar aus dem Gesicht strich. Seit meinem fünfzehnten Lebensjahr war ich nicht mehr so von Verlangen erfüllt gewesen. Ich konnte nachts nicht mehr schlafen, und wenn doch, dann musste ich meine Träume abschirmen. Ich konnte Molly sehen und mit ihr sprechen, doch immer in Burrichs Haus oder mit Burrichs Kindern an der Hand. Es schien keinen Platz in ihrer Welt zu geben, den ich für mich hätte beanspruchen können, und schließlich ärgerte ich mich über alles und jeden.
    Wie versprochen besuchte ich auch Philia und Litzel. Ich unternahm die lange Reise in der Hitze und dem Staub des Hochsommers, und Chade fluchte, ich sei so ungebärdig, dass er froh sei, mich für eine Weile los zu sein. Ich machte ihm das nicht zum Vorwurf. Litzel war noch gebrechlicher geworden, und Philia hatte zwei Frauen angeheuert, um ihr bei der Versorgung der alten Dienerin zu helfen. Als ich mit Philias alter Hand auf dem Arm durch ihre Gärten ging und sah, wie sie die blutige Erde von Edels Königs Rund in eine Zuflucht für Pflanzen aller Art verwandelt hatte, gaben die Schönheit und der Frieden dieses Orts mir die Ruhe, die ich nun schon so lange entbehrt hatte. Philia gab mir auch einige Dinge von meinem Vater: den einfachen Schwertgürtel, den er bevorzugt hatte, Briefe von Burrich, in denen unter anderem von mir die Rede war, und einen Jadering. Der Ring passte perfekt auf meine Hand. Ich trug ihn auf dem Nachhauseritt.
    Am ersten Morgen nach meiner Rückkehr blieb Nessel nach dem Gabenunterricht im Turmzimmer. Chade blieb ebenfalls, doch nach einem Blick von mir seufzte er und ließ mich mit meiner Tochter allein. »Du warst lange fort. Wochen«, sagte sie.
    »Ich habe Philia lange nicht gesehen, und sie wird alt.«
    Sie nickte. »Nelke ist schwanger.«
    »Das sind wunderbare Neuigkeiten.«
    »Das sind sie. Wir sind alle sehr aufgeregt, aber meine Mutter sagt, dass sie sich alt fühlt, nun, da sie bald Großmutter sein wird.«
    Ich schwieg. Nessel fuhr fort:
    »Sie hat zu mir gesagt: >Wenn man älter wird, geht die Zeit schneller vorbei, Nessel.< Ist das kein seltsamer Gedanke?«
    »Ich weiß das schon seit einiger Zeit.«
    »Wirklich? Ich denke, Frauen wissen das besser.«
    Ich schaute Nessel in die Augen und schwieg wieder. »Vielleicht aber auch nicht«, sagte sie schließlich und ging.
    Vier Tage später sattelte ich wieder Meine Schwarze und machte mich auf den Weg zu Molly. Chade warnte mich ernst, dass ich zum Ruf wieder zurück sein müsse, und ich versprach ihm, rechtzeitig da zu sein. Der Tag war schön, und Meine Schwarze benahm sich anständig und war in guter Verfassung für die Reise. Die Sommerabende waren lang, und so machte ich die Reise in zwei statt in drei Tagen. Als ich eintraf, war ich mehr als willkommen, denn Chivalric hatte gerade damit begonnen, die Zaunpfähle der Koppel zu ersetzen. Flink und Standfest rissen die verrotteten Pfähle heraus, und Recht und Herd vergrößerten die Löcher. Chivalric und ich folgten ihnen und setzten die neuen Pfähle ein. Er erzählte mir davon, wie es sei, Vater zu werden, wie aufregend, bis er bemerkte, dass mein Schweigen größer und größer wurde. Dann erklärte er, er würde die Jungen zum Schwimmen an den Bach bringen; er hätte für heute genug von der schweißtreibenden Arbeit. Er fragte mich, ob ich sie begleiten wolle, doch ich schüttelte den Kopf.
    Ich goss mir gerade einen Eimer kaltes Wasser aus dem Brunnen über den Kopf, als Molly mit einem Korb am Arm aus dem Haus kam. »Nelke hat sich ein wenig hingelegt. Die Hitze macht ihr schwer zu schaffen. So ist das nun mal, wenn man ein Kind unter dem Herzen trägt. Ich denke, wir sollten ihr ein wenig Ruhe gönnen und sehen, ob wir vielleicht ein paar Brombeeren finden, die schon reif sind.«
    Wir stiegen den sanften Hügel hinter dem Haus hinauf. Die Rufe der planschenden Jungen verhallten allmählich. Wir kamen an Mollys Bienenkörben vorbei, wo es in der warmen Luft sanft summte. Die Brombeersträucher lagen jenseits davon, und Molly führte mich zur südlichsten Seite. Dort seien die Früchte als Erstes reif, sagte sie. Auch hier waren ihre Bienen emsig zugange. Einige stürzten sich auf die letzten Blüten, die andern auf die ersten reifen Früchte. Wir pflückten Beeren, bis der Korb halb voll
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