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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Autoren: Robin Hobb
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ausgetreten. Ich zügelte Meine Schwarze und genoss erst einmal den Anblick. Während ich noch dort stand, öffnete Chivalric die Stalltür und schob eine Schubkarre mit dreckigem Stroh hinaus. Ich stieß einen Pfiff aus, um meine Ankunft anzukündigen, und ritt dann den Hügel hinunter. Chivalric schaute mir regungslos entgegen. Auf dem Hof vor dem Haus hielt ich an und saß einfach nur da, während ich versuchte, mir eine angemessene Begrüßung auszudenken. Meine Schwarze zog zweimal an ihrem Halfter und warf dann verärgert den Kopf zurück.
    »Das Pferd will trainiert werden«, bemerkte Chivalric missbilligend. Er trat näher und blieb wieder stehen. »Oh. Du bist es.«
    »Ja.« Und nun die schweren Worte. »Darf ich hereinkommen?« Chivalric mochte ja erst fünfzehn sein, doch nun war er der Mann auf dem Hof.
    »Natürlich.« Doch kein Lächeln begleitete seine Worte. »Ich werde dir das Pferd abnehmen.«
    »Ich würde sie lieber selbst einstellen, wenn es dir nichts ausmacht. Ich habe sie vernachlässigt, und das ist deutlich zu sehen. Ich werde viel mit ihr arbeiten müssen, um das wieder gutzumachen.«
    »Das wirst du wohl. Hier lang.«
    Ich stieg ab und blickte zum Haus, um zu sehen, ob mich sonst noch jemand bemerkt hatte. Es war jedoch niemand zu sehen. Ich nahm Meine Schwarze am Zügel und folgte Chivalric in einen gut aufgeräumten Stall. Behende und Recht misteten gerade aus. Standfest kam mit zwei Eimern Wasser herein. Alle hielten sie in ihrer Arbeit inne, als sie mich sahen. Plötzlich fühlte ich mich umzingelt, und eine Erinnerung drängte in meinen Geist. Ich sah Nachtauge, wie er am Rand des sich versammelnden Rudels stand. Er wünschte sich so sehr, zu ihnen gehen zu können, aber er wusste, dass sie ihn verjagen würden, sollte er sich ihnen auf die falsche Art nähern.
    »Ich sehe die Hand deines Vaters überall hier«, bemerkte ich, und das war wahr. Ich erkannte sofort, dass Burrich diesen Stall nach seinen eigenen Bedürfnissen gebaut hatte. Die Boxen waren größer als jene in Bocksburg. Wenn die Sturmläden geöffnet waren, strömten Licht und Luft herein. Ich sah Burrich in der Art, wie die Einstreu gelagert und das Zaumzeug aufgehangen war. Fast konnte ich ihn hier sogar fühlen. Ich blinzelte und bemerkte plötzlich, dass Chivalric mich beobachtete.
    »Du kannst sie hier reinstellen«, sagte er und deutete auf eine Box. Die Jungen machten mit ihrer Arbeit weiter, während ich mich um Meine Schwarze kümmerte. Ich brachte ihr Wasser und eine Portion Hafer. Dann rieb ich sie trocken und ließ sie schließlich allein. Chivalric kam und schaute sie sich über die Boxentür hinweg an, und ich fragte mich, ob meine Arbeit ihn zufrieden stellte. »Ein hübsches Pferd«, war alles, was er sagte.
    »Ja. Sie ist ein Geschenk von einem Freund - demselben, der deinem Vater Malta geschickt hat, als er sie nicht mehr brauchte.«
    »Nun, das nenne ich mal eine Stute!«, rief Chivalric, und ich folgte ihm den Mittelgang hinunter, um sie mir anzuschauen. Ich sah Brüsk, einen vierjährigen Hengst von Rötel, den Chivalric als Deckhengst für Malta verwenden wollte. Dann besuchte ich auch Rötel, und ich glaube, der alte Hengst konnte sich fast an mich erinnern. Er kam zu mir und legte kurz den Kopf auf meine Schulter. Er war alt und wurde allmählich müde.
    »Das wird vermutlich das letzte Fohlen sein, das er zeugt«, sagte ich leise. »Ich glaube, deshalb wollte Burrich ihn nehmen. Das wird die letzte Gelegenheit sein, die Zucht zu kreuzen. Er war wirklich einmal ein verdammt guter Hengst.«
    »Ich erinnere mich daran, als er zu uns gekommen ist -allerdings nur vage. Irgendeine Frau kam mit zwei Pferden den Hügel hinunter und hat sie meinem Vater einfach gegeben. Damals hatte wir noch nicht einmal eine Scheune, von einem Stall ganz zu schweigen. Papa hat noch in derselben Nacht sämtliches Holz aus dem Schuppen geräumt, damit die Pferde nicht draußen stehen mussten.«
    »Ich wette, Rötel hat sich gefreut, ihn zu sehen.«
    Chivalric blickte mich verwirrt an.
    »Hast du nicht gewusst, dass Rötel schon lange davor das Pferd deines Vaters gewesen ist? Veritas hat ihn zwischen zwei Zweijährigen wählen lassen. Er hat sich für Rötel entschieden. Er hat dieses Pferd seit dessen Geburt gekannt. In der Nacht, als die Königin aus Bocksburg fliehen musste, hat Burrich sie auf dieses Pferd gesetzt, und Rötel hat sie den ganzen Weg bis in die Berge getragen.«
    Chivalric war angemessen erstaunt. »Das
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