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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Autoren: Robin Hobb
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habe ich nicht gewusst. Papa hat nicht viel aus seiner Zeit in Bocksburg erzählt.«
    Ich half erst einmal beim Ausmisten und Füttern, bevor ich zu Molly ins Haus ging. Dabei erzählte ich Chivalric Geschichten über die Pferde, die ich gekannt hatte, und der Junge führte mich mit verständlichem Stolz durch den Stall. Er hatte gute Arbeit geleistet, alles in Ordnung zu halten, und das sagte ich ihm auch. Er zeigte mir die Stute mit dem entzundeten Huf. Er war wieder geheilt. Dann ging es zum Stall mit der Milchkuh und einem Dutzend Hühnern.
    Als Chivalric mich schließlich zum Haus führte, die anderen Jungen unmittelbar hinter uns, hatte ich das Gefühl, meine Sache bei ihnen gut gemacht zu haben. »Mutter, du hast einen Besucher«, rief Chivalric, als er die Tür öffnete. Ich trat Schnee und Mist von meinen Stiefeln und folgte ihm hinein.
    Molly hatte gewusst, dass ich draußen war. Ihre Wangen waren gerötet und ihr kurzes Haar zurückgestrichen. Sie sah, wie ich es anschaute, und legte selbstbewusst die Hand darauf. In diesem Augenblick wurden wir beide daran erinnert, warum es so kurz war, und Burrichs Schatten trat zwischen uns.
    »Nun, die Arbeit ist getan. Ich bin dann mal bei Stabmanns«, verkundete Chivalric, bevor ich auch nur die Gelegenheit hatte, seine Mutter zu begrüßen.
    »Ich will auch gehen! Ich will zu Kip und mit den Welpen spielen«, rief Herd.
    Molly beugte sich zu ihrem Jungen hinunter. »Du kannst Chivalric nicht immer begleiten, wenn er seine Süße besucht«, tadelte sie ihn.
    »Heute darf er«, warf Chivalric unvermittelt ein. Dann blickte er mich von der Seite her an, um sicherzugehen, dass ich wusste, was für einen riesigen Gefallen er mir damit tat. »Ich werde ihn hinter mir auf den Sattel nehmen. Sein Pony kommt bei dem hohen Schnee nicht zurecht. Und jetzt beeil dich, Kleiner.«
    »Hättest du gerne eine Tasse Tee, Fitz? Dir muss doch schrecklich kalt sein.«
    »Eigentlich wärmt einen Mann nichts mehr als Stallarbeit nach einem langen Ritt. Aber ja, ein wenig Tee wäre nicht schlecht.«
    »Die Jungen haben dich im Stall arbeiten lassen? Oh, Chiv, er ist unser Gast!«
    »Und er weiß, wie man mit einer Forke umgeht«, erwiderte Chivalric, und das war als Kompliment gemeint. Dann wandte er sich wieder an seinen jüngeren Bruder. »Mach voran, Herd. Ich werde nicht den ganzen Tag auf dich warten.«
    Es folgte ein kurzes, lautes Chaos, das offenbar notwendig war, wenn man einen Sechsjährigen auf einen Ritt vorbereitete, denn außer mir war niemand erstaunt darüber. Verglichen damit ging es in der Messe der Garde geradezu still zu. Als die beiden schließlich zur Tür hinausgingen, hatte Standfest sich bereits unters Dach zurückgezogen, während Recht und Behende sich an den Tisch gesetzt hatten. Behende tat so, als würde er sich die Fingernägel sauber machen, während Recht mich offen anstarrte.
    »Fitz, bitte, setz dich. Behende, rück mal ein Stück zur Seite. Recht, ich könnte noch etwas Zunder brauchen.«
    »Du schickst mich nur nach draußen, um mich loszuwerden !«
    »Wie aufmerksam von dir! Und jetzt geh. Behende, du kannst ihm helfen. Räumt den Schnee vom Holzstapel und bringt etwas Holz zum Trocknen in den Schuppen.«
    Die beiden gingen mit sichtlichem Widerwillen hinaus. Nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, atmete Molly tief durch. Sie nahm den Kessel vom Feuer und goss heißes Wasser über den Kräutertee in eine große Kanne, die sie dann zum Tisch brachte. Anschließend holte sie Tassen für uns sowie einen Topf Honig, und schließlich setzte sie sich mir gegenüber.
    »Hallo«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Hallo.«
    »Ich habe Nessel gefragt, ob sie mich begleiten will, aber sie wollte nicht durch den Sturm reiten.«
    »Das kann ich ihr nicht zum Vorwurf machen. Und manchmal glaube ich, dass es ihr schwer fällt, nach Hause zu kommen. Hier ist alles viel schlichter als in der Burg.«
    »Ihr könntet nach Weidenhag ziehen. Immerhin gehört es dir jetzt, weißt du?«
    »Ich weiß.« Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, und ich wünschte, ich hätte es nicht erwähnt. »Aber das wären zu viele Veränderungen in zu kurzer Zeit. Die Jungen gewöhnen sich gerade erst an die Vorstellung, dass ihr Vater nicht mehr zurückkommen wird. Und wie du gehört hast, macht Chivalric gerade einem Mädel den Hof.«
    »Er scheint mir noch ein wenig jung dafür zu sein«, bemerkte ich.
    »Er ist ein junger Mann mit einem großen Gut. Außerdem würde eine
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