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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 04 - Der wahre Drache
Autoren: Robin Hobb
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habe. Er hat mich Burrich gegeben, als ich fünf Jahre alt war. Ich habe ihn nie gesehen - oder zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Ich glaube, er hat über die Gabe von Zeit zu Zeit nach mir geschaut, durch Veritas' Augen. Aber damals habe ich noch nichts von solchen Dingen gewusst.«
    »Das klingt wie bei uns beiden«, sagte sie langsam.
    »Ja, das tut es«, gab ich zu. »Nur dass ich die Möglichkeit habe, dich jetzt kennen zu lernen - vorausgesetzt, wir sind beide kühn genug, diese Möglichkeit zu ergreifen.«
    »Ich bin hier«, sagte sie und setzte sich. Dann schwieg sie, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich deutete sie auf die Schnitzerei des Narren. »Ist das dein Wolf? Nachtauge?«
    »Ja.«
    Sie lächelte. »Er sieht genauso aus, wie ich mir dich immer vorgestellt habe. Erzähl mir von ihm.«
    Und das tat ich.
    Sieber kehrte drei Tage später wieder zurück und beschwerte sich über die schlechten Straßen und die Kälte. Ein Sturm war ihm nach Hause gefolgt. Ich hörte ihn kaum. Ich nahm die kleine Rolle Birkenpapier, die er mir reichte, und trug sie vorsichtig in meine Höhle, bevor ich sie öffnete. Auf den ersten Blick sah es wie eine Zeichnung aus. Dann erkannte ich, dass es sich um eine große Karte handelte. Unten auf dem Papier waren nur ein paar Worte geschrieben. »Nessel hat geschrieben, es falle dir schwer, den Weg zu mir nach Hause zu finden. Vielleicht hilft dir das ja.«
    Draußen vor der Burg fiel dichter, nasser Schnee. Die Wolken waren schwer, und ich rechnete nicht damit, dass der Schneefall bald wieder aufhören würde. Ich ging in mein Arbeitszimmer und stopfte Kleidung zum Wechseln in meine Satteltaschen. Über die Gabe teilte ich Chade mit:
Ich werde eine Weile fort sein.
    Schön. Wir können mit der Übersetzung der Schriftrolle auch heute Nacht weitermachen.
    Du missverstehst mich. Ich werde mindestens ein paar Tage fort sein. Ich reite zu Molly.
    Er zögerte, und ich fühlte, wie sehr es ihn danach verlangte, Protest zu erheben. Es geschah schlicht zu viel hier, als dass ich einfach so hätte gehen können. Übersetzungen warteten darauf, erledigt zu werden; er wollte sein Explosionspulver verfeinern, und dann war da noch der Ruf, der vorbereitet werden musste. In den Gabenschriften hieß es nachdrücklich, dass man das Volk des Königreichs auf den Ruf vorbereiten solle, damit niemand, der plötzlich Stimmen im Kopf vernahm, glaubte, verrückt zu werden. Doch es hieß auch, dass man das genaue Datum des Rufs geheim halten solle, um zu vermeiden, dass Scharlatane die Zeit des Gabenmeisters verschwendeten.
    Verärgert schob ich diese Überlegungen beiseite und wartete.
    Dann geh. Und viel Glück. Hast du es Nessel schon gesagt?
    Nun war es an mir zu zögern.
Ich habe nur dir davon erzählt. Glaubst du, ich sollte es ihr sagen ?
    Bei was für Sachen du mich um Rat fragst! Auf jeden Fall nie bei denen, von denen ich hoffe, dass du mich fragst, sondern nur bei denen, die... Vergiss es. Ja. Sag es ihr, damit sie sich nicht hintergangen fühlt.
    Also griff ich zu meiner Tochter hinaus und sagte:
Nessel. Ich habe einen Brief von Molly erhalten. Ich werde sie besuchen.
Und dann fiel mir das Offensichtliche ein.
Willst du mich begleiten?
    Es ist stürmisch draußen, und wie es aussieht, wird es noch schlimmer werden. Wann brichst du auf?
    Jetzt.
    Das ist nicht klug.
    Es war nie klug.
Die Worte hallten seltsam in meinem Kopf wider, und ich musste unwillkürlich lächeln.
    Dann geh. Aber zieh dich warm an.
    Das werde ich. Leb wohl.
    Und ich ging. Meine Schwarze war nicht gerade begeistert darüber, dass ich sie aus ihrem warmen Stall holte und in den Sturm hinausführte. Es war eine kalte, nasse und mühselige Reise. Ein Gasthof, in dem ich eine Rast einlegte, war mit wartenden Reisenden überfüllt, und ich musste auf dem Boden neben dem Kamin schlafen und meinen Mantel als Decke nehmen. In der nächsten Nacht erlaubte mir ein Bauer, in seiner Scheune zu übernachten. Der Sturm ließ nicht nach, und die Reise wurde immer unangenehmer, doch ich zog weiter.
    Das Glück wollte es, dass der Schneefall wieder aufhörte, kurz bevor ich Burrichs Gut erreichte. Als ich Meine Schwarze die Straße zum Haus hinunterlenkte, wirkte der Ort auf mich, als wäre er einer Geschichte entsprungen. Schnee hatte sich auf dem Dach des Hauses und des Stalls angehäuft. Rauch stieg aus dem Schornstein in den blauen Himmel hinauf, und zwischen Haus und Stall war bereits ein Pfad
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