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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Autoren: Robin Hobb
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Angst; doch ich wusste, dass sie meine einzige Hoffnung darstellten. Schließlich habe ich meine Möglichkeiten auf zwei eingegrenzt; eine von ihnen musste die sein, nach der ich suchte. Und dann habe ich die Säule wieder betreten.«
    »Nein.« Ich stöhnte.
    »So habe ich mich auch gefühlt. Als ich wieder herauskam, kam es mir vor, als wäre ich gerade verprügelt worden; aber ich war am richtigen Ort angelangt.«
    Genüsslich wartete er, bis ich die Frage stellte. »Wo?«
    »Erinnerst du dich noch an den uralten, zerfallenen Marktplatz? Der, den der Wald zu verschlingen versuchte? Ich stand auf der Spitze der Steinsäule dort, und einen Augenblick lang, in einem Traum, trug ich die Hahnenkrone. Du hast mich gesehen. Du erinnerst dich daran.«
    Ich nickte langsam. »Das war auf unserem Weg zum Steingarten, wo die Drachen geschlafen haben, bevor sie von uns geweckt worden sind und wir sie gegen die Roten Schiffe geschickt haben. Dort, wo sie jetzt wieder schlafen, Veritas als Drache unter ihnen.«
    »Genau. Wieder bin ich den Waldweg hinuntergegangen, und ich habe ihn dort gesehen. Aber er war nicht der, den ich gesucht habe. Ich habe das Mädchen auf einem Drachen dort gefunden, schlafend, die Arme um den Hals des Drachen geschlungen, genau wie du es mir erzählt hast. Und ich habe sie geweckt und ihr verständlich gemacht, dass ich hierher kommen müsse, und wieder bin ich hinter ihr aufgestiegen, und sie ist mit mir hierher geflogen. Und hat mich hier gelassen. Wie du also siehst, alter Freund, habe ich dich nicht angelogen. Ich bin hierher geflogen.«
    Ich setzte mich kerzengerade auf, plötzlich hellwach. Hundert Fragen kreisten in meinem Kopf herum, doch ich stellte nur die wichtigste: »Wie hast du sie geweckt? Man braucht die Alte Macht, die Gabe und Blut, um einen Steindrachen zu wecken. Das weiß ich nur allzu gut!«
    »Das war so, und so ist es auch noch immer. Die Gabe hatte ich auf meinen Fingerspitzen, und Blut war leicht zu bekommen.« Er rieb sich das Handgelenk, vermutlich weil er sich an eine alte Wunde erinnerte. »Allerdings habe ich die Alte Macht nicht und hatte sie auch nie. Du erinnerst dich aber vielleicht, dass ich törichterweise bereits ein wenig von mir in das Mädchen auf einem Drachen übertragen hatte, als ich versucht habe, ihr Bild zu vollenden und sie zum Leben zu erwecken.«
    »Wie auch ich«, erinnerte ich mich schuldbewusst.
    »Ja. Ich weiß«, sagte er in sanftem Ton. »Es ist noch immer in ihr. Du hast ihr die Erinnerungen gegeben, die du nicht hast ertragen können, und die Gefühle, die du dir selbst nicht gestatten wolltest. Du hast ihr die Erinnerungen gegeben, wie deine Mutter dich weggegeben hat, und dass du deinen Vater nie wirklich gekannt hast. Du hast ihr Edels Folter gegeben, und vor allem hast du ihr den Schmerz darüber gegeben, Molly und dein Kind verloren zu haben, ausgerechnet an Burrich. Du hast deinen Zorn in sie gelegt, deinen Schmerz und dein Gefühl, verraten worden zu sein.« Er seufzte leise. »Das alles ist noch immer in ihr. Die Dinge, die du dir nicht gestatten durftest zu fühlen.«
    »Ich habe das alles schon lange hinter mir gelassen«, sagte ich langsam.
    »Du hast einen Teil aus dir herausgeschnitten und bist einfach weitergegangen.«
    »Ich sehe das anders«, erwiderte ich steif.
    »Du kannst es nicht so sehen«, bemerkte der Narr ruhig, »weil du dich nicht wirklich daran erinnern kannst, wie schrecklich das alles war, weil du alles in das Mädchen auf dem Drachen gelegt hast.«
    »Können wir das jetzt auf sich beruhen lassen?«, fragte ich hin- und hergerissen zwischen Angst und Wut, vor allem aber verwirrt ob dessen, was mich in Angst und Wut versetzen würde.
    »Das müssen wir, denn du hast das alles schon vor Jahren hinter dir gelassen. Nur ich werde je wissen, wie tief du all diese Dinge empfunden hast. Nur ich erinnere mich vollständig daran, wer und was du warst, bevor du das getan hast. Denn wir beide sind miteinander verbunden, und das nicht nur durch die Gabe und das Schicksal, sondern auch dadurch, dass wir beide im Mädchen auf einem Drachen leben. Weil ich wusste, was in sie eingeflossen ist, konnte ich sie erwecken. Dann ist es mir gelungen, ihr meine verzweifelte Lage klarzumachen, und sie hat mich nach Aslevjal gebracht.
    Es war eine seltsame Reise, wild und wunderbar. Du weißt, dass ich schon einmal mit ihr geflogen bin. Ich war bei ihr, als sie und die anderen Drachen nicht nur die Roten Schiffe angegriffen haben, die die
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