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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Autoren: Robin Hobb
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schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du denkst, Chade. Selbst wenn ich es könnte, glaube ich nicht, dass das klug wäre. Wenn das Opfer jetzt angenommen wird, würden sie dann nicht glauben, er sei ihnen nun wohlgesonnen, da sie ich offen gegen die Queste des Prinzen gestellt haben? Es ist zu spät für irgendwelche Winkelzüge in dieser Hinsicht, Chade.«
    »Da hast du vermutlich Recht«, sagte er. »Und sollte man ins dabei erwischen, wie wir das Opfer nehmen, würde sie las augenblicklich zum Handeln zwingen. Nein, es ist besser zu warten.« Er seufzte und rieb sich die Arme. »Ich bin diese Kälte so leid. Ich bin einfach zu alt dafür.«
    Der Prinz rollte mit den Augen.
    Ich wechselte das Thema. »Seid bitte vorsichtig, alle beide, wenn ihr versucht, Kontakt mit Dick aufzunehmen. Und Pflichtgetreu, pass auch auf, wenn du Nessel kontaktierst. Ich bin sicher, dass ich mir nicht eingebildet habe, was an jenem Tag mit Dick und mir passiert ist. Irgendjemand hat die Gabe eingesetzt, um uns gegeneinander aufzuhetzen. Wer auch immer das sein mag, er ist nach wie vor da draußen. Er hat Dicks Geist schon einmal gefunden. Wenn du die Gabe bei Dick benutzt, könntest du dich ihm verraten. Und wenn er dir folgt, Pflichtgetreu, könnte er später auch Nessel finden. Oder du könntest die Aufmerksamkeit des Drachen Tintaglia erregen.« Plötzlich kam ich mir wie ein Feigling vor, weil ich nicht länger hoffen konnte, die beiden zu beschützen. »Pass einfach auf«, wiederholte ich.
    »Das werde ich«, erwiderte Pflichtgetreu verärgert, und ich war sicher, dass er meiner Warnung nicht die Bedeutung beimaß, die ihr zukam. Ich blickte zu Chade.
    »Hast du je erlebt, dass ich
nicht
vorsichtig gewesen wäre?«, fragte mich mein alter Mentor.
    Ja, das habe ich,
hätte ich fast geantwortet.
Als du dir in den Kopf gesetzt hast, deine Gabe auszubilden, hast du nicht eine Sekunde nachgedacht, sondern dich leidenschaftlich draufgestürzt, und ich fürchte, du wirst das noch einmal machen und dabei alles riskieren, was mir lieb und teuer ist.
Ich hielt jedoch den Mund und gab mich mit einem Nicken auf seine Frage zufrieden. »Es ist ein seltsames Gefühl«, sagte ich, »zu wissen, dass es heute Nacht so viel zu tun gibt, und ich keine Möglichkeit habe, euch dabei zu helfen. Ich komme mir so nutzlos vor. Wenn ihr nichts mehr für mich hier zu tun habt, werde ich jetzt zu Bett gehen. Ich bin vollkommen erschöpft.« Ich rollte mit den Schultern. »Ich hätte die vergangenen Monate in Bocksburg mit einer Schaufel anstatt mit einem Schwert üben sollen.«
    Der Prinz lachte widerwillig. Chade fragte ernst: »Wirst du den Narren heute noch sehen?«
    »Ja.«
    »Wirst du wieder dort schlafen?«
    Ich fragte ihn nicht, woher er wusste, dass ich das schon einmal gemacht hatte. Gefühllos antwortete ich: »Vielleicht. Ich weiß es nicht. Wenn wir bis spät in die Nacht reden oder er Gesellschaft haben will... möglicherweise.«
    »Das sieht für die anderen komisch aus, weißt du? Nein, schau mich nicht so an. Das habe ich nicht gemeint. Ich kenne dich schon viel zu lange, als dass ich Zweifel an der Wahl deiner Bettgenossen hegen würde. Ich meine nur, dass es für die anderen so aussehen könnte, dass du seine Meinung über Eisfeuer teilst, dass wir ihn befreien müssen, anstatt die Aufgabe der Narcheska zu erfüllen.«
    Kurz schwieg ich und dachte darüber nach. Dann sagte ich ruhig: »Ich kann nichts daran ändern, was die Leute denken, Chade.«
    »Du wirst ihn also nicht meiden?«
    Ich blickte ihm in die Augen. »Nein. Er ist mein Freund.«
    Chade presste kurz die Lippen aufeinander. Dann fragte er sehr, sehr vorsichtig: »Besteht die vage Möglichkeit, dass du ihn von unserer Denkweise überzeugen könntest?«
    »Von
deiner
Denkweise?«, korrigierte ich ihn. »Das bezweifele ich. Das ist keine Laune von ihm, Chade. Sein ganzes Leben lang hat er geglaubt, der Weiße Prophet zu sein, und Teil seiner Mission ist es, die Drachen wieder in die Welt zu bringen. Ich glaube nicht, dass ich ihn davon überzeugen kann, dass das eine schlechte Idee ist.«
    »Ihr seid nun schon sehr lange miteinander befreundet. Er sorgt sich fast ständig um dich«, bemerkte Chade taktvoll.
    »Und genau das ist der Grund, warum ich nicht versuchen sollte, ihn auf diese Art zu beeinflussen.« Ich wischte mir das Haar aus dem Gesicht. Der getrocknete Schweiß vom Graben wurde allmählich kalt. Mir tat alles weh und das nicht nur in meinem Körper. »Chade. Was das
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