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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Autoren: Robin Hobb
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helfen?«
    »Ich kann nicht. Ich finde nicht einmal mehr eine Spur der Gabe in mir. Ich weiß nur, dass irgendetwas mit Dick nicht stimmt. Das sehe ich an der Art, wie er summt. Bisher hat er seine Musik immer mittels der Gabe nach außen getragen. Warum summt und murmelt er jetzt vor sich hin ? Das ist eine Veränderung, und ich mag keine Veränderung - vor allem nicht solche, die ich nicht verstehe.«
    »Das Leben besteht aus Veränderungen«, erwiderte der Narr, »und der Tod ist die größte davon. Ich glaube, uns bleibt nichts anderes übrig, als uns diesen Veränderungen zu ergeben, Fitz.«
    »Ich bin es leid, mich irgendetwas zu >ergeben<. Mein gesamtes Leben lang habe ich nichts anderes getan als das.« Ich warf die Robe auf die Pritsche und setzte mich dann ans Fußende, womit ich den Narren zwang, die Beine anzuziehen. Anschließend zog ich die Handschuhe aus und hielt die Hände an das winzige Feuer, um sie zu wärmen.
    »Ah, mein Katalyst, könnte es sein, dass du all die Veränderungen gar nicht siehst, die du bewirkt hast? Manche durch deine Schicksalsergebenheit, andere durch deinen wilden Kampf dagegen. Du magst ja sagen, dass du Veränderungen hasst, aber du
bist
Veränderung.«
    »Oh, bitte.« Ich schlang die Arme um die angezogenen Knie und legte den Kopf darauf. »Red heute Nacht nicht davon. Red über alles, nur nicht über das. Bitte. Heute Nacht habe ich einfach keinen Kopf für Veränderungen und Entscheidungen.«
    »Wie du willst.« Seine Stimme klang sanft. »Über was möchtest du denn gerne reden?«
    »Egal. Über dich zum Beispiel. Wie bist du hierher gekommen, nachdem wir dich in Burgstadt zurückgelassen haben ?«
    »Das habe ich euch doch gesagt. Ich bin geflogen.«
    Ich hob den Kopf und blickte ihn beherzt an. Er lächelte herausfordernd. Das war das alte Lächeln des Narren, das Lächeln, das die Wahrheit versprach, wo er doch offensichtlich log. »Nein. Das bist du nicht«, entgegnete ich mit fester Stimme.
    »Wenn du das sagst.«
    »Entgegen Chades Rat muss Kettricken dir geholfen haben, eine Passage zu finden. Und du bist auf einem Schiff mit dem Namen eines Vogels hierher gekommen.« Ich stellte wilde Vermutungen an, wohlwissend, dass seine verrückte Geschichte einen wahren Kern enthielt.
    »Tatsächlich hat Kettricken mir bei unserem kurzen Zusammentreffen geraten, in Bocksburg zu bleiben. Ich glaube, es hat sie all ihre Willenskraft gekostet, mir nicht nehr zu erzählen. Es war schlicht Glück, dass ich auf Burrich traf, der ankam, als ich die Burg gerade verlassen wollte. Aber da ich mich nun schon mal bereit erklärt habe, die Geschichte zu erzählen, lass mich dir alles der Reihe nach berichten. Gehen wir zu dem Augenblick zurück, da ich dich zum letzten Mal gesehen und geglaubt habe, du würdest mir zu Hilfe kommen.«
    Ich zuckte unwillkürlich zusammen, doch er fuhr in gleichmütigem Tonfall fort: »Der Hafenmeister hat die Stadtmiliz gerufen, welche Fürst Leuenfarb und seine Besitztümer äußerst rasch entfernt hat. Wie du dir vermutlich schon gedacht hast, haben sie mich bis zu eurer Abfahrt festgehalten. Dann wurde ich mit vielen Entschuldigungen, dass alles doch nur ein Irrtum gewesen sei, wieder entlassen. Aber die Berichte über diesen Vorfall verbreiteten sich rasch. Als Fürst Leuenfarb schließlich wieder in seine Unterkunft zurückkehrte, hatten seine Gläubiger sich bereits dort versammelt. Sie waren der festen Überzeugung, er habe fliehen wollen, ohne vorher seine Schulden zu begleichen. Und dem war ja auch so. Also haben sie sein gesamtes Gepäck konfisziert mit Ausnahme einer kleinen Tasche, die das absolute Minimum zum Überleben enthielt, und die der gute Fürst in weiser Voraussicht in seinen Gemächern in der Burg gelassen hatte.«
    Dampf stieg aus dem kleinen Kupferkessel. Der Narr nahm ihn vom Feuer und goss Wasser in eine bunt verzierte Teekanne.
    Ich musste unwillkürlich lächeln und machte eine weit ausholende Geste. »Das absolute Minimum zum Überleben.«
    Der Narr hob eine goldene Augenbraue. »Für eine zivilisierte Abenteuerfahrt, ja.« Er legte den Deckel auf den Teekessel. Er war wie eine Rose geformt. »Und warum sollte man überhaupt versuchen, mit weniger zurechtzukommen? Nun. Wo war ich? Ach, ja. Seiner Pracht und seiner Besitztümer beraubt war Fürst Leuenfarb nicht länger Fürst Leuenfarb, sondern nur ein Schuldner auf der Flucht. Jene, die glaubten, ihn gut zu kennen, staunten nicht schlecht, als er wie eine Spinne an der
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