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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Autoren: Robin Hobb
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Gläubiger hatte den Geschichten der ersten aufmerksam gelauscht, und kurz darauf waren sie hinter mir her. Ich rannte und das schnell, aber Fürst Leuenfarbs Kleider waren ein wenig zu prahlerisch, um mit der Menge zu verschmelzen, und meine Tasche behinderte mich. Erinnerst du dich noch an den Hügel vor Burgstadt, wo noch immer die Zeugensteine stehen?«
    »Natürlich.« Ich war fasziniert. Das war der letzte Ort, an den ich geflohen wäre. Die kahlen schwarzen Steine auf dem kahlen Hügel standen dort wie eh und je, verwittert und unergründlich. Das Volk der Sechs Provinzen hatte sie lange genutzt, um dort die verschiedensten Eide abzulegen, wie zum Beispiel Liebende, die sich zwischen ihnen ewige Treue gelobten. Es heißt, wenn zwei Männer sich dort duellieren, werden die Götter der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen. Die Rechtschaffenen werden dort gewinnen, wenn auch nirgends sonst. Es ist ein seltsam feierlicher Ort ohne jedwedes Gestrüpp oder Ranken. Eine gejagte Kreatur könnte sich dort nirgendwo verstecken. »Aber warum bist du ausgerechnet dorthin gegangen?«
    Der Narr zuckte beredt mit den schmalen Schultern. »Ich wusste, dass ich nicht weit kommen würde. Hätte man mich gefangen und nach Burgstadt zurückgebracht, hätten meine Gläubiger mir ohne Zweifel nicht nur meine letzte Habe abgenommen, sondern mich auch zur Zwangsarbeit verurteilen lassen, um meine Schulden abzuarbeiten. Ich und meine Mission wären damit am Ende gewesen. Also beschloss ich, auf das Schicksal zu vertrauen und eine Idee auf die Probe zu stellen, die mir schon vor langer Zeit gekommen war. Die Zeugensteine sind Torsteine, Fitz, genau wie die Gabensäulen, die du benutzt hast, als du fliehen musstest. Nur dass irgendjemand oder irgendetwas vor langer Zeit die Runen von den Zeugensteinen entfernt hat. Vielleicht sind sie ja sogar so alt, dass sie auf natürliche Art verwittert sind; vielleicht hat aber auch ein alter Gabennutzer es für nötig befunden, sie vor langer Zeit unbrauchbar zu machen. Aber wie auch immer, die Runen, die verraten, wohin sie führen, sind weg; nur ein paar verwitterte Dellen sind von ihnen übrig geblieben. Als ich mit meinem Rucksack auf sie zu rannte, dachte ich an das, was du mir über deine Abenteuer mit Pflichtgetreu am Schatzstrand erzählt hast. Ich wusste, dass ich vielleicht die falsche Facette der Steine wählen und tief in kaltem Wasser landen würde.«
    Entsetzt richtete ich mich auf. »Narr, es ist weit schlimmer als das! Was, wenn der Stein auf der anderen Seite umgestürzt wäre und du in fester Erde gelandet wärst? Oder was, wenn der andere Stein zerschmettert gewesen wäre, und du...?«
    »All diese Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen, als ich auf die Steine zugerannt bin. Glücklicherweise hatte ich keine Zeit zu wählen, keine Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, ob ich noch genug Gabe in meinen Fingerspitzen hatte, um sie überhaupt zu aktivieren. Ich berührte den Stein und wusste nur, dass ich es tun musste. Ich musste. Ich musste durch das Portal.«
    Er hielt kurz inne. Ich hatte mich inzwischen zu ihm hinübergebeugt, und mir schlug das Herz bis zum Hals. Durch ein Gabenportal zu gehen war schon immer schwer für mich gewesen. Wir wussten so wenig über sie - eigentlich nur, dass manche der mit Runen verzierten stehenden Steine Durchgänge zu anderen Orten darstellten. Ich hatte sie weniger als ein Dutzend Mal in meinem Leben benutzt und nie ohne Angst. Ein paar von Edels unerfahrenen Gabennutzern hatten den Verstand verloren, als man sie gezwungen hatte, durch Gabenportäle zu gehen. Die Benutzung von einem hatte Pflichtgetreus Erinnerung an unseren Aufenthalt am Schatzstrand durcheinander gebracht und uns beide erschöpft.
    Der Narr lächelte mich süßlich an. »Schau mich nicht so an. Wie du siehst, habe ich doch überlebt.«
    »Und zu welchem Preis?«, fragte ich wohlwissend, dass es einen solchen gehen musste.
    »Erschöpfung. Ich bin irgendwo wieder herausgekommen; Ich habe keine Ahnung wo. Auf jeden Fall war ich noch nie dort. Es war eine Ruinenstadt und so still wie toter Stein nur ein kann. In der Nähe floss ein Fluss. Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich habe geschlafen; ich weiß nicht wie lang. Als ich wieder aufgewacht bin, dämmerte es um mich herum. Und die Gabensäule ragte über mir auf. Diese war vollkommen frei von Moos, und die Runen waren so klar und deutlich, als wären sie gestern erst gemeißelt worden. Ich habe sie lange studiert, voller
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