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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Autoren: Robin Hobb
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ein anderer Lutwins Platz einnehmen würde. Wir hatten viel auf uns genommen, um das Vertrauen der Zwiehaften zu erringen. Vielleicht konnte diese Entspannung in den Beziehungen der Wut und dem Hass entgegenwirken, an denen die extremistischen Gescheckten sich nährten. Wenn die Zwiehaften von der Weitseher-Königin in der Gesellschaft willkommen geheißen und sogar dazu ermutigt werden sollten, sich offen zu ihrer Magie zu bekennen, dann würden sie auch weit weniger Interesse daran haben, die Weitseher-Herrschaft zu stürzen. Das hofften wir zumindest, und bis jetzt schien es auch zu funktionieren. Sollte es jedoch anders kommen, könnten sie nach wie vor gegen den Prinzen vorgehen, schlicht indem sie versuchten, ihn bei seinen Edelleuten in Misskredit zu bringen; dafür reichte es, sie wissen zu lassen, dass er nicht nur über die Gabe, sondern auch über die Alte Macht verfügte. Eine königliche Proklamation, dass die Alte Macht nicht länger als Makel gelten solle, konnte keine Vorurteile und das damit verbundene Misstrauen beseitigen, die sich über Generationen aufgebaut hatten. Das, so hofften wir, würde sich durch die wohlwollende Gegenwart von Zwiehaften am königlichen Hof ändern. Dazu zählten nicht nur Jungen wie Flink, sondern auch Männer wie Web der Zwiehafte.
    Chade blickte noch immer besorgt aufs Meer hinaus.
    Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als ich die Worte sprach, doch ich konnte sie nicht zurückhalten. »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    Er drehte sich zu mir um. »Meinst du dieses Angebot ernst?«
    Sein Tonfall warnte mich. »Ich denke ja. Warum? Was würdest du von mir verlangen?«
    »Lass mich nach Nessel schicken. Du musst sie nicht als deine Tochter anerkennen. Lass mich noch einmal mit Burrich darüber reden, sie an den Hof zu holen und sie in der Gabe zu unterweisen. Ich denke, tief im Herzen hat er den Eid noch nicht vergessen, den er den Weitsehern geschworen hat, und wenn ich ihm sagen würde, dass ihr Prinz sie braucht, wird er sie gehen lassen. Außerdem wäre es auch nicht schlecht für Flink, seine Schwester in der Nähe zu haben.«
    »Oh, Chade.« Ich schüttelte den Kopf. »Du kannst alles von mir verlangen, aber lass mein Kind in Frieden.«
    Chade schüttelte den Kopf und schwieg. Ich blieb noch eine Zeit lang neben ihm stehen, akzeptierte das Schweigen aber schließlich als Zeichen, dass ich entlassen war. Ich ließ ihn dort stehen und weiter aufs Meer hinaus schauen, gen Nordosten, zu den Äußeren Inseln.

Nehmer war der erste Mann, der sich in der Bocksburg König genannt hatte. Er kam von den Äußeren Inseln an diese Ufer, ein Plünderer wie so viele andere vor ihm. Er sah in dem hölzernen Fort auf den Klippen über dem Fluss den idealen Ort, um in diesem Land Fuß zu fassen. Zumindest erzählen sich das manche. Andere sagen, er sei ein kalter, nasser und überempfindlicher Seemann gewesen, der schlicht dem Schaukeln auf dem Meer entkommen und wieder an Land gelangen wollte. Aber was auch immer seine Motivation gewesen sein mochte, er griff die hölzerne Feste auf dem uralten Steinfundament an, nahm sie ein und wurde der erste Weitseherkönig in Bocksburg. Da er sich seinen Weg in das Fort hineingebrannt hatte, baute er die Befestigungen neu und zwar aus dem schwarzen Stein, den es hier so reichlich gibt. So liegen die Wurzeln der herrschenden Familie der Sechs Provinzen weit draußen auf den Äußeren Inseln. Aber natürlich sind sie damit nicht allein. Das Volk der Sechs Provinzen und die Outislander haben ihr Blut ebenso oft vermischt, wie sie es vergossen haben.
    Venturn: Geschichte

    Da uns nur noch fünf Tage bis zur Abfahrt blieben, nahm das Unterfangen für mich langsam konkrete Züge an. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich in der Lage gewesen, die Reise aus meinem Kopf zu verdrängen und als etwas Abstraktes oder Eventualität zu betrachten. Ich hatte die Schriftzeichen der Outislander studiert und viele Abende in den Tavernen verbracht, wo sich Händler und Seeleute von den Äußeren Inseln trafen. Dort hatte ich so viel von ihrer Sprache gelernt, wie ich konnte. Einfach nur zuhören war meine beste Technik dafür. Die Sprache der Outislander besaß weitgehend die gleichen Wurzeln wie unsere, und schon nach wenigen Abenden klang sie nicht mehr fremd für mich. Ich konnte sie nicht gut sprechen, mich aber verständlich machen, und wichtiger noch: Ich konnte das meiste von dem, was ich hörte, verstehen. Ich hoffte nur, das würde reichen.
    Beim Unterricht mit
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