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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
Autoren: Robin Hobb
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hervorragender Bericht, Dick. Du hast mir viel erzählt, worüber ich nachdenken muss. Lass uns jetzt hören, was der Prinz zu sagen hat, und dann werden wir sehen, ob ich Fragen für dich habe.«
    Dick richtete sich auf seinem Stuhl auf, und seine Brust schwoll so sehr vor Stolz, dass das Hemd über seinem Bierbauch spannte. Seine Zunge ragte noch immer aus dem froschhaft grinsenden Mund heraus, aber seine kleinen Augen tanzten förmlich zwischen mir und Pflichtgetreu hin und her, um zu sehen, ob wir seinen Triumph auch bemerkt hatten. Ich fragte mich, wann es so wichtig für ihn geworden war, Chade zu beeindrucken; dann erkannte ich, dass er auch in dieser Hinsicht schlicht den Prinzen kopierte.
    Klugerweise gestattete Pflichtgetreu Dick, sich einen Moment in unserer Aufmerksamkeit zu sonnen. »Dick hat euch das meiste schon erzählt«, begann der Prinz schließlich, »aber lasst mich noch etwas hinzufügen. Ich habe euch von einer mächtigen Präsenz erzählt. Ich habe ... Nun, ich habe sie nicht wirklich beobachtet, sondern eher gespürt und wurde dann zu ihr hingezogen. Das war jedoch keineswegs ein Furcht erregendes Gefühl. Ich sorgte mich nicht darum, dass mich dieses Etwas vielleicht absorbieren könnte und ich dann für immer verloren sein würde. Es machte mir einfach nichts aus. Dann zog sich die Präsenz zurück. Ich wollte ihr hinterher, doch in diesem Augenblick bemerkte ich, dass mich etwas anderes beobachtete. Und dieses >andere< fühlte sich bei weitem nicht so wohlwollend an. Ich hatte eher das Gefühl, als hätte sich dieses andere Wesen an mich herangeschlichen, während ich über jene anziehende Präsenz meditiert habe.
    Ich habe mich umgeschaut und gesehen, dass ich mich am Ufer eines milchigen Flusses befand, auf einem sehr kleinen Strand aus Lehm. Hinter mir ragte ein Wald aus gewaltigen Bäumen auf. Sie waren größer als Türme und tauchten den Tag in Zwielicht. Zuerst habe ich nichts anderes gesehen. Dann habe ich eine winzige Kreatur bemerkt ... wie eine Eidechse, nur rundlicher. Sie saß auf einem breiten Blatt und beobachtete mich. Doch im selben Augenblick, da ich sie erblickte, begann sie zu wachsen. Oder vielleicht bin ich auch geschrumpft. Ich bin nicht sicher. Der Wald ist ebenfalls gewachsen, und als das Tier schließlich auf den Lehm trat, war es ein Drache. Blau und silbern, riesig und wunderschön. Und der Drache sprach zu mir: >So. Du hast mich also gesehen; doch das ist mir egal. Dich wird es jedoch kümmern. Du bist einer von seinen. Sag mir: Was weißt du über einen Schwarzen Drachen ?< Dann - und das war besonders seltsam - konnte ich mich selbst nicht mehr finden. Es war, als hätte ich mich zu sehr auf sie konzentriert und dabei meine eigene Existenz vergessen. Und dann beschloss ich, mich hinter einem Baum zu verstecken.«
    »Das klingt nicht nach der Gabe«, unterbrach ihn Chade verärgert. »Das klingt nach einem einfachen Traum.«
    »Genau. Und deshalb habe ich ihn auch erst einmal beiseite geschoben, nachdem ich aufgewacht war. Ich wusste, dass ich kurz die Gabe angewandt hatte, aber ich habe geglaubt, anschließend eingeschlafen zu sein, und dass alles, was danach kam, ein Traum gewesen war. Aber wie es in Träumen manchmal ist, war Dick plötzlich bei mir. Ich wusste nicht, ob auch er den Drachen gesehen hatte; also griff ich zu ihm hinaus und sagte ihm, er solle still sein und sich vor ihm verstecken. So haben wir uns dann versteckt, und sie wurde sehr wütend; ich glaube, weil er wusste, dass wir noch immer da waren, uns jedoch versteckten. Dann war Dick plötzlich verschwunden, und das erschreckte mich so sehr, dass ich die Augen öffnete.« Der Prinz zuckte mit den Schultern. »Ich war in meinem Schlafgemach und glaubte, gerade schlicht einen ungewöhnlich lebhaften Traum gehabt zu haben.«
    »So könnte es auch gewesen sein; ein lebhafter Traum, den du dir mit Dick geteilt hast«, erwiderte Chade. »Ich denke, wir können das jetzt als erledigt betrachten und uns um das kümmern, weshalb wir hergekommen sind.«
    »Das denke ich nicht«, sagte ich. Irgendetwas an der gelassenen Art, wie Chade das alles abtat, warnte mich, dass der alte Mann nicht wollte, dass wir darüber sprachen; doch ich war bereit, einen Teil meines Geheimnisses preiszugeben, um seines zu ergründen. »Ich denke, der Drache ist echt. Mehr noch, ich denke, wir haben schon von ihr gehört. Tintaglia, der Drache von Bingtown, der, von dem der maskierte Junge gesprochen hat.«
    »Seiden
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