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Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Titel: Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland
Autoren: Edgar Wolfrum
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umweltverträglich entsorgt. Der schwedische Verband für Abfallentsorgung stellte 2005 fest, dass inzwischen 80 Prozent des Haushaltsabfalls für den Gebrauch als Material, Energie oder Bodendüngung wiederverwendet werden. 30 Prozent des Haushaltsabfalls oder 145 Kilo pro Einwohner werden zu Materialien recycelt. Seit 1993 existierte eine EU-Verordnung zur Abfallbeseitigung, die 2006 noch einmal erweitert wurde und für alle Mitgliedstaaten bindend ist. Allen Ansichtenüber «typisch deutsch» zum Trotz – Mülltrennung gibt es auch in anderen Ländern. Schlimmer noch: Statistiken belegen, dass die Deutschen bei der freiwilligen Trennung des Hausmülls im europäischen Vergleich nur einen Mittelplatz einnehmen.
     
     
        101. Warum heißt die Bundesrepublik Deutschland eigentlich Bundesrepublik Deutschland? Der 1949 gegründete Staat war der erste deutsche Staat in der gesamten Geschichte überhaupt, der den Namensbestandteil «Deutschland» trug. Im Parlamentarischen Rat debattierten die Abgeordneten Anfang Oktober 1948 über den geeigneten Staatsnamen. Hören wir in die Beratungen hinein: «Ist der Begriff ‹Deutsches Reich› überhaupt noch diskutiert worden?», fragte Jakob Kaiser von der CDU und erhielt von Carlo Schmid (SPD) die Antwort: «Nun gibt es Gründe psychologischer Art genug, die einen veranlassen könnten, auf diesen Namen bewusst zu verzichten. Das Wort ‹Reich› hat nun einmal bei den Völkern um uns herum einen aggressiven Akzent. Das Wort ‹Reich› wird von diesen Leuten gelesen als ein Anspruch auf Beherrschung.» Der liberale Abgeordnete und spätere Bundespräsident Theodor Heuss pflichtete bei: «Reich» habe einen aggressiven Ton bekommen, der es verdächtig mache. Darauf noch einmal Schmid: «Volkspsychologisch schwingen in dem Wort ‹Reich› eine Reihe sehr schöner Untertöne mit, aber auch gefährliche Untertöne, ein Glaube an etwas wie Weltsendung im Sinne von ‹am deutschen Wesen soll dereinst die Welt genesen›». Man solle nun besser «Republik» sagen. Hermann von Mangold (CDU) meinte ebenfalls, dass der Begriff durch die Nazizeit verdorben worden sei, woraufhin Kaiser jedoch anmerkte, dass, um den Westen und den Osten zu verklammern, man «Reich» nicht aufgeben solle, «weil es unser Volk bewegt in dieser trostlosen Zeit». Es sei eben ein schönes Wort, wohingegen Republik viel zu nüchtern und emotionslos wirke. Wiederum entgegnete Schmid: «Vielleicht gelingt es einmal, auch dem Wort Republik eine gewisse Weihe zu geben». Heuss, der in dieser Sitzung noch behauptete, «Die Sache mit der Bundesrepublik Deutschland stammt nicht von mir persönlich, sondern von einem meiner Freunde», ergänzte: «Mit dem Worte ‹Deutschland› geben wir dem Ganzen ein gewisses Pathos, was ‹deutsche Länder›, ‹Union› und was auch ‹Deutsche Republik› nicht hat. Das Wort ‹Deutschland›, in sich ruhend, bekommt dann etwas Pathos sentimentaler und machtpolitischer Art.» Einige Jahre später reklamierte Heuss die Erfindung dieses Namens allerdings für sich. Wie auch immer, im Parlamentarischen Rat konnten die Argumente – auch jenes, dass «Bundes»-republik den föderativen Staatstyp am besten ausdrücke – überzeugen, und rechtlich wurde der Name Bundesrepublik Deutschland inder Überschrift «Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland» festgelegt.
    Übrigens drang die Abkürzung BRD schon seit 1950 in den bürokratischen Gebrauch ein; es wurde erst zum Politikum, als Anfang der 1970er Jahre die Bundesrepublik die DDR anerkannte und diese analog zu DDR nur noch von der BRD sprach. Die Deutsche Demokratische Republik ihrerseits sollte von der Bezeichnung her an die revolutionären Traditionen von 1848 und 1918 anknüpfen, wobei «demokratisch» gleichbedeutend mit «antifaschistisch» war. «BRD» kam in den Verdacht, ein «kommunistisches Kürzel» zu sein, wogegen die bundesdeutschen Regierungschefs Front machten: Es sollte im amtlichen Sprachgebrauch nicht mehr verwendet werden, weil ansonsten die Begriffe «Deutschland» und «deutsch» aus dem Sprachgebrauch zu verschwinden drohten.

Literaturhinweise
    Abelshauser, Werner, Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945, München 2004.
    Angster, Julia, Konsenskapitalismus und Sozialdemokratie. Die Westernisierung von SPD und DGB, München 2003.
    Aust, Stefan, Der Baader-Meinhof-Komplex, Neuausgabe Hamburg 2008.
    Baring, Arnulf, Machtwechsel. Die Ära Brandt-Scheel, Berlin 1998.
    Bauerkämper,
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