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Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Titel: Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland
Autoren: Edgar Wolfrum
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einem Golf-Motor.
    Seit 1974 ist der Golf die Basisversion des deutschen Autos, so wie zuvor der Käfer. Mehr als 130 Konkurrenzmodelle machen die Kompaktklasse, die nach dem Marktführer «Golf-Klasse» genannt wird, zu dem am härtesten umkämpften Segment des Automobilmarktes überhaupt. Der Golf I rollte Ende März 1974 vom Band des Wolfsburger VW-Werkes. Offiziell nannte man ihn «Mehrzwecklimousine». Seine dezente Form – von Giorgio Guigiaro in Italien gezeichnet–, die niemanden verprellte, wurde über die Modellgenerationen bis zum Golf VI, der 2008 auf den Markt kam, hinweg nur vorsichtig geändert. Ein Volks-Wagen im besten Sinne war der Golf anfangs durch seinen relativ volkstümlichen Preis. Außerdem symbolisierte er das klassenlose Auto schlechthin. Vom Unternehmer bis zum Studenten – jeder konnte Golf fahren. Und Trendforscher sprachen von der «Generation Golf», um im Wohlstand aufgewachsene junge Menschen in der Bundesrepublik der 1990er Jahre zu charakterisieren, denen es an nichts mangelte.
    Doch zurück zu den Zahlen und zur Frage, wer erfolgreicher war. Wer hatte bei den Produktionszahlen die Nase vorn? Der Käfer oder der Golf? Es ist der Golf. Am 25. Juni 2002 waren 21,5 Millionen Golf gebaut, erstmals mehr als vom Käfer. Bis heute sind es mehr als 26 Millionen. Und der Golf läuft und läuft und läuft …
    93. Warum gab es einen Lastenausgleich und wer bekam ihn? «Kriegsfolgenbewältigung» – dieses Wortungetüm ist ein Kernbegriff für die sozialpolitischen Aufgaben im Gründungsjahrzehnt der Bundesrepublik. Wie sollte die Hilfe für jene Bevölkerungsgruppen aussehen, die vom Zweiten Weltkrieg und dessen Folgen am stärksten betroffen waren? Es ging um Flüchtlinge und Vertriebene, um Kriegsopfer und Kriegssachgeschädigte, insgesamt fast 18 Millionen Menschen. Mit dem am 14. August 1952 verabschiedeten Gesetz über den Lastenausgleich begann die größte Wirtschafts- und Finanztransaktion der deutschen Geschichte vor der deutschen Wiedervereinigung 1989/90. Lastenausgleich bedeutete, dass zwischen den betroffenen und den nicht geschädigten Bevölkerungsteilen Vermögensschäden und -verluste ausgeglichen werden sollten. Das Gesetz, das 34-mal geändert und erweitert wurde, sah vor allem Ausgleichsleistungen vor: Hilfen zur Eingliederung und zum laufenden Lebensunterhalt, Kriegsschadensrenten, Hausratsentschädigung und Aufbaudarlehen, um Wohnraum zu beschaffen oder sich eine berufliche Existenz aufzubauen. Die Hauptentschädigung setzte ab 1957 ein und betraf Verluste an Einheitswertvermögen, Sparguthaben und Wertpapieren. Dass es dabei allerdings nicht zu einer Vermögensumschichtung kam, lag im Verfahren begründet und war beabsichtigt; es sollte keine Umverteilung geben, so das Credo der Regierung Adenauer. Die Abgabenschuld wurde deshalb über einen sehr langen Zeitraum «verrentet», d.h. die Abgaben waren de factolediglich nach dem Vermögen bemessene Sondersteuern – durchschnittlich sind sie mit 10% belastet worden –, die weitgehend aus den laufenden Einkommen und Erträgen bestritten werden konnten. Es war eine Jahrhundertaufgabe: Insgesamt beliefen sich die Gesamtausgaben im Lastenausgleich bis 2001 auf rund 145 Mrd. D-Mark. Vermutlich war die politisch-psychologische Bedeutung des Lastenausgleichs insgesamt noch wichtiger als die realwirtschaftlichen Effekte. Er wurde zum Symbol für die gelungene Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen in die bundesdeutsche Gesellschaft.
    94. Warum wollte man weg vom Öl und baute Kernkraftwerke? «Weg vom Öl» – dieses politische und ökonomische Schlagwort entstand nach der Ölpreiskrise 1973/74, ist jedoch bis heute nicht eingelöst. Rohöl war und ist der Lebenssaft der industriellen Welt. Nicht erst seit diesem «Ölschock» setzte man in der Bundesrepublik auf Atomkraft, doch der Energieengpass bot ein zusätzliches Argument. Seit den 1950er Jahren gab es eine regelrechte Atomeuphorie – Wissenschaftler und Politiker priesen gleichermaßen die Segnungen der friedlichen Atomnutzung. Eine nie versiegende und saubere Energiequelle, die offenbar allen Wohlstand versprach, schien gefunden. Auch die Bundesrepublik durfte zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder Atomforschung betreiben und der Minister für Atomfragen Franz Josef Strauß träumte wie so viele von atomgetriebenen Autos und Flugzeugen: «Wohnsitz und Dienstsitz sind für mich jetzt Bonn», sagte er bei Amtsantritt 1955, «mein
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