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Diamonds & Rust

Diamonds & Rust

Titel: Diamonds & Rust
Autoren: Marina Schuster
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zwickte sich in den Arm, doch es war zwecklos – die vergilbte Tapete war immer noch da, und der muffige Geruch in dieser Rumpelkammer verursachte ihr Kopfschmerzen.
In ihrem Kopf kreisten die Gedanken wie in einem Karussell.
Am liebsten wäre sie geflüchtet, doch sie hatte nach wie vor keine Idee, wie sie ohne Geld nach Hause kommen sollte. Sicher hätte sie Nicky anrufen können, damit sie ihr Geld schickte, doch bis das ankommen würde, saß sie hier fest.
»Verdammter Mist«, fluchte sie leise.
Mit einem Ruck stand sie auf und öffnete die Tür zum Balkon.
Vorsichtig, als würde sie etwas Verbotenes tun, trat sie hinaus und atmete tief die frische Luft ein.
Neugierig sah sie sich um, ihr Blick schweifte über die Liegestühle hinweg nach unten in den Garten, wo ein Swimmingpool einladend auf Badegäste zu warten schien.
Das Haus lag direkt am Strand, sie konnte weit aufs Meer hinaus sehen und mit einem Seufzen stellte sie fest, dass es hier wunderschön war – unter anderen Umständen hätte sie sich hier wohl fühlen können.
So stand sie eine Weile und beobachtete die Wellen, die sanft an den weißen Strand plätscherten. Dann gab sie sich einen Ruck. Sie würde jetzt nach unten gehen, und mit der seltsamen Frau sprechen. Bestimmt war alles nur ein Missverständnis und würde sich aufklären, wenn sie freundlich nachfragte.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und öffnete leise die Zimmertür.
»Immerhin hat sie mich nicht eingeschlossen«, murmelte sie vor sich hin, und düstere Bilder von Entführung und Geiselnahme tauchten in ihren Gedanken auf.
»Sei nicht albern, so etwas gibt es nur in Romanen«, versuchte sie sich selbst zu beruhigen, als sie auf die Treppe zuging.
Im Haus war es gespenstisch still, und ihr gerade neu gewonnener Mut wollte sie wieder verlassen, doch sie zwang sich, weiterzugehen. Langsam stieg sie die Stufen hinab, vorsichtig bemüht kein Geräusch zu machen und stand schließlich in dem geräumigen Wohnraum.
Es schien niemand mehr da zu sein. Wohin zum Kuckuck war die Frau verschwunden?
Sie sah sich um. Außer der Haustür gab es nur noch eine weitere Tür – ob die Frau dort drinnen war?
Entschlossen steuerte sie auf die Tür zu, obwohl die Stimme der Vernunft in ihrem Kopf ihr zurief: »Was tust du da? Lass das sein, hol deine Sachen und verschwinde hier.«
Eine kurze Sekunde zögerte sie noch, dann gab sie sich einen Ruck und öffnete energisch die Tür.
Sie stand in einem Raum, der offensichtlich als Arbeitszimmer genutzt wurde. Zwei Schreibtische mit Computern, Regale voll mit Büchern und Akten, ein Sofa, ein Stuhl zum Relaxen. Von der alten Frau war nichts zu sehen, und sie atmete erleichtert auf. Irgendwie hatte sie inzwischen Angst vor ihrer eigenen Courage bekommen, und war nun froh, sie nicht hier anzutreffen.
Ihr Blick fiel auf ein paar Zeichnungen, die an der Wand hingen, und neugierig trat sie näher. Fasziniert stellte sie fest, dass es sich um alte Baupläne handelte. Sie war so gefesselt, dass sie die Schritte nicht hörte, die sich von hinten näherten.
»Was tun Sie denn hier?«, erklang plötzlich eine dunkle Männerstimme, und es klang alles andere als erfreut.
Vanessa zuckte zusammen und fuhr herum, voll von panischer Angst, und schaute in die blauesten Augen, die sie je gesehen hatte.
Wie vom Blitz getroffen stand sie da und starrte den Mann an, der verärgert auf eine Antwort wartete. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, ihre Knie waren weich wie Butter, und sie hätte in diesem Moment nicht sagen können, ob das von der Angst oder diesem durchdringenden Blick kam, oder beidem.
»Was tun Sie hier in meinem Arbeitszimmer?«, wiederholte er die Frage.
»Ich … ich …«, stammelte sie verwirrt, nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. »Also ich … die Frau … das Zimmer …«, setzte sie erneut an, und merkte im selben Moment, dass sie sich wie ein kompletter Idiot anhörte.
Hilflos stand sie da, wie hypnotisiert von diesen unbeschreiblich blauen Augen, die sie immer noch herausfordernd ansahen.
»Also – ich warte auf eine Antwort, oder soll ich die Polizei anrufen?«, forderte er nochmals.
In diesem Moment brach über Vanessa alles zusammen, die Müdigkeit von der langen Fahrt, der Schock über das schäbige Zimmer, die Angst, die sie seit Stunden ausgestanden hatte.
»Was ich hier tue?«, fuhr sie ihn an. »Das frage ich mich allerdings auch. Ich fahre kilometerweit hierher, und erwarte eine nette Familie mit Kind, die mich freundlich
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