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Diamantenschmaus

Diamantenschmaus

Titel: Diamantenschmaus
Autoren: Pierre Emme
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Salzburg, er aus
der Steiermark, die sich in Wien gefunden hatten, sehr sympathisch und freute
sich, mit den höchstens halb so alten jungen Menschen eine gute Gesprächsbasis
gefunden zu haben.
    Inzwischen hatte Maja ein Foto entdeckt, das Palinski mit Max
und Moritz zeigte, seinen beiden Hunden. »Ach, Sie haben Haustiere«, freute sie
sich, doch Palinski musste relativieren.
    »Ja und nein«, meinte er kryptisch. »Ja, die
beiden gehören mir, sind aber seit fast zwei Jahren nicht mehr in Wien, sondern
im Waldviertel am Bauernhof vom Onkel Alois zu Hause. Da geht es ihnen viel
besser als hier in der Großstadt. Und ich besuche sie zweimal im Monat.«
    Manchmal gingen ihm die Hunde schon ab, aber »das
war auf jeden Fall die beste Lösung für uns alle.«
    Majas Blick ließ den Schluss zu, dass sie aus Prinzip nicht
dieser Meinung war. Sie reduzierte ihren Protest gegen Palinskis Einstellung
auf ein leicht trotzig klingendes »Wir bekommen nächste Woche einen kleinen
schwarzen Kater« und ein unausgesprochenes »Und der kommt mir nicht aufs Land.
Nie.«
    »Dass es so etwas auch noch gibt«, wunderte sich Jan
inzwischen über Palinskis Problem-PC. »Ich habe gedacht, so alte Stücke sind
nur noch im Museum zu besichtigen.«
    Jetzt war es am Hausherrn, leicht beleidigt zu sein. Wie der
junge Dutter [1] von seinem treuen Kastl sprach, war schlimm. Allerdings …
    »Wissen Sie vielleicht jemanden, der sich mit Computern gut
auskennt?« Palinski hatte die Frage an niemanden speziell gerichtet, sie
ungezielt einfach so in den Raum gestellt. Um der latenten Angst um sein
jüngstes Werk ein wenig Luft zu verschaffen.
    »Ja«, antworteten seine beiden Gäste nahezu unisono und
zielten damit auf sich selbst bzw. den jeweils anderen ab. Und daraufhin wurde
der bis dahin schöne Tag nahezu genial. Auf einen fast nur angedeuteten Hinweis
Palinskis auf sein Problem hin machten sich die beiden wie zwei hochkarätige
Chirurgen über den alten, zumindest scheintoten PC her.
    Nach der raschen und gleichsam gründlichen Erstuntersuchung
folgte prompt die Diagnose: »Kastl total im Eimer, an Altersschwäche
eingegangen.« Aber dadurch waren die beiden Spezialisten anscheinend nicht aus
der Ruhe zu bringen.
    Das alles wirkte äußerst professionell und machte Palinski
echt Hoffnung. Maja überlegte halblaut, ob nicht Benny vielleicht … was,
konnte er nicht verstehen, da sich plötzlich die Türglocke am Ausgang zur
Stiege 3 meldete. Draußen stand Herr Mayerbeer, ein Mieter aus dem dritten
Stock, und war sehr aufgeregt.
    »Herr Palinski, I bitt Ihna«, brach es aus ihm heraus, »bei
uns in da Woschkuchl sitzt da Herr Lesonic von da Zwarer-Stiagn und is tot. Die
Frau Wurminzer hod eam entdeckt und is si sicher, doss a umbrocht wurn is. Wos
soi ma denn jetzt mochn, Herr Palinski? Sie kenann si do aus mit soiche Sochn.
Ned woar?«

     
    *

     
    Inspektor Markus Heidenreich, der
stellvertretende Leiter der Kriminalpolizei am Kommissariat Döbling, hatte
gerade das imposante Gebäude auf der Hohen Warte verlassen wollen, als ihn der
Anruf erreichte.
    »Hallo, Markus«, meldete sich Palinski, »ich fürchte, ich
muss deine Sonntagsruhe stören, wir haben hier im Haus wahrscheinlich einen
Mord oder zumindest einen Totschlag vorliegen.« Er holte hörbar Luft. »Aussehen
lässt der Täter oder die Täterin es allerdings wie einen besonders törichten
Suizid oder einen ebensolchen Unfall. Was es zumindest theoretisch sogar sein
könnte. Obwohl ich das nicht glaube. Wie auch immer, kannst du dringend
hierherkommen? Stiege 3, Dachgeschoss, die Adresse kennst du ja.«
    Nachdem das erledigt war, wandte sich Palinski dem Tatort zu.
Oder zumindest dem Fundort der Leiche. Worum es sich bei der kleinen Waschkuchl
wirklich handelte, das würde erst die Untersuchung der Spezialisten von der
Spurensicherung zeigen.
    In dem kleinen Raum unterm Dach stank es widerlich
nach kaltem Rauch, zusätzlich noch nach kaltem Schweiß. Alles in allem eine
wahrhaft teuflische Mischung, echt zum Abgewöhnen.
    Karl Lesonic war jedoch nicht nur hier im Hause
bekannt wie … Pardon, inzwischen musste man ja korrekterweise bekannt
gewesen sagen. Also, der Mann war nicht nur ein Wiener Original gewesen,
sondern darüber hinaus eine Galionsfigur der sich auch in diesem Lande immer
mehr zuspitzenden Auseinandersetzung zwischen Rauchern und Nichtrauchern.
    Lesonic, der sich immer wieder stolz dazu bekannt
hatte, an keinem Tag der letzten 55 Jahre weniger als mindestens
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