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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen
Autoren: Jo Clayton
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    Rasch tapste sie den Flur entlang; der Strom eisiger Luft, der über die bemalten Fliesen hinwegstrich, ließ sie ein wenig frösteln.
    Der Platz vor der Tür des Azdar war von einem wimmelnden Gedränge erfüllt; Leute, die in angespanntem, erregtem Geflüster miteinander zischelten, ein Netzwerk von Zischlauten und Heimlichkeit schufen, das sie an dem Gesagten nicht teilhaben ließ. Qumris scharfe Stimme erhob sich plötzlich über die anderen: „… muß es sein …“ Mavas unzufriedenes Poltern übertönte wiederum den Rest.
    Hastig zog sich Aleytys tiefer in den Schatten zurück. „Muß was sein?“ murmelte sie. „Weibsstück. Sie muß etwas über den Feuerball wissen. Wenn es nach ihr ginge, könnte ich Alef nicht von Bayt unterscheiden.“ Sie beugte sich angespannt neugierig vor.
    Die purpurne Tür, in deren Mitte ein fein ziselierter Silberdrache prangte, krachte auf, und der Azdar persönlich ragte wuchtig in dem weiten Rechteck auf.
    Aleytys erhob sich höher auf ihre Zehen und blickte an ihm vorbei, da die Neugier heiß in ihr brannte. Als sie im Schatten schwankte und sich mit einer gegen die Wand gestützten Hand festhielt, konnte sie nur eine undeutliche Gestalt im Bett sitzen sehen. Sie erstickte ein Kichern. Möchte wissen, wen er sich heute nacht da hineingeholt hat. Wetten, daß Qumri ganz blaß ist? Sie schniefte und ließ ihre Blicke über die massige Gestalt in der Türöffnung gleiten. Ha! Hat sich sogar Zeit genommen, sein Haar zu kämmen und ein sauberes Nachthemd anzuziehen. Noch einmal schnellte ihr Blick über ihn. Sieh an, wie der alte Bussard seinen Bauch einzieht.
    Die breiten Lippen zu einem Hohnlächeln geschürzt, die zottigen Augenbrauen zu einem scheußlichen Stirnrunzeln zusammengezogen, bewegte er seinen massigen Schädel langsam herum, wie ein Tars auf der Jagd.
    Eine plötzliche Stille. Alle Augen konzentrierten sich auf ihn.
    Azdar stand eindrucksvoll stumm, um ein Höchstmaß an Dramatik aus dieser Szene herauszupressen.
    Aleytys ließ sich wieder auf ihre Absätze herunter, die Aufsässigkeit wie ein Jucken spürend, das ihr unter die Haut kroch. Am liebsten hätte sie alle angeschrien: „Der alte Bastard ist ein Schwindler!“ Ruhelos und nervös bewegten sich ihre Schultern an der Wand.
    Unvermittelt wurde das angespannte Schweigen von Qumri gebrochen. Sie machte zwei Schritte nach vorn und baute sich vor Azdar auf. Aleytys hielt den Atem an. Ihr Herz übersprang einen Schlag. Sie konnte Qumris Gesicht nicht sehen, aber die Haltung ihres Kopfes kündete von kaum unterdrückter Wut.
    „Abru sar, der Feuerball.“ Qumris Stimme war laut und krächzend. Bösartig kurz beschnitt sie ihre Worte. „Sie! Was wirst du ihretwegen unternehmen?“ Das letzte Wort spie sie ihm wie eine Gruben-Viper, die ihr Gift verspritzte, entgegen.
    „Sie?“ wiederholte Aleytys überrascht. Sie schluckte plötzlich, preßte ihre Hand auf ihren Mund, ihre Blicke huschten aufmerksam über die Rücken derer, die ihr am nächsten standen. Aber niemand drehte sich um. Niemand hatte es gehört.
    Azdar funkelte Qumri an, bis sie zögernd ihren Kopf senkte. Dann wurden seine harten, gelbbraunen Augen schmal, und er brüllte die anderen an: „Ein Haufen wirbelloser Mikhmikhha!“
    Erneut unterdrückte Aleytys ein Kichern; die zottigen Haare seines buschigen Schnauzbartes flatterten in dem Windstoß.
    Er knallte seine Hand gegen den Türpfosten und donnerte: „Das Haus steht fest! Ai-Jahann, um einiges fester als die meisten von euch! Ihr zittert in euren Häuten! – Vor Geistern! Oder etwa nicht?“ Höhnisch grinste er und bewegte seinen massigen Schädel wieder herum, um sie mit seinen Blicken zu durchbohren. „Die Hexe ist fort, Dummköpfe. Sie wird nicht zurückkommen. Morgen werden wir den Mulaqat wegen dieser Sache einberufen. Bis dahin verhaltet euch wie erwachsene Menschen, und nicht wie wimmernde Blagen. Verzieht euch jetzt! Laßt einen Mann schlafen.“ Er stolzierte in sein Gemach zurück, ergriff die Türkante und zog sie achselzuckend hinter sich zu.
    Eine Minute lang flatterten die Azdarha wie eine Schar nervöser Kücken herum, wobei ihre Stimmen in kaum hörbaren Zuckungen glucksten, ein an- und abschwellendes Murmeln, das hinter Aleytys herwehte, als sie sich ein paar Schritte zurückzog, sich dann auf ihren Zehen herumdrehte und den Flur entlangfloh.
    Leicht keuchend, ein zittriges Kichern brodelte mit Tränen unter ihrer unsicheren Selbstbeherrschung, glitt sie in
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