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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen
Autoren: Jo Clayton
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Matratze zurückfallen, fröstelnd von der kalten Luft, die sie umgab.
    Twanit bewegte sich und stieß ihren Kopf unter den Steppdecken hervor, feucht blinzelnd. „Leyta?“
    „Ja, Schatz?“ Aleytys drehte sich um, wischte die wilden, zerzausten Haare von den weit aufgerissenen Augen ihrer Cousine und lächelte gütig zu ihr hinunter. „Was ist los, Ti?“
    Mit einem blubbernden Keuchen krabbelte Twanit hoch und legte ihre Hände um Aleytys’ Hüften; ihr Gesicht vergrub sie in den dicken Falten des schweren Nachtgewandes. „Oh, Leyta“, jammerte sie. „Leyta …“ Ihre Stimme verlor sich in Zusammenhanglosigkeit, während ihr zarter Körper so stark bebte, daß die Knochen fast durch das transparente Fleisch zu kommen drohten.
    Aleytys seufzte und tätschelte ihre Schulter. „Schschtt, Ti“, sagte sie leise. Leicht streichelte sie über die schwarzen Locken, während sie ihr besänftigendes Murmeln fortsetzte. „Schschtt, Liebling. Mmm, nein, ich passe auf, daß es dir nichts antut … Schschtt, es ist weg … ganz weg … ganz weg … Schau, es ist wieder dunkel … schön und dunkel … Mhhmm … Mhhmm … Ich bin hier, kleine Ti, azizni … Schschtt.“
    Sie ließ ihre Stimme schwächer werden, als sie fühlte, wie sich Twanits Körper entspannte. Als sie hinuntersah, waren die Augen ihrer Cousine geschlossen, und ihre Atemzüge kamen langsam und gleichmäßig. Sie war wieder eingeschlafen, in diesen leichten, tiefen Schlaf gesunken, der ihren hysterischen Ausbrüchen für gewöhnlich folgte.
    Mit einem knappen, widerwilligen Lächeln glitt Aleytys auf ihre Seite des breiten Betts hinüber. „Ich wünschte, für mich wäre es auch so leicht“, murmelte sie.
    Twanits weicher Mund öffnete sich; sie schnarchte.
    „Duscht!“ Aleytys griff mit dem Arm nach ihr und drehte sie auf die Seite.
    „Was für eine Nacht.“ Sie setzte sich auf und rieb wieder ihre Arme. „Kalt wie Aschlas’ Mitleid.“
    Sie streckte sich auf dem Bett aus und zog die Decken über sich und ihre Cousine und fröstelte bei der Berührung der kalten Laken. Komisch, dachte sie, sich so über ein dummes Licht am Himmel aufzuregen. Sie zuckte ihre Schultern, drehte sich auf den Bauch und kuschelte ihren Kopf in die Decken. Dann schloß sie ihre Augen, sog einen tiefen Atemzug in ihre Lungen, ließ die Luft langsam wieder heraussickern und gab sich erneut dem Schlaf hin.
    Eine Minute später riß sie ihre Lider wieder auf. „Madar!“ knurrte sie in das Kissen hinein. Draußen, auf dem Flur, ein wenig durch die dicken Wände gedämpft, hörte sie laute, aufgeregte Stimmen, schlurfende Schritte, das Schlagen von Türen.
    „Meine Familie! Meine verdammte, liebe Familie. Stecken endlich ihre Nasen heraus.“ Sie stemmte sich hoch und setzte sich im Schneidersitz auf ihr Kissen. „Kein Schlaf für mich heute nacht. Nicht bevor sie ihre schnatternden Münder zumachen.“ Sie legte ihren Kopf zurück, starrte zu dem rätselhaften schwarzen Rechteck hinauf. „Oder vielleicht …“
    Erneut wand sie sich in die Öffnung hinauf und suchte eifrig den Himmel ab. Aabs blasse Kugel schien durch die obere rechte Fensterscheibe, während der winzige Zeb direkt darunter schwebte. Die launenhaften Nachtbrisen des Frühsommers ließen die Horan-Blätter heruntertanzen, genau wie sie es in jedem Gavran-Monat getan hatten, an den sie sich erinnern konnte.
    „Bei den purpurnen Augen des Madar …!“ Aleytys schob einige verirrte Haarsträhnen aus ihren Augen nach hinten. „Ich wollte, ich wüßte es …“ Mühsam drehte sie sich herum und rutschte von der Bettseite hinunter. Twanit murmelte ein zerknautschtes Geräusch; es verlor sich in einem gurgelnden Schnarchen.
    Obwohl das Bett den engen Raum fast ausfüllte, gab es auf jeder Seite etwa einen Fußbreit Platz zwischen Kante und Wand. Sie glitt an den Schiebetüren ihres Wandschranks vorbei und riß einen Fransenschal herunter, den sie um ihre Schultern warf. Vorsichtig drückte sie die schwere Tür auf.
    Der Korridor draußen war von beweglichen Schatten gemustert; Nachtkerzen warfen sie, die in eisernen Haltern neben den vielen, in regelmäßigen Abständen in die Wand eingelassenen Türen steckten. Der Flur war jetzt leer, aber am anderen Ende strömte eine Pfütze buttergelben Lampenlichts um die Ecke. Stimmen stürmten heran, wie unheimliche, körperlose Geister, und Echos verstümmelten die Worte zu Geräuschfetzen. Sie zögerte. Wenn ich mich im Schatten halte, so daß sie mich nicht
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