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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition)
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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selbst geprägt, sah ihn aufgrund seiner Schmerzen sogar regelrecht mitleidig an, so als existierte das eigene Leid, das immens sein musste, gar nicht.
    Der Junge, dessen Kopf an IHR lehnte, sah ihn misstrauisch an und Crane versuchte zu lächeln. Aus der Nähe konnte er nun erkennen, dass der Junge an jeder Hand sechs Finger hatte, dies also nicht ein Merkmal seiner dämonischen Gestalt war, und er außerdem auf seinen Schultern merkwürdige Knochenausstülpungen aufwies. Crane blickte den Jungen an, blickte SIE an, und wusste plötzlich, womit er es zu tun hatte.
    Wie konnte er nur so blind gewesen sein? Er machte den Job schon viel zu lange.
    »Keine Sorge, ich werde dir nichts tun«, meinte er zu IHR ruhig.
    Hoffe ich jedenfalls, sonst sieht es böse für mich aus.
    Vorsichtig legte er die Hand um die Klinge, die noch immer in ihrer Schulter steckte.
    »Das könnte jetzt doch wehtun.«
    SIE lächelte ihn an und legte ihre Hand auf die seine. Sie war von einer solchen Sanftheit, dass es Crane fast die Kehle zuschnürte und ihm alles Leid tat, was er IHR angetan hatte. Noch nie hatte er eine solche Kraft gespürt, der er so hilflos gegenüberstand.
    Sobald er aus seiner kurzen Trance erwachte, zog er auch das Messer heraus. SIE bäumte sich kurz auf, ließ aber keinen Laut des Schmerzes hervor, sondern sackte augenblicklich wie erleichtert wieder zurück.
    Sofort legte Crane seine Hand auf die Wunde und konzentrierte sich. Weiß strahlendes Licht trat aus ihr hervor und schon spürte er, wie die Wunde verheilte. Als er die Hand wegnahm, war von der Wunde nichts mehr zu sehen. Noch bevor er sich darüber freuen konnte, wurde er abrupt nach hinten gerissen und gegen eine Wand geschleudert, wo er erst einmal nach Luft ringend zusammensackte.
    »Manieren haben die hier«, bekam er noch zwischen zwei Hustenanfällen hervor. Dann lehnte er sich an die Wand und beobachtete das Geschehen.
    SIE war mittlerweile aufgestanden und küsste den Jungen, dem einer der Dämonen eine Decke umgelegt hatte, auf die Stirn. Kurz blickte SIE zu Crane hinunter, bevor SIE denjenigen stumm ansah, der ihn so in die Mangel genommen hatte. Dann verschwand SIE mit dem Jungen in den Katakomben, gefolgt von einigen der Dämonen – doch längst nicht allen, wie es Crane lieber gewesen wäre.
    Die restlichen Dämonen blickten Crane an, besonders sein spezieller Freund, der zu ihm kam, ihn kurz fixierte, um ihn dann die Pranke – Hand war eine glatte Untertreibung – zu reichen und ihm aufzuhelfen.
    »Das nächste Mal … verschwindest du direkt«, grollte der Dämon.
    Crane nickte und klopfte sich den Staub aus der Robe, was aber wohl auch nicht viel half. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, sah er noch die Silhouette von IHR und dem Jungen in der Dunkelheit verschwinden.
    »Er ist ein Nephilim, nicht wahr? Das Kind eines Engels und eines Menschen«, stellte Crane fest und der Dämon nickte.
    »SIE kam vor Urzeiten hierher, da SIE sich in die Oper verliebte und so den Menschen Freude bringen wollte. Auch wir hörten IHREN Gesang und schworen, SIE zu schützen. Doch dann kam der Bischof. Sein Geist war wie besessen von der Idee, SIE zu besitzen. Er wollte unbedingt haben, was er nicht haben konnte. Und er nahm es sich mit Gewalt. In seinem Wahn, SIE für immer zu besitzen, schmiedete er einen Pakt mit den finsteren Mächten. Sie gaben ihm die Macht, das Kind zu verfluchen. Nur IHR Gesang konnte den Bann aufheben, so hatte er SIE gebunden. Jeden Abend bat SIE ihn, den Fluch von IHREM Sohn zu nehmen, vergeblich. Bis heute. Euer Amulett wird den Jungen von nun an vor dem Fluch schützen können.« Der Dämon hielt kurz inne und durch die Hallen konnte man den Schrei des Bischofs hören. »Er wird für alles bezahlen, was er IHR und dem Kind angetan hat.«
    Crane nickte verstehend. So ähnlich hatte er sich die Geschichte auch ausgemalt, jetzt. Wie blind war er doch gewesen.
    »Wird SIE jemals zurückkehren können?«
    Statt einer Antwort bekam er einen gewaltigen Schlag gegen die Brust, der ihn wieder gegen eine Mauer krachen ließ, aus der sich einige Steine lösten, die aber nicht ausreichten, um ihn unter sich zu begraben.
    »Was interessiert es dich! Du wolltest doch beide töten, nur weil man dir glauben machte, sie seien das Böse. Du bist blind gewesen für die Wahrheit. Nicht immer ist das Offensichtliche auch die Wahrheit. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werde ich nicht so nett zu dir sein, Dämonenjäger.«
    Crane blieb liegen. Er
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