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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition)
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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hatte nicht vor, aufzustehen, nur damit ihn wieder jemand gegen eine Wand warf. Doch verdient hatte er es. Er war so dumm gewesen, ein himmlisches Wesen für die Aussaat des Bösen zu halten.
    Wenn das kein Frevel war, was dann?
    Schließlich rappelte er sich stöhnend auf und blickte sich um. Er war alleine, jedoch ganz bestimmt nicht unbeobachtet. Er bemerkte Gordons Leiche.
    Wenn er nicht wollte, dass SIE und IHR Junge Schwierigkeiten bekamen, musste er dafür sorgen, dass Gordon nicht hier gefunden wurde. Außerdem hatte Gordon es verdient, im Kreise seiner Brüder beerdigt zu werden, auch wenn er am Ende seines Lebens gestrauchelt war. Es stand Crane nicht zu, darüber zu urteilen, das würde schon jemand anderes tun.
    Auch er selbst musste erst einmal wieder in die Sicherheit seines Klosters zurückkehren, wo er seinen Vorgesetzten einiges zu erklären hätte. Doch das war ihm egal. Er musste wieder zu Ruhe kommen und über alles nachdenken. Zu viel war heute geschehen, zu viel, als dass er es ignorieren konnte.
    Einen Engel für einen Dämonen zu halten war schon ein Schnitzer. Aber Dämonen, die seinen Job machten; ja, sogar die Unschuldigen vor ihm schützten, das musste erst einmal überdacht werden.
    Eines war jedoch klar: Er würde Paris nie vergessen.

Classico

    Rona Walter

    Zeit seines Lebens fühlte sich Cedric De Quincey ein wenig zu sehr zu kuscheligen Babytierchen und ihren menschlichen Pendants hingezogen. Ihre naive Niedlichkeit und das hohe Fiepen, das der Kehle entstieg, sobald man sie etwas drückte, brachte sein Herz zum Schmelzen und seine Finger über den gereizten Stimmbändern zum Vibrieren.
    Am Rande von Pueblucho, einem argentinischen Dorf, das seinem europäischen Namen „Nest“ wahrhaft in nichts nachstand, kaufte er sich eine sehr kleine Wohnung, die ihn auch räumlich von den größtenteils steinalten Einwohnern abschnitt. Als waschechter Engländer in Argentinien hatte man nicht sonderlich viel von der Nachbarschaftlichkeit der Dörfler, es sei denn, man drehte nonstop Horrorstreifen über fliegende Köpfe mit Vampirhauern, die es auf Jungfrauen abgesehen hatten. In Argentinien eine beliebte Mär, jedoch in Anbetracht der verschwindend geringen Menge an echten Jungfrauen ab einem Alter von elf, war aus dieser Legende allerdings nicht mehr viel herauszuholen. Zudem war De Quincey Journalist, zumindest offiziell. In seinen letzten Jahren außerhalb des britischen Empires sammelte er jedoch sehr viel Gewöhnungsbedürftigeres als Todesanzeigen und Krankenberichte.
    Bereits in Brighton hatte man ihn als einen Außenseiter betrachtet, seit er in eine der ruhigeren Gegenden im Westen gezogen war. Die allzu neugierigen Nachbarinnen mit ihren winzigen, köterähnlichen Biestern beobachteten ihn aus ihren kalten Augen, seit er das Türschild, das zuvor seiner Mutter gehörte, polierte. Noch am Nachmittag entschied er sich für blickdichte Gardinen. Als jedoch wenige Tage nach seinem Einzug der biestige Mopps von Etage Drei, der offensichtlich auf den Namen Giselle hörte, nicht schnaufend aus seinem Körbchen kletterte, und von da an unauffindbar blieb, befand man, dass der Mieter in der ›Fünf‹ wohl unmöglich nicht dafür verantwortlich sein könnte. Wer auch sonst, wenn nicht er. Völlig klar, dass man ihn augenblicklich zur Rede stellen musste. So kam es, dass zu unchristlichster Zeit eine Horde Rentnerinnen vor De Quinceys Tür standen und im perfekten Zwanzig-Sekunden-Takt an ihre Anwesenheit erinnerten.
    De Quincey schwor sich unter seinem dünnen Kopfkissen, zuerst die ohrenbetäubende Blechklingel zu eliminieren und danach eine neue Wattierung für sein Kissen zu kaufen, nur für den Fall, dass die gichtigen Finger ihm in Ermangelung einer Klingel die Tür einzuschlagen versuchten – denn mit unerfreulichem Besuch war zukünftig sicherlich zu rechnen.
    Er wühlte sich aus dem Bett und tapste auf die Wohnungstür zu. Es hatte seit einigen Augenblicken nicht mehr geschellt, also zählte er schon einmal vor.
    Er hob drei Finger.
    »Eins.«
    Er klappte den Ringfinger ein.
    »Zwei.«
    Und noch ehe er auch den Zeigefinger senken konnte, schrie die vermaledeite Blechklingel erneut auf.
    De Quincey legte den Kopf schief. Sie wurden also langsam ungeduldig oder es war der verzweifelte letzte Knopfdruck vor der endlichen Kapitulation. Abrupt blieb er stehen und lobte in Gedanken die neu verlegten Dielen, die noch keine knarzenden Melodien von sich gaben. Er lehnte sich dem Spion
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