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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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mit welken Blättern, Tannennadeln, Schnee und Erde. Er hatte versucht, in die Stadt zurückzukehren, aber in der Nacht waren die Tore geschlossen, und auf den Mauern patrouillierten Soldaten mit schussbereiten Armbrüsten.
    Hunger hielt tiefen Schlaf von ihm fern. Er war verborgen und geschützt, aber trotzdem spürte er das Tageslicht als leichtes Stechen wie von Bissen kleiner Insekten, und er dachte an Wynn. Das Unwohlsein begleitete ihn bis zum Sonnenuntergang, und dann kroch er ins Freie und schauderte wie bei der Rückkehr aus dem zweiten Grab. Seine Kleidung war voller Schmutz, und auch das bescherte ihm Unbehagen. Als er sich erneut den Toren von Venjètz näherte, drängte Hunger alle unangenehmen Erinnerungen beiseite.
    Doch Wynn blieb in seinen Gedanken. Hatte sie ihn in der Festung überhaupt gesehen?
    Einige Karren und Bauern zu Fuß warteten vor dem immer noch geschlossenen Haupttor der Stadt. Ein Soldat auf der Mauer neben dem Wachhaus rief herunter, dass »Hauptmann« Omasta die Tore der Stadt bis auf Weiteres geschlossen hatte. Niemand durfte herein oder hinaus.
    Chane wusste nicht, was aus Wynn geworden war. Oder aus seinem Pferd. Oder aus Welstiel.
    Er ging ein paar Schritte in den Wald zurück. Wynn hatte seinen Mantel, und abgesehen von seinem Schwert und den Sachen, die er trug, befand sich seine ganze Habe in der Efeurebe. Hinter einem Baum blieb er stehen, beobachtete die Ansammlung aus Karren und Menschen und suchte nach einer Gelegenheit, seinen Hunger zu stillen.
    Die meisten Leute vor dem Tor redeten miteinander und verlangten Einlass. Einige wenige befanden sich hinter den Wagen und Karren. Ein Mädchen saß allein auf dem Trittbrett eines Wagens, mit einer kleinen Lampe in der Hand.
    Sie schien sehr jung zu sein, kaum mehr als zehn Jahre alt. Ihr genaues Alter ließ sich nur schwer abschätzen, denn sie war von Kopf bis Fuß in eine Decke gehüllt. Nur das schmale Gesicht war zu sehen, darin eine von der Kälte gerötete Nase. Sie blickte auf ihren Schoß hinab.
    Chane duckte sich, huschte zum nächsten Baum und dachte daran, das Mädchen zu packen und in den Wald zu tragen. Ein schwaches Bauernmädchen konnte er bestimmt daran hindern, um Hilfe zu rufen, bis er mit ihm fertig war.
    Die Decke bewegte sich, und eine kleine Hand kam zum Vorschein und drehte ein Stück Pergament auf dem Schoß.
    Chane erstarrte hinter dem Baum.
    Es war kein Pergament, sondern die Seite eines Buches. Er sah es jetzt ganz deutlich. Als das Mädchen umblätterte, erkannte er verblasste Schrift auf altem, vergilbtem Papier.
    Der Hunger erinnerte ihn daran, dass es sich nur um sterbliches Vieh handelte, das sich vermehrte und abrackerte und sein kurzes Leben in solcher Unwissenheit verbrachte, dass sein Tod kein Verlust für die Welt war. Nein, überhaupt kein Verlust, nu r …
    Das Mädchen las.
    Chane biss die Zähne zusammen. Wo und wie war dieses Bauernkind mit Büchern vertraut geworden? So, wie er selbst, so wie Wyn n …
    »Schleichst du herum?«, flüsterte jemand hinter ihm.
    Chane drehte sich um, dazu bereit, sich mit der Nahrung zufriedenzugeben, die so dumm gewesen war, ihn hier zu überraschen. Einige Schritte tiefer im Wald bemerkte er eine Silhouette, und Welstiel trat zwischen den Bäumen hervor.
    »Wie hast du die Festung verlassen?«, krächzte Chane.
    »Auf die gleiche Weise wie du, nehme ich an.«
    Eine gewisse Niedergeschlagenheit lag in Welstiels Stimme.
    »Was ist los?«, fragte Chane.
    Welstiel sah zum Stadttor. »Ich vermute, dass Magiere noch immer beabsichtigt, Leesil ins Reich der Elfen zu folgen.«
    Das war Chane gleich, aber andere Ziele gab es für ihn ohnehin nicht. »Dann holen wir irgendwie die Pferde und unsere Sachen und folgen ihnen, wie immer.«
    »Das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Magiere und ihre Gefährten können jenes Land betreten. Sie reist mit einem Halbelfen und einem Majay-hì . Wir nicht, und deshalb haben wir keinen Zugang zum Reich der Elfen. Tote können sich dort nicht aufhalten.«
    Chane stand da und nahm die Worte in sich auf. Es war zu oft geschehen, dass Welstiel sein Wissen um Dinge nur dann preisgab, wenn es ihm passte. Chane hatte das langsam satt.
    »Und wir können nicht in die Stadt zurück«, fuhr Welstiel fort. »Darmouth ist ermordet worden, und wer weiß, wann die Tore wieder geöffnet werden.«
    »Unser Geld, die Kleidung, mein Vogel un d … meine Bücher sind noch im Gasthof!«, krächzte Chane. »Wir haben keine Pferde. Wir haben
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