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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Gras und über eine kleine Schneewehe.
    »Lauf, du Idiot!«, rief Magiere und wartete nicht, um zu sehen, ob er ihrer Aufforderung nachkam.
    Der Soldat, den Chap zu Boden gebracht hatte, war wieder auf den Beinen und folgte dem Mädchen. Magiere hörte Schreie und Kampfgeräusche, als sie noch schneller lief, dem Mädchen und seinem Verfolger entgegen. Hinter ihr wurde das Stampfen von Hufen lauter.
    Als sich das Mädchen dem Grenzfluss näherte, riss der Soldat einen dreieckigen Kampfdolch aus der Scheide an seinem Gürtel. In der anderen Hand hielt er noch immer den Streitkolben. Magiere griff auf ihre Dhampir-Kraft zurück, und plötzlich hörte sie ein vertrautes Heulen.
    Chap jagte rechts an ihr vorbei. Magiere hielt nicht inne, als hinter ihr ein Pferd wieherte, und dann hörte das Trappeln der Hufe auf. Sie warf einen kurzen Blick über die Schulter und sah, dass Chap am Hals des Rosses hing und versuchte, es zu Fall zu bringen. Es blieb Magiere keine Zeit, ihm zu helfen oder zu beobachten, ob seine Bemühungen erfolgreich waren. Der Soldat schloss zu dem Mädchen auf, doch als er Magiere bemerkte, wurde er langsamer und wandte sich ihr zu.
    Sein Dolch zielte auf ihr Gesicht. Mit der anderen Hand schwang er den Streitkolben, und Magiere fing ihn mit ihrem Falchion ab. Als er mit dem Dolch zustoßen wollte, schlug sie seinen Arm nach oben, ballte die Faust und rammte sie ihm mitten ins Gesicht.
    Seine Knochen knackten so laut, dass Magiere erschrak. Die Wucht des Schlags riss ihn von den Beinen, und er drehte sich einmal um die eigene Achse, bevor er mit dem Rücken auf den Boden prallte. Magiere warf sich auf ihn, blockierte seine Arme mit den Knien und hinderte ihn daran, sich zur Seite zu drehen. Mit beiden Händen hielt sie das Falchion, die Spitze über der Brust des Soldaten.
    Und dann erstarrte sie.
    Er war jung, zu jung. Nur ein oder zwei Jahre älter als Geoffrey, der in der Taverne beim Bedienen der Gäste geholfen hatte. Die Wange war im Bereich des Jochbeins aufgeplatzt, das ganze Gesicht blutverschmiert. In seinen Augen lagen weder Zorn noch Furcht, nicht einmal Angst vor dem Tod. Er lag einfach nur da, wie erleichtert darüber, nicht mehr kämpfen zu müssen.
    Das Kettenhemd und die Polsterung darunter waren zu groß für ihn und schienen für einen kräftiger gebauten Soldaten bestimmt zu sein. Er trug sonst keine Rüstung, und seine Hose wies viele geflickte Stellen auf. Dunkle Ringe der Erschöpfung lagen unter seinen jungen Augen, und das Gesicht wirkte ausgezehrt.
    Aber er war bereit gewesen, Frauen und Kinder zu töten.
    Magiere schlug erneut mit der Faust zu und traf ihn am Kinn.
    Der Kopf des jungen Mannes ruckte zur Seite, und er verdrehte die Augen, erschlaffte dann. Magiere nahm sich keine Zeit für die Frage, welcher Instinkt sie veranlasst hatte, diesen Soldaten am Leben zu lassen. Mit einem Satz kam sie wieder auf die Beine, trat den Dolch fort und nahm den Streitkolben.
    Das Mädchen floh noch immer in Richtung Grenze, jetzt zusammen mit dem Jungen. Das Pferd des Soldaten war weggelaufen. Vor den fliehenden Kindern setzten die Reiter den anderen Flüchtlingen nach, und zwischen ihnen erklang Chaps zorniges Heulen.
    Magiere wandte sich ab und hielt nach Leesil Ausschau.
    Wynn stand hinter sechs Bogenschützen am Hang vor dem Fluss und verlagerte das Gewicht von einem Bein aufs andere. Weiter unten hatten die mit Spießen und Piken bewaffneten Soldaten nur einen Schritt vom Ufer entfernt Aufstellung bezogen. Hauptmann Stasi ging hinter ihnen auf und ab, sprach mit jedem von ihnen, klopfte hier auf eine Schulter und nickte dort. Seine Stimme war so leise, dass Wynn nicht verstand, was er sagte. Sie hätte ebenfalls einige aufmunternde Worte brauchen können.
    Links von den Bogenschützen standen die Priester, die Sluzhobnék Sútzits. Zwei hatten die Kapuzen zurückgeschlagen, eine Frau in mittleren Jahren und ein junger Mann, der so unruhig wie Wynn von einem Fuß auf den anderen trat. Die Frau hingegen stand ebenso ruhig da wie der dritte Priester vor ihnen, der die Kapuze noch immer über den Kopf gezogen hatte. Als die Frau zu Wynn sah, bemerkte der Kapuzenträger dies und folgte ihrem Blick.
    Seine Züge waren kaum zu erkennen, aber Wynn sah grauweißes Haar über einem sauber rasierten Gesicht. Zwar war er groß und hielt sich gerade, doch er bewegte sich mit der Vorsicht des Alters, als er Wynn höflich zunickte und die Hand zum Gruß hob. Wynn erwiderte die Geste, aber ihre
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