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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe
Autoren: Mike Lee
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zwischen hoch aufragenden Kasernen hindurchführenden Pfads zwei
verwitterte alte Menhire, die den Beginn des alten Wegs kennzeichneten.
    Die Steine verkörperten den
Anfang und zugleich das Ende einer jeden Reise eines Ritters: Der linke Menhir
war so bearbeitet worden, dass er einen stolzen Ritter zeigte, der mit kühnen
Schritten in die Welt hinauszog, Pistole und Kettenschwert in der Hand, während
der rechte Menhir einen vom Kampf erschöpften Krieger zeigte, dessen Rüstung
Risse aufwies und dessen Waffen zerschlagen worden waren. Er kniete müde auf
der Stelle, doch den Kopf hatte er hoch erhoben, während er über seine Heimkehr
nachdachte.
    Zahariel musste lächeln, als er
sah, wie Luther im Vorbeigehen mit den Fingerspitzen leicht über den rechten
Menhir strich, eine Tradition, die bis zu den frühesten Tagen ihrer
Bruderschaft zurückreichte. Er vollzog die gleiche Geste, spürte den glatten
Stein unter den Fingern und dachte an die Generationen von Vor-gängern, die
schon vor Jahrtausenden das Gleiche gemacht hatten wie er jetzt.
    Als sie dem schmalen,
gewundenen Pfad folgten, ließ der kräftige Sturm nach, auch wenn der Wind
weiter an ihren Chorröcken und Kapuzen zerrte, während die Wolken vom ersten
Licht der Dämmerung beschienen wurden. Obwohl der Aufstieg lange dauerte, nahm
er doch weniger Zeit in Anspruch, als Zahariel erwartet hatte. Nach nur wenigen
Stunden befanden sie sich auf einmal auf dem ausladenden, gepflasterten Platz,
der früher einmal eine Waldlichtung gewesen war, wo die Kandidaten für den
Orden eine lange, zermürbende Nacht vor den Burgtoren hatten verbringen müssen.
    Jetzt standen diese Tore weit
offen, als sich die Dark Angels näherten, und Zahariel sah zu seiner
Verwunderung, dass es auf dem Hof von Reihen junger Rekruten wimmelte, die sich
so aufgestellt hatten, dass sie eine bis zum Fuß der äußeren Zitadelle
reichende Prozession bildeten. Die Rekruten waren in aller Eile versammelt
worden, und viele betrachteten die Neuankömmlinge mit einer Mischung aus
Neugier und Überraschung.
    Luther führte seine Krieger an
dieser Prozession vorbei, als hätte er diese Art Empfang schon lange im Voraus
erwartet. Am entlegenen Ende der Rekrutenreihe warteten zwei Gestalten — eine
vom Alter ausgezehrt und gebeugt, die andere in dunkler Rüstung und mit
goldgerändertem Chorrock. In respektvollem Abstand zu den beiden blieb er
stehen, und im nächsten Moment kam auch der ihm folgende Kader aus Astartes wie
ein Mann zum Stillstand.
    Wie auf ein geheimes Zeichen
hin sanken die Rekruten auf ein Knie nieder und verbeugten sich vor dem
goldenen Krieger. Eine Trompete schmetterte vom Pförtnerhaus den Berg herab,
das traditionelle Signal für einen Ritter, der von einer langen und gefährlichen
Reise zurückgekehrt war. Meister Ramiel, seit kurzem der Kastellan von
Aldurukh, kniete ebenfalls vor Luther nieder, während hinter ihm Lord Cypher
voller Respekt vor dem Stellvertreter des Legionsbefehlshabers den Kopf neigte.
Dennoch entging Zahariel nicht das amüsierte Funkeln in den Augen des Kriegers.
    Cypher war kein Name, sondern
ein Titel, der zurückreichte bis zu frühesten Tagen des Ordens. Seine Aufgabe
war es, die Traditionen, Gebräuche und die Geschichte der Bruderschaft zu
hüten, außerdem fiel ihm die Aufgabe zu, die Integrität der Höheren Mysterien
zu wahren — die fortgeschrittenen Taktiken und Lehren, die mit den
Neueingeführten geteilt wurden. Da er die buchstäbliche Personifizierung des
Ordens und dessen Glaubens war, gab ein Mann, der die Funktion des Cypher
übernahm, seinen eigenen Namen auf, um fortan nur noch so genannt zu werden. Er
war ein Eckpfeiler der Bruderschaft, ein Ritter mit großer Erfahrung und
Weisheit, der zwar nur über wenig Macht, dafür aber über beträchtlichen
Einfluss innerhalb der Organisation verfügte.
    Der momentane Lord Cypher war
sogar eine noch rätselhaftere Erscheinung als die meisten seiner Vorgänger, was
nicht zuletzt mit seiner Jugend und der damit verbundenen kaum vorhandenen
Erfahrung zusammenhing. Als Lion El'Jonson zum Großmeister des Ordens aufstieg,
ging man allgemein davon aus, dass er diesen Posten an Meister Ramiel geben
würde. Doch stattdessen entschied er sich für einen kaum bekannten Ritter, der
jünger war als Luther und viele aus dessen Umfeld. Es hieß, dass der neue
Cypher in einer der unbedeutenderen Festung nahe der von Bestien heimgesuchten
Norderwildnis ausgebildet worden war, doch selbst das war kaum
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