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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel
Autoren: Mitchel Scanlon
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ihres
Untergangs berichten.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     
    ERSTES BUCH
    Caliban
     
     
     
    Eins
     
     
     
    ES BEGANN IN DER DUNKELHEIT.
Zahariel schlug die Augen in dem Moment auf, da Lord Cyphers Männer kamen, um
ihn zu holen. Er wachte auf und sah eben noch, wie eine Hand auf sein Gesicht
herabfuhr, um ihm den Mund zuzuhalten. Sie zerrten ihn aus dem Bett, zogen
einen Sack über seinen Kopf und banden ihm die Arme auf den Rücken. Dann
stießen sie ihn vor sich her, so dass er blindlings durch eine Reihe von Korridoren
taumelte. Als sie schließlich stehen blieben, hörte er, wie einer seiner
Entführer dreimal an eine Tür klopfte.
    Die wurde geöffnet, und ihm
versetzte man einen Stoß nach vorn.
    »Wer wird zu uns gebracht?«,
fragte eine Stimme in der Dunkelheit.
    »Ein Fremder«, antwortete Lord
Cypher gleich neben ihm.
    »Er wurde gefesselt und mit
verbundenen Augen hergebracht. Er bittet darum, eintreten zu dürfen.«
    »Bringt ihn her«, forderte der
andere Sprecher.
    Zahariel wurde an Armen und
Schultern gepackt, dann schubste man ihn und zwang ihn auf die Knie. Der
Steinboden war so kalt, dass ihn ein Schaudern durchlief, als er mit nackten
Knien darauf zu liegen kam. Er bemühte sich, dieses Schaudern irgendwie zu überspielen,
um seine Entführer nicht glauben zu lassen, er fürchte sich.
    »Wie lautet dein Name?«, fuhr
der erste Sprecher fort, diesmal lauter und energischer. Diese Stimme war daran
gewöhnt, Befehle zu erteilen. »Wer ist deine Familie?«
    »Ich bin Zahariel El'Zurias«,
erwiderte er, dann führte er dem alten Brauch entsprechend seine gesamte
Abstammung auf. »Ich bin der einzige lebende Sohn von Zurias El'Kaleal, der
wiederum der Sohn von Kaleal El'Gibrael war. Meine Familie entstammt der Linie
von Sahiel.«
    »Ein Adliger«, ließ eine dritte
Stimme verlauten, die auf unerklärliche Art fesselnder war. »Er glaubt, er
sollte zu uns gehören, weil sein Vater ein wichtiger Mann war. Ich sage, er ist
nicht gut genug für uns. Er ist unserer nicht würdig. Wir sollten ihn vom Turm
werfen, damit die Sache ein Ende hat.«
    »Das werden wir noch sehen«,
sagte der erste Sprecher. Zahariel vernahm das markante Geräusch einer Klinge,
die aus ihrer Scheide gezogen wurde. Dann spürte er kaltes Metall auf der Haut,
als ihm jemand das Messer an den Hals drückte.
    »Erst werden wir ihn auf die
Probe stellen«, sprach die Stimme in der Dunkelheit. »Fühlst du die Klinge an deiner
Kehle?«
    »Ja.«
    »Dann lass dir gesagt sein,
dass eine Lüge ein Verrat an unseren Schwüren ist. Hier wird nur die Wahrheit
gesprochen. Solltest du lügen, werde ich das sofort erkennen. Höre ich eine
Lüge, werde ich dir die Kehle aufschlitzen. Akzeptierst du diese Bedingungen?«
    »Ja, ich akzeptiere sie.«
    »Tatsächlich? Du musst dir
darüber im Klaren sein, dass ich von dir einen Eid fordere. Selbst wenn ich dieses
Messer wegnehme, selbst wenn ich längst tot bin und diese Klinge verrostet,
stumpf und nutzlos ist, wirst du noch immer an deinen Eid gebunden sein. Bist du
also wirklich bereit, diesen Eid abzulegen?«
    »Ich bin bereit«, erklärte
Zahariel. »Ich werde den Eid ablegen.«
    »Dann sag mir zunächst, was dir
das Recht gibt, hierherzu-kommen. Wer bist du, dass du Zutritt zu unserer Zusammenkunft
begehrst? Mit welchem Recht behauptest du, würdig zu sein, einer von uns zu werden?«
    »Ich habe den ersten Teil
meiner Ausbildung abgeschlossen, und ich wurde von meinen Meistern als würdig
erachtet«, sagte er.
    »Das ist ein Anfang, aber es
ist mehr erforderlich, um in unseren Reihen aufgenommen zu werden. Deshalb musst
du eine Prüfung ablegen.«
     
    Zahariel hatte gewusst, dass
sie ihn holen würden. Er war von Meister Ramiel vorgewarnt worden, wenngleich nicht
so ausdrücklich. Vielmehr hatte der alte Mann seine Worte wie üblich in
Schatten gehüllt und mindestens so viel verschwiegen, wie er andererseits
enthüllen konnte.
    »Du weißt, ich kann dir nicht
viel sagen«, hatte Meister Ramiel ihm eröffnet. »Das ist nicht die Art, wie es abläuft.
Das Einführungsritual ist so alt, dass seine Ursprünge Tausende von Jahren
älter sind als der Orden selbst. Manche sagen, unsere Vorfahren könnten es von Terra
mitgebracht haben.«
    »Ich verstehe«, erwiderte
Zahariel.
    »Tatsächlich?«, fragte der
Meister.
    Er drehte sich um und sah
Zahariel mit seinen flinken Augen an, der in der Vergangenheit diesem eindringlichen
Blick sofort ausgewichen wäre. Jetzt dagegen hielt
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