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Deutschland misshandelt seine Kinder (German Edition)

Deutschland misshandelt seine Kinder (German Edition)

Titel: Deutschland misshandelt seine Kinder (German Edition)
Autoren: Michael Tsokos , Saskia Guddat
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schwarzer Folie zugeklebt ist, vor den Hämatomen und Knochenbrüchen des Nachbarkindes, das angeblich so ungeschickt ist, dass es andauernd hinfällt.
    Wir brauchen eine Gesellschaft des offensiven Hinschauens. Die Privatsphäre der Eltern muss dort enden, wo sie für die Misshandlung von Kindern missbraucht wird. Das ist im Grunde nicht anders als in der Beziehung zwischen Staaten: Demokratische Rechtsstaaten respektieren auch die Souveränität von Staaten, die despotisch oder chaotisch regiert werden. Aber wenn diese Regime bei der Verletzung der Menschenrechte ihrer »eigenen« Bürger eine rote Linie überschreiten – dann muss die demokratische Staatengemeinschaft eingreifen.
    Beim Kinderschutz begnügen wir uns viel zu oft mit Symbolpolitik: Vor den Schulen werden Tempo- 30 -Zonen eingerichtet, damit kein Kind, das einem Ball hinterherrennt, zu Schaden kommt – aber in die »heilige« Sphäre der Familien, wo Kinder tatsächlich Tag für Tag massiv geschädigt werden, greifen Staat und Gesellschaft nicht genügend ein.
    Wir behaupten keineswegs, dass Kindesmisshandler abgrundtief böse sind, aber wir stellen fest, dass sie Hilfe brauchen. Und wir sagen: Die Hilfsbedürftigkeit oder sogar Hilflosigkeit von Eltern darf auf gar keinen Fall zu Lasten der Kinder gehen! Fahrschüler, die ihre Prüfung nicht bestehen, müssen schließlich auch erst weitere Fahrstunden nehmen und dann nochmals zur Fahrprüfung antreten. Und erst wenn sie diese bestanden haben, dürfen sie allein das Steuer übernehmen. Es kann doch nicht sein, dass wir an Autofahrer höhere Anforderungen stellen als an diejenigen, die maßgeblich die körperliche und geistige Gesundheit und Entwicklung der Kinder steuern.
    Wir alle müssen unser Verhalten ändern: Wir müssen lernen, hinzuschauen und uns notfalls auch einzumischen, wenn wir verdächtige Hinweise bemerken.
    Welche Anzeichen für Misshandlung gibt es? Wie sollte man reagieren, wenn das Nachbarkind offensichtlich wieder verprügelt worden ist? An welche Stellen kann man sich wenden?
    In den folgenden Abschnitten finden Sie einige praxiserprobte Tipps.

Alarmzeichen und Warnhinweise
    Lokalisation der Verletzungen:
Typische Verletzungen durch Kindesmisshandlung unterscheiden sich deutlich von Verletzungsmustern, die durch Spielunfälle entstehen, etwa durch einen Sturz vom Klettergerüst.
    Sturztypische Verletzungen finden sich an Knien und Schienbeinen, an Ellenbogen oder Handballen, am Hinterkopf, an Stirn, Kinn und Nasenspitze. Misshandlungstypisch sind dagegen Verletzungen im oberen Kopfbereich (oberhalb der sogenannten »Hutkrempenlinie«), an Wangen und Ohren, an den Streckseiten der Unterarme, am Rücken oder am Gesäß. Sie lassen sich in aller Regel nicht mit einem einfachen Sturz oder ähnlichen Spielunfällen erklären.
     
    Plausibilität der Erklärungen:
Verletzungen an sturzuntypischen Stellen deuten nicht automatisch auf eine Misshandlung hin, aber in solchen Fällen sollte man sich aufmerksam anhören, wie die Eltern das (angebliche) Unfallgeschehen erklären. Ist die angebotene Erklärung wirklich plausibel, also vereinbar mit den sichtbaren Verletzungen?
    Ob die Wucht der Gewalteinwirkung zur Schwere der Verletzungen passt, kann auch ein Laie meist abschätzen – schließlich waren wir alle einmal Kinder und kennen typische Kinderunfälle von unseren eigenen Kindern, aus der Verwandtschaft oder Nachbarschaft.
    Ein Kind mit einer Schädelfraktur kann nicht einfach gestolpert und hingefallen sein – das führt allenfalls zu Beulen und Platzwunden.
     
    Formung der Verletzungen:
Nicht selten verrät die Form der Verletzung, mit was für einem Gegenstand das Kind geschlagen wurde – mit der Hand, deren einzelne Finger sich als Striemenmuster auf der Wange abbilden, mit einem Gürtel, einer Gürtelschnalle, einem Kochlöffel und so weiter.
    Auch geformte Verletzungen können in aller Regel nicht durch einfache Sturzunfälle hervorgerufen worden sein. Erst recht nicht dadurch, dass ein Kind angeblich nur auf einem Spielzeug in seinem Bett eingeschlafen ist, wie wir das häufig zu hören bekommen: Wer jemals mit der Wange auf einem Kopfkissenknopf geschlafen hat, weiß genau, dass man sich auf diese Weise keine Hämatome zuziehen kann. Und die häufig vorgeschützte Behauptung, striemenförmige Hämatome im Gesicht kämen daher, dass das Baby im Schlaf seine Wange gegen das Gitter seines Gitterbettes gedrückt habe, lässt sich schon durch eine einfache
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