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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition)
Autoren: Dietmar Dath
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Entwicklung« hatte der Vorstandssprecher eines großen japanischen Unterhaltungselektronikkonzerns dem Kanzler geschenkt, um sich für die Option zu bedanken, große Teile bundeseigenen Berliner Grundbesitzes erwerben zu dürfen, »wenn’s eng wird« (der Kanzler).
    Daß der Geist Joseph Schumpeters kein lebendiger Mensch war, erkannte man daran, daß er zwar einerseits Volumen und sogar so etwas wie Masse besaß, die hauptsächlich elektromagnetisch per Fernfeldprojektion von einem kleinen Gerät in des Kanzlers Manschettenknopf erzeugt wurden, andererseits aber aussah, als wären seine Umrisse gewissermaßen gestrichelt statt, wie bei Ernstzunehmendem, ordentlich durchgezogen.
    »Diese spontanen und ... diskontinuierlichen Veränderungen der Bahnen des Kreislaufes und Verschiebungen des Gleichgewichtzentrums«, dozierte Schumpeter, während das Kanzlerkinn mit dem Krawattenknoten kämpfte, »treten in der Sphäre des industriellen und kommerziellen Lebens nun einmal auf, da kann man nichts machen. Daß natürlich andererseits in der Sphäre des Berufslebens der Konsumenten der Endprodukte ...«
    »Ich kann ... mpffööh ... das alles nich mehr hören. Das is doch«, prustete der Kanzler, »zum Mäusemelken! Jetzt streiken schon die Busfahrer und die Hotelputzkräfte und die wie heißt das Volk da, diese Dingse. Na! Die Lehrer! Nich bloß die Auto-Affen ... pfffhpp ... und du salbaderst hier schöne Vorträge über ... Sphären und alles!«
    »Vielleicht sollten wir den Autarkie-Entwurf aus der Schublade holen«, warf der Wirtschaftsminister ein.
    »Autarkie ... na was. Was?« blaffte der Kanzler. Schumpeter verlagerte sein virtuelles Gewicht ein Spürchen nach rechts. Das Sesselleder quietschte. Der Geist lehnte sich zum Wirtschaftsminister hin und sagte: »Autarkie. Eine schöne Idee: Deutsche, kauft nur Deutsches. Aber sie ist ipso facto absurd, denn wenn der Deutsche die Wahl hat, deutsche Kirschen zu kaufen oder billige Kirschen, so wird er billige kaufen, von Bananen noch ganz abgesehen. Die es hier nämlich gar nicht gibt.« »Meine armen Ossis ...«, ächzte der Kanzler.
    »Wir sind vom Export abhängig. Der aber lahmt. Die Binnennachfrage ist ebenfalls im Eimer. Also, wir befinden uns zwischen Scylla und Chablis. Kaschmir. Dem anderen Monster da«, seufzte der Wirtschaftsminister.
    Schumpeter zog ein saures Gesicht, als er erklärte: »Es gibt nur zwei Arten, ein Autarkieprogramm wahr zu machen: als expansionistische Kriegswirtschaft, die einfach deshalb keiner Handelspartner mehr bedarf, weil sie sich andere unterwirft, wie beim Herrn Hitler. Oder, zweitens, indem man das Land zusperrt.«
    Das sollte ein Witz sein. Der Kanzler jedoch wirkte neu belebt und schnaubte: »Nee, genau! Is’ doch präzis, die Idee von diesem, na, diesem Monogenis-Plan, den uns der Pütterdings ...«
    »Taschenuniversum!« rief der Wirtschaftsminister gebildet.
    »Wenn wir das machen ... hchhh ...«, grunzte der Kanzler, »dann natürlich nicht für immer. Eher wie beim Krämerladen, wegen Inventur geschlossen ... danach können wir dann filtern. Das Problem ist ... doch nur ... dieses ungeregelte Rein und Raus ... wie der Onkel von der Bank gesagt hat: Vietnamesen wollen wir gern, wenn sich die Kinder Mühe geben, Deutschrussen sind auch noch okay, Osteuropäer, Ukrainer, Weißrussen von mir aus, aber bitte keine Türken und Araber mehr. Die Strebsamen, die ... die Guten ins ... aufs Töpfchen, oder wie heißt das? Also, jedenfalls, ich bin dafür. Daß man das macht. Dieses Abschotten und Aufräumen, erst mal den eigenen Laden in Schuß bringen, und dann sortieren, wer später irgendwann wieder rein kann, den ganzen Handel und Wandel, einerseits Einwanderer, andererseits Export ... Monogenis-Plan. Internet abschalten. Prima.«
    »Monogenis-Plan?« Schumpeters Geist wußte von nichts.
    Nun war es am Minister, sich nach vorn zu lehnen, wissend zu blinzeln und lächelnd festzustellen: »Nun, mein lieber Schumpeter, es gibt eben mehr Dinge zwischen Himmel und ...«
    »... der Zukunft ... pfffhrmm ...«, röchelte der Kanzler erregt.
    »... der Zukunft, als Eure Wirtschaftswissensweis... Wissenheit ...«, fuhr der Minister fahrig fort.
    »... im Kopf ... hrrsn ... aushält ...«, vollendete der Kanzler den Gedankenbogen. Er biß auf seine Krawatte und lachte wie ein krummgespieltes Keyboard.

5.
Hilde Pinguins schlechter Tag
     
    Hilde Pinguin gehörte zum Rand der herrschenden Klasse.
    Die teure Frau befehligte eine
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