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Deutsche Tugenden: Von Anmut bis Weltschmerz (German Edition)

Deutsche Tugenden: Von Anmut bis Weltschmerz (German Edition)

Titel: Deutsche Tugenden: Von Anmut bis Weltschmerz (German Edition)
Autoren: Asfa-Wossen Asserate
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vom «Bürger in Uniform», bis man sich kürzlich ganz von der Wehrpflicht verabschiedete. Braucht eine solche Gesellschaft – und eine Demokratie überhaupt – noch die Tugend der Zivilcourage? Aber ja. Immer wieder hört und liest man von gewalttätigen Übergriffen in U-Bahnhöfen und auf der Straße, bei denen die Umstehenden untätig zuschauten. Wo blieb da die Zivilcourage?
    Wie die allermeisten Tugenden lässt sich auch die Zivilcourage nicht verordnen. Aber man kann auf die hinweisen und diejenigen ehren, die ein positives Beispiel geben. In einer Gesellschaft, in der sich die Menschen anpassen, um voranzukommen, können so andere ermutigt und angesteckt werden. Denn nicht nur, wenn es um die Frage von körperlicher Gewalt geht, ist Zivilcourage gefragt. Dazwischenzutreten, wenn jemand, der eine andere Hautfarbe hat oder einer Minderheit angehört, beschimpft und beleidigt wird, auch das ist Zivilcourage. Man braucht dazu eine Festigkeit des Herzens, und die wird einem nicht in die Wiege gelegt. «Der Mut, den wir einzig und allein brauchen können», schreibt Fontane, «ist das Resultat der Liebe, der Pflicht, des Rechtsgefühls, der Begeisterung und der Ehre, er ist nicht angeboren, sondern er wird , er wächst.»
    Von einem Politiker darf Zivilcourage erwartet werden, wenn er aus Fraktionszwang eine Entscheidung mittragen soll, die seinem Gewissen widerspricht. Von einem Bankberater, wenn er angewiesen wird, seinen Kunden ein Finanzprodukt zu verkaufen, das er nicht einmal selber versteht. Von einem Wissenschaftler, wenn er sich zu Forschungen hergeben soll, deren Ziele der Würde des Menschen zuwiderlaufen. Ebenso von einem Journalisten, wenn sein Verleger ihm verbieten will, die Wahrheit zu schreiben. Das kann unter Umständen mit persönlichen Nachteilen verbunden sein, aber gerade das zeichnet ja die Zivilcourage aus: dass man bei seinem couragierten Handeln auf solches nicht Rücksicht nimmt.
    Ohne Zivilcourage, fürchte ich, kommt keine Gesellschaft aus – und erst recht keine Demokratie, die doch vom Gemeinsinn lebt. Ohne sie kann es gar kein dauerhaftes menschliches Miteinander geben, denn sie ist die Tugend des aufrechten Ganges.

Literatur
    Allgemeine Literatur
    Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Deutschland! Deutschland? Texte aus 500 Jahren von Martin Luther bis Günter Grass. Frankfurt am Main 2002.
    Asfa-Wossen Asserate: Manieren. Frankfurt am Main 2003.
    Asfa-Wossen Asserate: Draußen nur Kännchen. Meine deutschen Fundstücke. Frankfurt am Main 2010.
    Hermann Bausinger: Typisch deutsch. Wie deutsch sind die Deutschen? 5. Aufl. München 2009.
    Das Buch der Tagebücher. Ausgewählt von Rainer Wieland. München, Zürich 2010.
    Gordon A. Craig: Über die Deutschen. München 1982.
    Deutsche Erinnerungsorte. Herausgegeben von Etienne François und Hagen Schulze. 3 Bände. München 2001.
    Thea Dorn, Richard Wagner: Die deutsche Seele. München 2011.
    Egon Friedell: Kulturgeschichte der Neuzeit. 3. Aufl. München 2012.
    Christian Graf von Krockow: Porträts berühmter deutscher Männer. Von Martin Luther bis zur Gegenwart. Berlin 2004.
    Golo Mann: Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main 1992.
    Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. Berlin 2009.
    Peter Peter: Kulturgeschichte der deutschen Küche. 2. Aufl. München 2009.
    Josef Pieper: Über die Tugenden. Klugheit – Gerechtigkeit – Tapferkeit – Maß. Mit einem Vorwort von Johannes Rau. München 2004.
    Bernhard Pollmann (Hrsg.): Lesebuch zur deutschen Geschichte. Texte und Dokumente aus zwei Jahrtausenden. Dortmund 1989.
    Peter Prange mit Frank Bassner und Johannes Thiele: Werte. Von Plato bis Pop. Alles, was uns verbindet. München 2006.
    Peter Reichel: Schwarz, Rot, Gold. Kleine Geschichte deutscher Nationalsymbole. München 2005.
    Martin Seel: 111 Tugenden. 111 Laster. Eine philosophische Revue. Frankfurt am Main 2011.
    Erwin Seitz: Die Verfeinerung der Deutschen. Eine andere Kulturgeschichte. Berlin 2011.
    Eberhard Straub: Eine kleine Geschichte Preußens. Berlin 2001.
    Eberhard Straub: Zur Tyrannei der Werte. Stuttgart 2010.
    Tugenden und Laster. Gradmesser der Menschlichkeit. Herausgegeben vom ZDF-Nachtstudio. Frankfurt am Main 2004.
    Klaus Waller: Von Achtung bis Zivilcourage. Lexikon der Werte und Tugenden. Stuttgart 2002.
    Ulrich Wickert (Hrsg.): Das Buch der Tugenden. Große Texte der Menschheit. München 2009.
    Vorbemerkung
    Hermann Bausinger: Typisch deutsch. Wie deutsch sind die Deutschen?
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